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Berliner Doppel: Evans und Rast auf Porsche-Jagd

Von Gerhard Kuntschik
Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein

Porsche kommt zum Doppel der Formel E-WM am Wochenende in Berlin zwar als bisheriger Saisondominator mit drei Siegen in sechs Rennen, doch die Jäger wollen der in der WM führenden Mannschaft das Heimspiel verderben.

Denn nicht nur der «ewige» Rivale DS Penske, sondern auch Jaguar samt Kunden Envision Virgin und McLaren mit René Rast haben sich für den Abschluss der ersten Saisonhälfte viel vorgenommen. Und das Heimdoppel will auch die Abt-Cupra-Equipe nützen, um nach missglücktem Start endlich zu punkten und zum Mittelfeld aufzuschließen.

Porsches Teamchef Florian Modlinger spielt die Bedeutung des Heimauftritts etwas herunter: «Wir haben uns ausgiebig, aber wie auf jedes andere Rennen vorbereitet und uns mit der speziellen Streckencharakteristik im Simulator beschäftigt. Keine Frage, dass wir wieder um Podestplätze kämpfen werden.»

Ein viel diskutiertes Thema vor Berlin ist das letzte Rennen in Sao Paulo mit der «Windschattenschlacht». Modlinger schwächt auch dazu ab: «Energiesparen und effizient zu fahren ist immer ein Thema.»v Für alle Teams neu werden die ersten Erfahrungen mit den Hankook-Reifen auf der Tempelhofer Betonpiste sein, „da wird das freie Training besonders wichtig», meint Modlinger.

Und der Chef des Titelanwärters anerkennt zwar die starke Form von Jaguar in Sao Paulo (drei Jaguar-getriebene Autos auf dem Podium), fürchtet sich vor den Briten aber nicht: «Jaguar verlor zwar viele Punkte durch verschiedene Umstände, aber sie sind nicht die einzigen starken Rivalen.»

Der Sieger von Sao Paulo und aktuelle Vizeweltmeister Mitch Evans will Berlin zu einer weiteren Verbesserung vom bisherigen neunten Platz nützen: «Das Geheimnis des Erfolgs in Sao Paulo war, die Energie im richtigen Moment zu nutzen und punktgenau auf die Effizienz zu achten», sagt der siebenfache E-Prix-Gewinner. «Der Tempelhof-Kurs ist einzigartig in unserer Serie und wirkt sehr aggressiv auf die Reifen, da ist ein ideales Set-up besonders wichtig. Wir sind besonders auf schnellen Strecken stark, wir wollen aber auch in Berlin sehr konkurrenzfähig sein. Es wird aber ein besonders kritischer Test wegen der Pistenbeschaffenheit und der Kurvenradien.»

Nach seiner Rechnung wäre Evans ohne Missgeschicke (u. a. Kollision mit Teamkollegen Sam Bird, Strafen etc.) in der WM ganz vorn: «Ich habe heuer durch Zwischenfälle 60 Punkte verloren, aber es ist für einen Titelgewinn noch nicht zu spät. Meine derzeitige WM-Position verschleiert unsere Leistungsstärke.»

Jaguar wird vorerst keine Priorisierung im Team ausüben, weiß der Neuseeländer, der noch fünf Punkte hinter Teamkollegen Bird liegt: «Sam und ich unterliegen keinen Absprachen, wir können uns matchen.»

Das gilt auch für Porsche: «Unsere Fahrer können frei agieren. Aber wir wollen natürlich die WM gewinnen», bestätigt Modlinger. Evans konzediert: «Porsche hatte einen fantastischen Saisonstart, ist auch als Team viel stärker geworden. Aber die Dominanz kann sich von Rennen zu Rennen drehen.»

Rast: Effizienz zählt auch in Berlin

Dass auch in Tempelhof Sparen beim Fahren angesagt sein wird, glaubt auch der aktuell Achte der WM, McLaren-Neuling René Rast: «Berlin hat keine so langen Geraden wie Sao Paulo, dennoch ist der Windschatten hier auch wichtig. Keiner will mittlerweile das Rennen in der ersten Hälfte anführen, denn da brauchst du mehr Energie. Als Zweiter oder Dritter sparst du bis zu 30 Prozent. Aber weil wegen des Nutzens des Windschattens alle eng hintereinanderfahren, ist natürlich die Kollisionsgefahr in Bremszonen hoch.»

Der Wahl-Bregenzer hat sich bei McLaren bestens eingelebt, ist vom Team begeistert: «Die Mannschaft, die als Mercedes zwei Mal die WM gewann, blieb fast unverändert, sie beherrscht ihre Aufgaben. Das ist vielleicht das beste Team, für das ich je fuhr. Und angesichts der Motorsport-Historie, die man im Hauptquartier in Woking vor Augen geführt bekommt, ist es eine Ehre, für McLaren fahren zu können.»

Cupra in den Startlöchern?

Bescheidener als bei Porsche, Jaguar und Rast sind die Wünsche von Ober-Abt Thomas Biermaier für Berlin: «Wir hatten mit Mahindra (Antriebspartner, Anm.) einen privaten Test, der erfolgreich verlief. Nico Müller war schon in Sao Paulo bester Mahindra-Fahrer. Wir hoffen auf einen deutlichen Aufwärtstrend. Wir erhoffen uns Punkte, auch wenn diese schwierig zu erreichen sein werden.»

Technischen Input von Partner Cupra gibt es derzeit noch nicht, auch wenn Ingenieure der spanischen Volkswagen-Tochter bei den Rennen dabei sind, doch noch liege alles bei Mahindra. «Wir sind mit der Zusammenarbeit bisher nicht zufrieden», gibt Biermaier zu. Und er glaubt auch, dass die Plattform Formel E Cupra nicht nur imagemäßig gefällt, sondern dass einmal auch technisch etwas kommen könnte, denn: «Die bisherigen Ergebnisse gefallen weder Abt noch Cupra.»

Fürwahr ist ein elfter Platz (Müller in Hyderabad) für ein ehemaliges Weltmeisterteam (mit Audi 2018) eine höchst mäßige Ausbeute…

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