Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Julian Puffe: Gute Noten aber keine IDM-Versetzung

Von Esther Babel
Julian Puffe

Julian Puffe

Der Schleizer steht wenigen Wochen vor dem Jahreswechsel mal wieder mit leeren Händen da. Eine Situation, die dem IDM Superbike-Piloten aus der Vergangenheit nicht fremd ist. Kein Platz mehr im Team GERT56.

Zu beglückwünschen ist Julian Puffe aktuell nicht. Anfang November bekam er vom Team GERT56, mit dem er 2021 und 2022 unterwegs gewesen war, die Absage. Man plane jetzt doch nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen mit dem Schleizer für die Saison 2023. Toni Finsterbusch wird wie geplant für das BMW Team auch im kommenden Jahr fahren. Neu im Team sind die beiden Superbike-Neueinsteiger Jan-Ole Jähnig und Patrick Hobelsberger, der nach einer miesen Supersport-WM-Saison in die IDM zurückkehrt.

«Die Gesamtbetrachtung der Zusammenarbeit mit Julian Puffe in den letzten beiden Jahren und auch vorher in der EWC fällt überaus positiv aus», erklärt Teamchef Karsten Wolf seine Entscheidung. «Wir haben ihn 2021 am Tiefpunkt seiner Karriere und Gesamt-Platz 13 von Honda übernommen, obwohl wir kein Bike für ihn hatten und er nur für drei Wildcards vorgesehen war. Und das zu einem Zeitpunkt, wo für ihn alle Türen zu waren und er keine Optionen auf einen IDM-Platz hatte. Durch die krankheitsbedingte Absage von Lucy Glöckner wurde er für 2021 Stammpilot und brachte im ersten IDM-Jahr respektable Ergebnisse. Das Jahr 2022 und der Wechsel der Fahrwerkskomponenten beschertem ihm vier Podien und Rang 7 in der Endabrechnung. Ein Trainingssturz in Assen ließ den sicher geglaubten dritten Platz in der Meisterschaft dahinschwinden und auch das erklärte Saisonziel von GERT56 löste sich in Luft auf.»

«Fakt ist aber auch», schildert Wolf weiter, «dass Toni Finsterbusch in den gemeinsamen Rennen die besseren Rennergebnisse einfuhr und dabei das Potential der GERT56 BMW M 1000 RR nicht einmal ausgereizt scheint. Nach Rücksprache mit Cheftechnikern und Fahrwerksleuten sind wir aber offensichtlich nicht in der Lage, Julian das technische Paket und Setup bereitzustellen, um einen Schritt nach vorne zu machen und bessere Ergebnisse als die diesjährigen einzufahren. Diese Erkenntnis und der neue Anspruch, um die Meisterschaft mitzufahren, vertragen sich nicht wirklich.»

«Sollten die Realitäten im Frühjahr hinsichtlich der vollständigen Fitness bei Julian nicht ausreichend sein und mir sportlich keinerlei Optionen mehr zu Verfügung stehen, könnte man mir Dummheit und Unprofessionalität vorwerfen», so Wolf. «Ich kann also wählen zwischen Pest und Seuche. Zudem ist es fair, wenn alle früh Bescheid wissen, um sich neu zu orientieren. Julian hat sich als absoluter Teamplayer und stets professioneller Rennfahrer präsentiert. Seine Emotionalität in alle Richtungen zeigt, dass ihm die Dinge nicht gleichgültig sind. Wir werden ihn in der Box vermissen, wünschen ihm auf seinem Weg alles Gute und sagen Danke für viele gute Jahre.»

Schleizer auf Job-Suche

Für Puffe dürften die aufkommenden Gefühle nicht fremd gewesen sein, war es ihm im Winter 2019 schon ähnlich ergangen. Damals war er für das Team alpha Racing-Van Zon-BMW unterwegs. Er hatte die Saison hinter Ilya Mikhalchik als Vize in der IDM Superbike beendet. Doch dann musste Puffe erst wider Erwarten seinen Platz in der Langstrecken-WM räumen und wenig später erfolgte auch die Kündigung für die IDM.

Ähnlich sah die Lage für Puffe nach der Saison 2020 aus. Bedingt durch die Corona-Pandemie standen nur vier IDM-Events auf dem Zettel und auch Trainingsmöglichkeiten waren rar. Gemeinsam mit Alessandro Polita hatte Puffe den nicht ganz leichten Job, die neue Honda Fireblade für die IDM zu entwickeln. Auch da kam für Puffe nach einem Jahr das Aus. Polita ereilte dieses Schicksal ein Jahr später.

Jetzt steht Puffe erneut mit leeren Händen da und hat noch mit den Nachwehen eines komplizierten Bruchs des Knöchels zu kämpfen. Doch auch in solch mühsamen Rennfahrer-Situation bleibt Puffe nach außen professionell. «Leider habe ich gestern mitgeteilt bekommen, dass es für mich keine Zukunft im Team GERT56 gibt», erklärte Puffe am Tag der Bekanntgabe des neuen GERT56-Teams. «Somit endet bedauerlicherweise unsere Zusammenarbeit. Trotzdem möchte ich mich bei jedem Einzelnen für die zwei Jahre in der IDM bedanken. Wir hatten eine gute Zeit und ich wünsche weiterhin viel Erfolg. Ich werde alles dafür geben, auch im nächsten Jahr um Podestplätze in der IDM zu kämpfen. Vor allem möchte ich den Zuschauern und Fans am Schleizer Dreieck zum 100-jährigen Jubiläum eine gute Show bieten. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.»

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