Gespanne 2022: Zwölf Teams mit deutscher Besetzung

Von Rudi Hagen
Markus Venus und Markus Heiß sind Top-Favoriten auf die Prädikate

Markus Venus und Markus Heiß sind Top-Favoriten auf die Prädikate

Für die Bahnsportsaison 2022 sind zwölf Seitenwagen-Teams mit deutscher Besetzung in der Internationalen Lizenzklasse gemeldet. Davon fahren acht mit Lizenz des DMSB.

Endlich wieder Langbahnrennen. Die Bahnsportgemeinde und vor allem die Fans des Gespannsports hatten zwei Jahre lang nichts zu lachen. Die Corona-Pandemie und deren Folgen machten Gras- und Sandbahnrennen fast unmöglich.

Jetzt geht es wieder los. An diesem Sonntag (10. April) findet im niederländischen Vries nahe Assen der erste Lauf zur Dutch Open statt. Bei den Solisten sind aus deutscher Sicht Stephan Katt, Christian Hülshorst und Jens Benneker am Start (Beginn 13 Uhr). Sie treffen auf starke niederländische Konkurrenz, unter anderem mit Weltmeister Romano Hummel und Jannick de Jong, der seine vierjährige Dopingsperre brav abgebüßt hat.

Im Feld der internationalen Seitenwagenklasse sind Jan Kempa und Beifahrerin Sina Stickling vom DMSC Bielefeld und Oliver Möller mit Dana Frohbös im Boot (MSC Nordhastedt) dabei. Kempas Schwester Kim ist zudem Beifahrerin des Briten Dave Carvill.

Für die kommenden Monate sehen die deutschen Gespannteams relativ optimistisch voraus. Speedweek.com schaute genauer nach.

Markus Venus (39) und Beifahrer Markus Heiß (35) vom RSC Pfarrkirchen sind die amtierenden Deutschen Meister (offiziell DMSB-Meister Seitenwagen). Sie sind auch wieder favorisiert für die DM am 4. September in Berghaupten. Allerdings verbindet Venus mit der Bahn am Waldsee «eine Art Hassliebe.» Und: «Da war es für uns immer sehr hart, du musst da immer super konzentriert sein.» Der Europameisterschaftstitel fehlt den beiden schnellen Niederbayern allerdings noch. Das Finale findet am 28. August im niederländischen Eenrum statt. Auf dieser Bahn holten William Matthijssen und Sandra Mollema ihren letzten EM-Titel vor Venus/Heiß.

Markus Brandhofer (43) und Beifahrer Richard Köhler (35) vom AMC Haunstetten sind für das EM-Finale in Eenrum gesetzt. Brandhofers damaliger Beifahrer Tim Scheunemann hat den aktiven Part im Gespann mittlerweile aufgegeben und ist Sportleiter beim AMC Haunstetten und will auch als Schiedsrichter Karriere machen. Der 35-jährige Köhler aus Nandlstadt sitzt jetzt im Boot des Gaißachers. Das einzige Rennen, welches die beiden Oberbayern im vergangenen Jahr zusammen fahren konnten, war das durch den unfallbedingten Abbruch verkürzte Event in Haunstetten. Brandhofer freut sich besonders auf die Deutsche Meisterschaft in Berghaupten: «Das ist eine tolle Bahn.»

Florian Kreuzmayr (42) und Beifahrerin Jasmin Staudacher (33) vom AMC Haunstetten wurden 2019 Dritte der DM in Pfarrkirchen. Seitdem wird «Izzi» Kreuzmayr von Verletzungen geplagt. Ganze drei Operationen hat der Oberbayer aus dem Landkreis Miesbach hinter sich bringen müssen. Kreuzmayr: «Zweimal wurde ich am linken Bein am Meniskus operiert und dann musste auch noch ein Schleimbeutel entfernt werden. Ich muss jetzt schauen, wie es mit dem Knie wird. Vom Material her wäre alles gut. Wir haben ein neues geiles Bike aufgebaut, ganz in schwarz und der Kugelmann hat super Motoren vorbereitet. Für das EM-Semifinale in Bad Hersfeld sind wir angemeldet, aber alles hängt von der Gesundheit ab.» Neben Freundin Jasmin steht auch weiterhin der Pfarrkirchener Roman Grammelsberger bei Bedarf für den Part als Beifahrer bereit.

Patrick Zwetsch (39 und Beifahrer Viktor Caric (31) von der MSV Herxheim wagten nach Platz 2 im Bahnpokal 2019 in Schwarme den Sprung in die Internationale Lizenzklasse. Aber dann war aufgrund der Corona-Pandemie erstmal Pause angesagt. Zwetsch: «Aus mentaler Sicht waren das zwei harte Jahre, vielleicht die härtesten, die wir aus sportlicher Sicht erleben mussten. Es war nicht einfach, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren und am Ball zu bleiben.» Bei den seltenen Starts in Diedenbergen, Haunstetten und Neuenhasslau fanden die beiden Landauer wieder «den richtigen Spaß auf der Rennbahn». Und: «Es war eine Genugtuung, endlich wieder die Atmosphäre auf dem Rennplatz erleben zu dürfen.»

Karl Keil (68) und Beifahrer David Kersten (23) von der MSV Herxheim konnten im Vorjahr in Haunstetten einen neuen Godden-Motor ausprobieren, der in der kommenden Saison zum Einsatz kommen soll. Der Haudegen aus Brombachtal geht in seine 50. Saison und freut sich auf sein Jubiläum: «David und ich sind bereit.» Sorgen bereiten dem Odenwälder wie immer die Lizenzgebühren. Keil: «Das ist nicht gerecht vom DMSB, wie die mit uns umgegangen sind, als in Vechta die DM gefahren werden sollte. Aber wir haben zusammengehalten und dann hatten sie am Ende gar nichts.»

Raphael San Millan (28) und Beifahrer Benedikt Zapf (25) vom MSC Berghaupten waren im Vorjahr insgesamt vier Mal auf dem Motorrad im Einsatz, bei zwei Trainings und zwei Rennen. Bei der DM auf ihrer Heimbahn in Berghaupten wollen die Badener in Topform sein. San Millan: «Wenn es 2022 aber ein drittes Jahr in Folge keine richtige Saison gibt, müssen auch wir uns Gedanken machen. Wir denken nicht ans Aufhören, aber die Coronazeit hat gezeigt, dass es auch ohne Bahnsport geht. Nach dieser Zeit werden wir auf jeden Fall nur noch die Veranstaltungen fahren, auf welche wir auch Bock haben.»

Oliver Möller (43) und Dana Frohbös (32) vom MSC Nordhastedt-Nordseeküste sind die beiden vergangenen Jahre kein Rennen gefahren. Dafür konnten sie auf der vereinseigenen Speedwaybahn in Albersdorf des Öfteren trainieren. Möller: «Unser Material ist gut vorbereitet mit GM-Motoren, die von Matten Kröger betreut werden. Wenn es geht, würden wir so viele Rennen wie möglich fahren wollen, auch die Dutch Open. Für das EM-Semifinale haben wir uns angemeldet und bei der DM in Berghaupten wollen wir natürlich auch dabei sein.»

Jan Kempa (31) und Beifahrerin Sina Stickling (25) vom DMSC Bielefeld konnten 2021 in Diedenbergen, Mulmshorn und in Neuenknick fahren. Das auch privat liierte Paar will in der kommenden Saison den Fokus auf die offene niederländische Meisterschaft richten. Kempa: «Wir durften bei den Holländern früher schon als B-Lizenzler mitfahren und haben dort sehr wichtige Erfahrungen gemacht, die uns dann beim Gewinn des Bahnpokals in Schwarme sehr geholfen haben. Wir haben auch eine niederländische Lizenz genommen, da uns einfach die Unterstützung durch den DMSB fehlt.» Technisch unterstützt werden Kempa/Stickling vom Niederländer William Matthijssen.

Marco Hundsrucker (45) und Beifahrer Michael Zapf (34) vom RSC Pfarrkirchen fahren mit einer Lizenz des österreichischen Verbandes (AMF). Hundsrucker: «In den letzten beiden Jahren waren wir aufgrund der Pandemie ohne Lizenz. Wir waren nicht damit einverstanden, wie sich der DMSB gegenüber uns Seitenwagenleuten in Bezug auf die geplante DM in Vechta verhalten hat. Für ein Rennen sollten wir den vollen Jahresbetrag berappen, so geht das nicht. Der österreichische Verband, vor allem Susanne Neuhäuser, hat sich sehr um uns bemüht. Daher nehmen wir die Lizenz jetzt bei denen. Und das werde ich für den Rest meines Rennfahrerlebens tun.»

Imanuel Schramm (47) und Beifahrer Frank Schiemer (43) von der MSV Herxheim sind mit Schweizer Lizenz unterwegs (FMS). Die beiden Schwaben konnten im vergangenen Jahr nur ein paar Mal zusammen trainieren, gewannen aber mit ihrem 500ccm-GTR-Motor des Schweizers Marcel Gerhard gewannen das Grasbahn-Event in Neuenhasslau und waren auch in Haunstetten bis zum unfallbedingten Abbruch des Renntages vorne mit dabei. Die Trainingsmöglichkeiten für die beiden Männer aus Tettnang und Bad Waldsee haben sich inzwischen weiter verbessert, denn Schramm hat auf seinem Grundstück in Wellmutsweiler seine eigene kleine Grasbahn auf 450 m erweitert.

I-Seitenwagen 2022 mit deutscher Besetzung:

1. Markus Venus/Markus Heiß (RSC Pfarrkirchen)
2. Markus Brandhofer/Richard Köhler (AMC Haunstetten)
3. Karl Keil/David Kersten (MSV Herxheim)
4. Marco Hundsrucker/Michael Zapf (RSC Pfarrkirchen, AMF)
5. Florian Kreuzmayr/Jasmin Staudacher (AMC Haunstetten)
6. Raphael San Millan/Benedikt Zapf (MSC Berghaupten)
7. Oliver Möller/Dana Frohbös (MSC Nordhastedt)
8. Imanuel Schramm/Frank Schiemer (MSV Herxheim, FMS)
9. Jan Kempa/Sina Stickling (DMSC Bielefeld, KNMV)
10. Patrick Zwetsch/Viktor Caric (MSV Herxheim)
11. Manuel Meier/Melanie Meier (MSC Berghaupten, AMF)
12. Andreas Horn/tba (MSC Berghaupten)

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