Michael Götz und der Umstieg in den IDM STK 600 Cup

Von Esther Babel
Der Yamaha-R6-Dunlop-Cup wurde nach 40 Jahren ersatzlos gestrichen. Einige der ehemaligen Cuppies docken beim neuen IDM Superstock 600 Cup an. Ein Cup-Kenner erklärt den Umstieg.

Mit Michael Götz und Jan Schmidt, Sohn des ehemaligen MotoGP-Technikers Lucas Schmidt, werden unter anderem zwei der letztjährigen Yamaha-R6-Dunlop-Cup-Piloten in der neu ausgeschriebene Superstock 600-Klasse der IDM antreten. Dieser Cup wird gemeinsam mit der IDM Supersport 600 ausgetragen, allerdings sind die Fahrer in ihrer eigenen Wertung unterwegs.

Gemeinsam sind Schmidt und Götz auch bei den Yamaha-Cup-Brothers dabei, die im Deutschen Langstrecken Cup unterwegs sind und ihren Titel in der Klasse Supersport verteidigen wollen. Mit einem Sieg bei den 1000 Kilometer Hockenheim in der 600er-Wertung legten sie am Karsamstag den Grundstein dafür.
Bevor es Ende April zum ersten IDM-Lauf nach Oschersleben geht, erklärt Michael Götz wie die Pläne der Yamaha-Cup-Brothers aussehen und was im IDM-Cup geht.

SPEEDWEEK.com: Ihr habt im letzten Jahr den Titel in der DLC Supersport 600 geholt. Wie ist euer Plan für 2018?

Michael Götz: Der Plan ist ganz klar die Titelverteidigung. Aber das wird sicherlich nicht einfach werden. Wie letztes Jahr zeichnet sich wohl ein Kopf an Kopf Rennen mit unseren stärksten Konkurrenten ab. 2017 wurde der Titel ja auch erst im letzten Rennen entschieden. Aber mit fünf ehemaligen Yamaha Cup Brothers sind wir dieses Jahr sehr gut aufgestellt denke ich mal.

Den Grundstein dafür habt ihr ja in Hockenheim gelegt. Lief alles nach Plan?

Im Vorfeld lief eigentlich nichts nach Plan. Meine sportliche Vorbereitung war aus zeitlichen und gesundheitlichen Gründen sehr schlecht. Ich saß seit dem IDM Finale 2017 nicht mehr auf einem Motorrad. Das größte Problem aber war, dass sich unser dritter Fahrer, Toni Thurmayer, eine Woche zuvor in Hockenheim den Fuß gebrochen hatte und für den Karsamstag leider ausfiel. Auch konnte sonst keiner der anderen beiden Fahrer. Es war wie verhext. Samstagmorgens überlegten Jan und ich noch, ob wir überhaupt starten sollten. Aber dank unserer Boxencrew und deren guten Taktik, danke an Lucas Schmidt und Denis Eweler, haben wir das Ding zu zweit dann doch gerockt. Allerdings konnte ich danach eine Woche lang nicht mehr richtig laufen. 1000 Kilometer zu zweit ist schon ne harte Nummer. Aber der Sieg war es wert.

Wie kam es zu der Kombi Schmidt/Götz?

2014 machten Jan und ich beim IDM-Finale einen Gaststart im Yamaha-Cup. Da war er wohl schon verwundert, dass ein alter Sack wie ich doch noch ganz gut mithalten konnte. 2015 kam ich nach fünf Jahren Pause wieder zurück in den Yamaha-Cup. Auch Jan fuhr dann dort seine erste Saison. Irgendwie entwickelte sich dann in kürzester Zeit eine gute Freundschaft zwischen unseren Teams. Da wir relativ gleich schnell sind, fuhren wir 2016 den Reinoldus-Cup mit Timo Gieseler zusammen und schrieben uns dann 2017 zu Trainingszwecken im DLC ein. Das dabei auch noch der Titel raussprang, war natürlich das Sahnehäubchen oben drauf.

Du bist ja fast so was wie ein Gründungsmitglied beim Yamaha-Cup gewesen. Wieviel Jahre warst Du dabei?

Haha. Ich bin zwar schon alt aber so alt auch wieder nicht. Aber im Ernst. Ich bin sehr lange im Cup dabei gewesen. Mit insgesamt 12 Jahren Cup, über 100 Rennen dort und um die 700 eingefahrenen Punkten, stehe ich auf der Tabelle unangefochten ganz oben. Leider hat sich der Traum vom Gesamtsieg im Cup nie erfüllt. 2006 hatte ich mein bestes Jahr im Cup und wurde hinter Pascal Eckard Vizemeister.

Wie sehr hat dich das Ende der Cup-Geschichte getroffen?

Das war schon hart und traurig zugleich für mich. Mein Herz schlägt eigentlich seit ich 15 Jahre alt bin für Yamaha. Und nach 12 Jahren im Cup war dieser auf der Rennstrecke wie eine Familie für mich. Auch das gesamte Team rund um Thomas Kohler, die immer einen super Job gemacht haben, wächst einem natürlich ans Herz. Wenn das dann auf einmal zu Ende geht, ist das schon traurig.

Was hältst Du von der Idee der IDM-Macher, neben der IDM Supersport 600 auch einen Superstock 600 Cup anzubieten? Ist das eine echte Alternative?

Ich fand die Idee von Anfang an recht gut. Sonst blieben uns ja nicht viele Alternativen als Cupfahrer. Es gäbe ja noch die Möglichkeit, die 600er-Meisterschaft bei Bike-Promotion zu fahren, welche ebenfalls super organisiert und sogar um einiges günstiger ist. Aber wenn man so viele Jahre das IDM Fahrerlager kennt, fällt es einem doch schwer, sich davon zu trennen. Wobei es teilweise von den Zuschauerzahlen her keinen Unterschied macht. Mich wundert nur, dass sich nicht mehr Cup-Fahrer aus dem vergangenen Jahr in der neuen Klasse angemeldet haben. Ich denke, das liegt zum einen an den höheren Kosten und zum anderen werden manche eventuell durch den Speed-Unterschied zu den Supersport-Fahrern abgeschreckt. Ich kann mir sogar vorstellen, sollten die Rundenzeiten der Supersport- zu der Stock Klasse nicht so groß sein, dass langfristig die Stockklasse übernommen wird. Die Kosten sind da nun mal geringer, was eventuell wieder mehr Piloten anlocken könnte. Aber leider stirbt die 600er Klasse ja immer mehr aus, weil alle meinen, sie müssten eine 1000er fahren. Dabei kann die 600er richtig Spaß machen und ist viel einfacher zu fahren, wie mir schon einige 1000er Fahrer berichtet haben. Viele sind mit den 200 PS Raketen schlichtweg überfordert wie ich bei jedem DLC Lauf sehe.

Wo liegen technisch die größten Unterschiede?

Um die Kosten nicht so hochzutreiben wie in der IDM SSP 600 ist das Reglement recht nahe an das des Yamaha Cups angelehnt. Die größten Unterschiede bestehen darin, dass wir jetzt das Steuergerät der R6 flashen dürfen. Hierdurch sollten dann die Defizite der neuen R6, die sie dank der EURO4-Reglung hat, behoben werden. Auch darf ein Blipper verbaut werden. Das Fahrwerk darf mehr überarbeitet werden. Mit Pirelli dürfen andere Reifen bzw. Mischungen im Gegensatz zum Cup gefahren werden. Luftfilter und Ölkühler dürfen modifiziert werden. Im Großen und Ganzen war es das. Jedoch sind die Kosten schon um einiges höher als im Cup. Auch die Betreuung mit Ersatzteilen vor Ort wie im Cup gibt es leider nicht mehr, was die Kosten auch in die Höhe treibt. Das zeigt einmal mehr, was der Cup für ein super Preis-Leistungsverhältnis hatte.

Befürchtest Du Probleme während des Rennens wegen der möglichen Leistungsunterschiede zwischen IDM und Cup?

Naja, zum einen trennten letztes Jahr die schnellsten Cupfahrer von den schnellsten SSP-Fahrern teilweise nur drei Sekunden. Durch die Veränderungen an unserem Motorrad kann ich mir vorstellen, dass die Rundenzeiten bei uns 1,5 – 2 Sekunden schneller werden könnten. Dann wären wir ja nicht so weit weg von der SSP. Allerdings muss man auch sagen, dass bei uns im Cup der Schnellste dem Letzten teilweise acht Sekunden genommen hat. Trifft also jetzt ein langsamerer Cupfahrer auf den schnellsten SSP-Fahrer, werden die Rundenzeiten sicher erheblich unterschiedlich sein. Deswegen werden in der neuen Klasse die Streckenposten und die Flaggenzeichen, wie die blauen, extrem wichtig sein. Natürlich müssen die Fahrer diese Flaggen auch aufmerksam beachten bzw. befolgen. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass die hinteren SSP-Piloten von den schnellsten Stock-Piloten auch mal Besuch bekommen werden. Und bei einem Regenrennen steigen die Chancen umso mehr für einen Stock-Fahrer, weiter nach vorne zu kommen.

Wie ist der Plan bis zum IDM-Auftakt und wann geht es mit dem DLC weiter?

Da dieses Jahr doch alles wieder recht spät entschieden wurde, steht an erster Stelle, meine R6 konkurrenzfähig bis Oschersleben zu bekommen. Zu einem weiteren Training fehlt mir leider die Zeit. Ich hoffe trotzdem, in der Nähe des Podiums in unserer Klasse in diesem Jahr fahren zu können. Der nächste DLC-Lauf findet direkt nach dem ersten IDM-Lauf am 1. Mai am Nürburgring stat. Bis dahin sollte der Rost dann runter gefahren sein. Der Nürburgring ist einer meiner Lieblingsstrecken. Es gibt keinen Kurs, den ich öfters umrundet habe. Von daher bin ich auch dort guter Dinge, was den DLC anbelangt. Leider findet dieses Jahr ja dort kein IDM-Lauf statt, was ich auch sehr schade finde, da mein Verein, der MSC Freier Grund, immer der Ausrichter war. Abschließend möchte ich mich noch bei allen meinen Sponsoren bedanken, ohne die das hier alles nicht möglich wäre. Und natürlich bei meinem langjährigen Mechaniker Stefan Neus. Ihr seid spitze.

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