Achim Freund: «Ich schaue nach vorn»
Achim Freund: «Für mehr Sicherheit einsetzen»
Herr Freund, wie geht es Ihnen?
«Ich mache gute Fortschritte. Ich werde hier auf mein Leben als Rollstuhlfahrer vorbereitet. Das ist ganz schön anstrengend.»
Welche Erinnerungen haben Sie an den Unfall?
«Für mich sah die Situation zuerst eher unspektakulär aus. Wir wollten eigentlich rechts rum, dann ging es aber geradeaus ins Kiesbett. Nichts Weltbewegendes an sich an dieser Stelle, wenn das Kiesbett die Geschwindigkeit verringert hätte. Ich glaube, es war an der Stelle einfach nicht tief genug. Wegen der breiten Räder sind wir daher nicht eingesunken. «Bloss nicht einschlagen!», dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch. Dann lenkte Dieter hart nach rechts, um an der Leitplanke vorbeizukommen. Ich konnte mich nicht mehr im Boot halten und flog raus, mit dem Kopf voran. Ich hörte es dann in mir krachen. «So ein Scheiss-Einschlag», schimpfte ich. Als Erstes überprüfte ich meine Finger, die habe ich gespürt. Aber meine Füsse waren nicht mehr da. Als die Streckensanität mich abtransportieren wollte, habe ich zu den Leuten gesagt: «Vorsicht, ich habe nach unten hin kein Gefühl mehr.»
Wie ging es danach weiter?
«Ich lag eine Woche in der Uniklinik in Groningen, wo sie mich stabilisiert haben. Dann wurde ich nach Frankfurt ausgeflogen und operiert.»
Wie lautete der Befund der Mediziner?
«Das Rückenmark ist durchtrennt. Mir wurde aber auch gesagt, dass es Bereiche gibt, in denen im Laufe eines oder zweier Jahre wieder Reizweiterleitungen stattfinden könnten. Dann sind da auch noch so genannte Spastiken. Die treten mal mehr, mal weniger häufig auf. Die fühlen sich an wie Stromstösse, welche die Beinmuskulatur in Bewegung halten. Von der Eigenmotorik her ist nach unten hin aber alles tot.»
Welches Körpergefühl haben Sie?
«Es fühlt sich an, als ob man sich in einem Panzer oder einem eng geschnürten Korsett befindet. Da mir meine Bauchmuskeln nicht mehr zur Verfügung stehen, fühlt es sich an, als würde ich auf einer Kugel sitzen. Der Oberkörper wackelt hin und her und ist schwer in den Griff zu bekommen. Die Muskeln dafür, die ich so nie gebraucht habe, trainiere ich hier in der Rehabilitation jetzt extrem. Sie tun manchmal abartig weh, doch ich merke, je mehr ich trainiere, desto sicherer werde ich.»
Sind Sie finanziell abgesichert?
«Ja, Gott sei Dank. Ich hatte mehr als die Standardversicherung, die vom DMSB (Deutscher Motor Sport Bund) angeboten wird. Es gibt zwar immer nur Teilauszahlungen, doch es geht einigermassen. Insgesamt strebe ich für die Zukunft eine Berufsunfähigkeitsrente an.»
Sie wirken alles andere als verbittert.