Philipp Eng: Ein Jahr im Prototyp als Wunschprogramm

Von Gerhard Kuntschik
Philipp Eng

Philipp Eng

Bei den 24 Stunden von Daytona startet Philipp Eng im BMW M Hybrid V8. Der Er hat in den letzten Jahren bereits große Erfahrung in der IMSA-Serie gesammelt. SPEEDWEEK.com sprach mit dem schnellen Österreicher.

Schon zwölf Mal war Philipp Eng zwischen 2018 und 2022 in Langstreckenrennen der amerikanischen Sportwagenmeisterschaft (IMSA) für BMW und das Einsatzteam RLL (Rahal-Letterman-Lanigan) unterwegs. Höhepunkt war zweifellos der Klassensieg in den 24 Stunden von Daytona 2019, an jenem Wochenende, an dem das BMW-Team die Nachricht vom unerwarteten Ableben des langjährigen Schnitzer-Teamchefs Karl «Charlie» Lamm erreichte. Doch während der Salzburger bisher in den GT-Klassen mit M8 und M4 unterwegs war, sitzt er für seine erste volle IMSA-Saison in einem komplett neuen Prototyp, dem M Hybrid V8. Dieser Wagen wird nach dem Jahr in den USA 2024 auch in der WM (WEC) zum Einsatz kommen. Damit ist BMW bei der neuen Blütezeit des Langstreckensports mit dabei, nachdem zuletzt 1999 (mit Schnitzer und unter Motorsportchef Gerhard Berger) ein historischer Triumph in Le Mans gelungen war.

«Für mich ist es eine große Ehre, die Loyalität von BMW so spüren zu dürfen. Dass ich einer von vier Fahrern bin, die die gesamte IMSA-Saison bestreiten, ist mega und ein großer Schritt in meiner Karriere», erzählt Eng vor den 24 Stunden von Daytona (Start Samstag 19.40 MEZ). «Ich fahre gern in Amerika, daher ist das fast wie ein Wunschprogramm. Ich verstehe mich mit dem ganzen Team sehr gut, die meisten kenne ich schon lang, und speziell Augusto (Farfus) als Teamkollege ist optimal.»

Konkrete Saisonziele will der 32-Jährige nicht nennen, «ich hoffe aber auf ein Rennen ohne Probleme in Daytona. Wir haben in den Trainings voll auf das Rennen hingearbeitet und seit dem Roar (Qualifikation am vergangenen Sonntag, Anm.) große Fortschritte erzielt. Das Auto ist nun besser fahrbar, es ist in den Reaktionen vorhersehbarer als zuvor. Jetzt macht es wirklich Spaß.»

Den Umstieg vom GT3 der jüngsten DTM zum Prototypen spielt Eng herab: «Der war nicht so schwierig, weil der GTP-M Hybrid V8 den früheren Class 1-Prototypen der alten DTM ähnlich ist, motorisch wie im Abtrieb. Es ist fast wie Fahrradfahren, das verlernst du auch nicht. Nach sechs, sieben Runden im ersten Test fühlte ich mich schon zuhause. Was den Hybridantrieb betrifft, hilft mir das Jahr als Reserve- und Simulatorfahrer in der Formel E sehr, weil ich da viele Abläufe lernen konnte.»

Nur in Daytona wird das Duo Eng/Farfus vom zweimaligen DTM-Champion Marco Wittmann und vom amerikanischen Shooting Star Colton Herta unterstützt. Die meiste Routine bringt aber der Teamchef mit: Bobby Rahal ist in den USA eine Legende, denn der 70-Jährige war drei Mal CART- (heute: Indycar) Meister und gewann 1986 die 500 Meilen von Indianapolis. Als Teamchef von Jaguar in der Formel 1 war er mit nicht ganz konkurrenzfähigen Mitteln wenig erfolgreich. Über ihn sagt Eng: «Bobby ist am Kommandostand zurückhaltend, aber in der Analyse und im Debriefing extrem genau und hinterfragt alles, lässt keine Ausreden gelten, wenn etwas nicht passte. Er weiß über alle Details Bescheid. Ich bin stolz, dass ich für ihn fahren darf. Leider hatte ich mit seinem Teampartner David Letterman, der TV-Talkshow-Ikone, noch kein Zusammentreffen.»

Doch auch Rahal kann trotz aller Routine noch Aufregung verspüren: «Wir haben hier mit BMW zweimal in der GTLM-Klasse gewonnen. Dass wir nun mit dem GTP-Fahrzeug antreten, ist ein wahr gewordener Traum für mich. Nach meinem Sieg als Rennfahrer 1981 wieder den Gesamtsieg holen zu können, wäre für mich persönlich und für die gesamte Organisation etwas ganz Besonderes. Dass der Saisonstart gleich mit dem schwierigsten Rennen beginnt, ist eine echte Prüfung für alle.»

Für Philipp Eng war der Unfall seines engeren Landsmannes und langjährigen DTM-Konkurrenten Lucas Auer ein Schock: «Es war ein sehr harter Einschlag nach Übersteuern. Im GT3 ist es sehr schwierig, das Auto wegen des ABS wieder gerade zu ziehen. Du kannst nicht schnell Energie vernichten, weil die Räder nicht blockieren dürfen. Ich wünsch ihm auf jeden Fall alles Gute!»

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