Trauer um Georg Schreck: Der Gentleman wurde 80 Jahre

Von Susi Weber
Die Bahnsportszene trauert um Schreck Schorsch

Die Bahnsportszene trauert um Schreck Schorsch

Der Oberschwabe Georg Schreck verstarb am zweiten Weihnachtsfeiertag im Alter von 80 Jahren. In den 1970er-Jahren fuhr er Bahngespannrennen, später machte er sich als Techniker einen Namen.

«Er war ein absoluter Gentleman.» Es sind die Worte des vierfachen Langbahn-Weltmeisters Robert Barth, der mit Georg Schreck lange Jahre befreundet war. Der «Schreck Schorsch», wie ihn viele kannten und nannten, ist am 26. Dezember 2021 nach längerer Krankheit verstorben und wird am 5. Januar in Tettnang beigesetzt. Dem Motorsport, insbesondere dem Motorradsport und allem voran dem Bahnsport, ist Georg Schreck auch lange nach seiner aktiven Karriere verbunden geblieben. Sein Humor, seine Zuvorkommenheit, sein technisches Wissen, aber auch seine Bodenständigkeit zeichneten ihn aus und machen ihn für viele unvergesslich.

«Sein Leben lang hat ihn der Bahnsport nie losgelassen, selbst nicht in seiner schwersten Zeit», sagt Schorschs Frau Martha. Am 4. Juli 1941 wurde Georg Schreck, drei Jahre nach seinem Bruder, in Wangen im Allgäu geboren. Aufgewachsen ist er im Kreuzthal. Schon im Alter von neun Jahren musste er als Hirtenbub hinaus zu den Bauern. Später machte er eine Kfz-Lehre in Leutkirch, wechselte dann nach Biberach und heiratete – noch vor seiner Bundeswehrzeit – 1961 zum ersten Mal. 1962 wurde Tochter Birgit geboren, die im vergangenen Jahr verstarb.

Zum Bahnsport kam Georg Schreck Anfang der 70er-Jahre – zunächst im Beiboot von Werner Eggert, mit dem er 1974/75 zweimal Deutscher Gespannmeister wurde. Später setzte sich Schreck selbst hinter den Lenker, gewann 1977 mit Karl-Heinz Volk den OMK-Pokal, was einem Deutschen Meister in der Nachwuchsklasse gleichkommt. 1977 wechselte Schreck zur ZF nach Friedrichshafen, wo er zunächst im Fahrversuch, später und bis zu seinem Renteneintritt im Jahr 2000 im technischen Betrieb arbeitete. «Seine große Freude waren sein Enkel Adriano und seine drei Urenkel», erzählt Martha Schreck, die seit 1978 an seiner Seite und seit 1987 mit ihm verheiratet gewesen ist. Beide waren bis noch vor zwei Jahren viel unterwegs, verbanden immer wieder Urlaub mit Motorsportveranstaltungen und unterhielten viele Kontakte in die Bahnsportszene. Auch seine «Gartenhausfamilie» in einem kleinen Teilort in der Nähe seines Wohnorts Tettnang war Georg Schreck wichtig. Und: Er war begeisterter Skifahrer und liebte die Berge im Sommer wie im Winter – und die Geselligkeit.

Auch nach seiner aktiven Gespannfahrerzeit, in der Wolfgang Haag, Werner Eggert, Karl-Heinz Volk und Manfred Eggert zu ihm in den Beiwagen steigen, blieb der Bahnsport sein Steckenpferd. Schreck war Mitglied des MSC Langnau und der Renngemeinschaft Graf Zeppelin Friedrichshafen. Noch im fortgeschrittenen Alter begeisterte er mit Schwenker-Showeinlagen, später auch mit Alexander Haag, dem Sohn seines einstigen Beifahrers. Mit seinem selbst gebauten Schwenker hatte Schreck 1996 in Tschechien auch seinen einzigen Unfall, der beinahe die Abnahme eines Fußes bedeutete. Doch das Stehaufmännchen Schreck erholte sich wieder, blieb gesund – bis zum April dieses Jahres. «Es war, als hätte man ihm den Stecker gezogen. Er hatte keine Energie mehr, seine Lunge war voller Wasser», erinnert sich Martha Schreck. Zudem wurden Einblutungen im Gehirn festgestellt, die operiert werden mussten. Zu dieser Zeit hatte Schreck auch einen ersten epileptischen Anfall. Schreck kämpfte sich immer wieder zurück, auch nach einer zeitweisen Lähmung einer Körperhälfte. Doch nach einem weiteren epileptischen Anfall im Oktober erholte er sich nicht mehr, musste künstlich ernährt werden. Mitte Dezember wurde Schreck von den Fachkliniken Wangen ins Pflegeheim nach Tettnang verlegt, wo er am zweiten Weihnachtsfeiertag im Beisein seiner Frau Martha verstarb.

Ein Superfan war Georg Schreck vom Memminger Ex-Weltmeister Robert Barth, mit dem er gut 20 Jahre lang eine Freundschaft pflegte. «Der Schorsch war nie schlecht drauf und hat keine Kosten und Mühen gescheut, um für mich was zu machen», sagt Barth heute. Kennengelernt haben sich beide noch vor der Jahrtausendwende, zu einer Zeit, als die Starts des Memmingers noch verbesserungsfähig gewesen sind. Darauf von Georg Schreck und Wolfgang Haag angesprochen, reagierte Barth borniert und ohne zu wissen, welche Koryphäen er vor sich hatte. «Ich habe mich beim nächsten Wiedersehen dafür entschuldigt», so Barth. Es war der Beginn einer langen Freundschaft, an die sich der Memminger noch lange Zeit erinnern wird: Den Kirschbaum in seinem Garten hat Barth zum Gewinn seiner ersten Weltmeisterschaft 2002 von Georg Schreck, einem Großen der Bahnsportszene, geschenkt bekommen.


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