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Kim Kempa: Beifahrerin, Rennleiterin und Model

Von Rudi Hagen
Sie ist erst 23, mutig, nicht auf den Mund gefallen und schon eine recht erfahrene Beifahrerin. Kim Kempa hofft, mit Dave Carvill das Finale zur Grasbahn-EM zu erreichen. Aber hinter der Schaumburgerin steckt mehr.

Kim Kempa wohnt in der Bergstadt Obernkirchen im niedersächsischen Landkreis Schaumburg. Die 23-Jährige turnt schon seit sieben Jahren in verschiedenen Bahngespannen als Beifahrerin herum, zuerst mehr aus Spaß, dann aber mit zunehmendem Ernst. In dieser Saison hofft sie mit dem Briten Dave Carvill am Lenker auf eine Teilnahme am Grasbahn-EM-Finale in Eenrum (NL).

SPEEDWEEK.com sprach mit Kim Kempa am Rande des Grasbahnrennens in Osnabrück.

Kim, wie bist du zum Bahnsport gekommen?

Mein Vater ist früher selbst Rennen gefahren und mein Bruder und ich sind damit aufgewachsen, wir sind seit klein auf schon jedes Wochenende auf der Rennbahn gewesen. Ich war, wie man mir erzählte, schon als Baby mit sechs Monaten mit auf einer Rennbahn.

Wie kam es zu einer Karriere im Gespann?

Da ich aus einer Gespannfamilie komme, lag das sehr nahe. Mein Bruder Jan hatte dann vor Jahren mal das Gespann von Jens Voß bei uns zuhause. Damit hat er angefangen zu fahren und ich durfte mich dann auch mal reinsetzen. So wurde ich Beifahrerin.

Selbst Fahren wolltest oder willst du nicht?

Nein, ich habe es zwar schon probiert, aber das liegt mir nicht so. Ich fahre aber hobbymäßig Solo, zum Beispiel bei uns in der Nähe auf der Speedwaybahn in Neuenknick.

Was ist das Besondere, wenn man als Beifahrerin im Gespann sitzt?

Natürlich der Adrenalinrausch und einfach auch, dass man sich mit dem Fahrer blind verstehen und ihm total vertrauen muss. Und dann das Gefühl am Ende des Tages, wenn man auf dem Treppchen steht, das ist unbeschreiblich.

Wenn du als Beifahrerin im Boot nicht richtig reagierst, dich zum Beispiel zu früh oder zu spät aufrichtest, kann es sein, dass ihr fliegt.

Genau. Als Beifahrer kann man selbst vieles steuern und auch lenken, da hat man doch sehr viel Einfluss und muss sich sehr konzentrieren.

Du bist schon bei einer ganzen Reihe von Leuten mitgefahren, nicht wahr?

Ja, wenn ich die Trainings zähle, waren es insgesamt 23 Leute. Echte Rennen gefahren bin ich mit 7 oder 8 Leuten.

Die Fahrer unterscheiden sich in ihrer Fahrweise, oder?

Auf jeden Fall. Das ist das Gute, dass ich schon bei so vielen Fahrern mitgefahren bin. Ich kann mich auf jede Situation einstellen, und auch wenn ich mal irgendwo aushelfe, kann ich durch die ganze Erfahrungen, viele verschiedene Fahrstile mitgemacht zu haben, gut auf den jeweiligen Fahrer einstellen.

Du bist ja auch schon mit Frauen mitgefahren.

Ja, ich bin mit Nicole Stahnke und Natascha Barlett gefahren.

Ist das anders als zum Beispiel beim Dave?

Nein, nicht wirklich anders, aber jeder hat seinen eigenen Fahrstil. Man kann aber nicht von Mädchen- oder Männerfahrstil sprechen.

Bei wem fährst du am liebsten mit?

Was mir am meisten Spaß gemacht hat, war beim William Matthijssen mitzufahren. Da kommt nichts heran, aber beim Dave macht es auch Spaß.

Läuft die Funktionärskarriere nebenbei?

Das habe ich hauptsächlich gemacht, weil ich eigentlich 2019 aufhören wollte. Nachdem Heinz Wollering gestorben war, dachte ich, die Funktionärskarriere wäre auch etwas für mich. Nur Abnahmekommissar durfte ich nicht machen, da ich keine technische Ausbildung habe. Da habe ich geguckt, was man sonst noch machen könnte, denn ewig Rennen fahren kann man ja auch nicht, und ich wollte mich aus der aktiven Position auch in die offizielle Sicht einbringen. Als Aktiver kann man die offizielle Seite dann besser bewerten, weil man aktive Erfahrungen hat.

Was steht momentan an erster Stelle bei dir?

Ganz klar, im Seitenwagen mitzufahren. Der Erwerb der Rennleiterlizenz läuft nebenbei, da ist mein Ziel, die Schiedsrichter-A-Lizenz zu haben. Das Fotografieren und das Modeln, was ich ja auch noch mache, laufen auch nebenbei. Die Hauptsache ist jetzt der aktive Part im Seitenwagen, denn Dave und ich wollen ja auch die Europameisterschaft mitfahren.

Habt ihr da schon einen Platz zugeteilt bekommen?

Nein, wir haben vom KNMV noch keinen Bescheid bekommen. Holland hat zwei Plätze, die direkt für das Finale in Eenrum sind und zwei für das Semifinale in Bad Hersfeld. Das entscheidet der Verband noch.

Wer wird das sein?

Detz wird gesetzt sein, dann gibt es noch meinen Bruder Jan, den Kregel und uns.

Dein Bruder mit seiner Freundin Sina Stickling und du mit deinem Fahrer Dave seid ja direkte Konkurrenten in den Rennen. Ist das ein Problem?

Nö, alles ganz normal. Wir sind zwei getrennte Teams und arbeiten und reisen auch nicht zusammen. Zuhause bei uns am Essenstisch wird aber schon das ein oder andere diskutiert.

Was und wo arbeitest du in der Woche?

Ich arbeite in Bückeburg bei einem Versicherungsmakler im Büro. Ab Freitagmittag habe ich frei, damit ich mich auf den Weg zu irgendeinem Rennen machen kann, sei es im Auto oder im Flieger. Im schlimmsten Fall kann ich auch noch mit gebrochenen Knochen im Büro arbeiten, da muss ich mir keine Sorgen um den Arbeitsplatz machen.

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