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24h Daytona: Analyse des grossen IMSA-Klassikers

Kolumne von Oliver Müller
Start frei für ein neues Zeitalter im Prototypen-Sport

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SPEEDWEEK.com machte sich Gedanken zum 24-Stunden-Rennen in Daytona. Dort wurde nicht nur an der Spitze des Feldes Motorsport der Extraklasse geboten. Und (fast) überall gab es strahlende Gesichter.

Die 55. Auflage der ruhmreichen 24 Stunden von Daytona ist nun also in den Geschichtsbüchern verewigt. Und die diesjährige Ausgabe war eine ganz besondere. Denn es war der Beginn einer neuen Epoche im Sportwagen-Motorsport. Erstmals traten die modernen LMP2-Rennwgen im Wettbewerb gegeneinander an – und trafen darüber hinaus auch gleichzeitig noch auf ihre amerikanischen Schwester-Modelle die DPi (Daytona Prototype international). Grundsätzlich kann das Debüt als sehr gelungen angesehen werden. Denn allen Unkenrufen zum Trotz sahen neun der zwölf gestarteten Prototypen die Zielflagge. Chapeau! - das war ein sehr guter Anfang.

Schnell stellte sich am Wochenende heraus, dass die Cadillac DPi einen grossen Performance-Vorteil gegenüber den Mitstreitern haben würden. Es wäre jedoch zu einfach, dies einer mangelhaften BoP (Balance of Performance) der Regelhüter zuzuschreiben. Auch wenn der ein oder andere technische IMSA-Delegierte mit traurigem Gesicht durch das Fahrerlager lief, muss gesagt sein, dass es eigentlich an schiere Unmöglichkeit grenzt, aufgrund der Kürze der Zeit, hier eine passende Einstufung zu finden. Denn bei den wenigen gemeinsamen Testfahrten hatten die DPi teilweise ordentlich Sandbagging betrieben. Ausserdem ist gerade in Bezug auf die Motoren fast keine grössere Bandbreite möglich – vom 6.2L-V8-Sauger bis hin zum 2L-R4-Turbo.

Aber selbst ohne BoP: Die Cadillac erschienen einfach als die ausgereiftesten Renner in Daytona. Schon im letzten November wurde auf dem Charlotte Motor Speedway ein 24h-Dauertest absolviert. Im Vergleich dazu: Der zweite Nissan DPi wurde erst am Vortag des Roar-Test (Mitte Januar) zusammengebaut. Natürlich fahren die Cadillac den anderen dann davon. Zumal sowohl Nissan als auch Mazda zusätzlich noch etwas an Performance aus den Autos genommen haben, um über die Distanz zu kommen. Was zumindest beim beim ESM-Team (Nissan) gelang.

Mazda schaffte dies jedoch nicht. Beide RT24-P genannten Wagen mussten mit technischen Schwierigkeiten vorzeitig die Segel streichen. Am Chassis kann es dabei aber nicht gelegen haben. Denn der Riley-Multimatic (auf dem der Mazda DPi ja bekanntlich basiert) war in der LMP2-Koniguration die grosse Überraschung des Rennens. Ohne grosse Probleme fuhr der Wagen vom VisitFlorida Racing Team (Goossens/Van Der Zande/Rast) auf Gesamtrang drei. Sicherlich hatte der Mk.30 nicht den Speed der Konkurrenz, doch das Riley-Multimatic-Chassis ist (vor allem im Vorderwagen) auf viel Downforce ausgelegt (was natürlich Top-Speed kostet) – und das ist etwas, was man auf dem so speziellen Daytona International Speedway ja so gar nicht gebrauchen kann. Mal schauen, wie der Riley demnächst in Sebring so geht…

Grundsätzlich hat der Wagen auch viele Fachleute erstaunt. Denn immer, wenn eine Art ‚Gutachten‘ der vier neuen LMP2-Wagen aufgestellt wurde, lagen Oreca und Dallara vorne, und der Riley-Multimatic tendenziell hinten – was sicherlich den Verkaufszahlen nicht sonderlich gut tat.

Ein weiteres ‚heisses‘ Thema waren in Daytona die Reifen. Denn aufgrund der niedrigen Aussentemperaturen kamen die Contis nur sehr schwer ins Arbeitsfenster. Viele Prototypen rutschen nach einem Boxenstopp zunächst mächtig über die Bahn bzw. ins kalte Gras. Den 2015er Sportwagen-Weltmeister Brendon Hartley (und seinen Nissan DPi) kostete dies sogar einen möglichen Podestrang. Es stellte sich die Frage, ob die IMSA denn nicht für das Rennen in Daytona Reifenwärmer erlauben sollte. Und da wären wir wieder bei der Gegenüberstellung von hohen Kosten und mehr Sicherheit. Eine Thema, das in den nächsten Wochen noch Teil von so mancher Diskussion sein wird.

In der GTLM-Klasse hatte wieder mal Ford die Nase vorne. Gerade wenn es trocken war, boten die amerikanischen Flundern eine starke Performance. Und da die Marke mit dem blauen Oval sogar vier GT nach Daytona schickte, konnte der Klassensieg nur über Ford gehen. Grundsätzlich kann jedoch konstatiert werden, dass der europäische Arm des Werksteams mächtig aufgeholt hatte. Bei den 24 Stunden von Le Mans (als letztmals alle vier Ford GT gemeinsam unterwegs waren), dominierten die IMSA-Wagen jene aus der FIA WEC noch nach Belieben. In Daytona waren beiden Einsatzteams auf ähnlichem Niveau.

Eine starken Einstand bot Porsche: Die neuen 911 RSR, die den Motor ja bekanntlich vor der Hinterachse eingebaut haben, konnten mit den restlichen Fahrzeugen in der Klasse mehr als nur mithalten. Sogar der Klassensieg lang im Bereich des Möglichen. Vor allem im Nassen waren die 911er eine Macht – eine Eigenschaft, die vom Vorgänger-Modell (mit Heckmotor) also geerbt wurde. Nachdem man (vor allem in der FIA WEC) im letzten Jahr ordentlich verhauen wurde, strahlt die Sonne in Bezug auf die Saison 2017 wieder in Weissach.

Und dann war da noch die GTD-Klasse (GT3 in der übrigen Welt genannt): 27 Rennwagen von neun verschiedenen Herstellern, bedeuteten ein wahres Motorsport-Fest. Noch dazu hatten sieben Modelle die Klasse während der 24 Stunden sogar angeführt (übrigens auch die neuen Renner von Acura und Lexus!!). Lediglich Lamborghini und Aston Martin schafften es ‚nur‘ bis auf Platz zwei im Zwischenklassement. Da hatten nicht nur die Zuschauer Freude.


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