Desaster: Morbidelli-Sammlung in alle Winde zerstreut

Von Rolf Lüthi
Am vergangenen Wochenende versteigerte das britische Auktionshaus Bonhams rund 500 klassische Motorräder. Darunter mehr als 200 Motorräder aus Giancarlo Moridellis Motorrad-Museum.

Eigentlich sollten diese Motorräder schon im April im Rahmen der Stafford Classic Bike Show versteigert werden, doch da kam die Corona-Krise dazwischen. Am vergangenen Wochenende vom 16. August bot das Auktionshaus Bonhams im Bicester Heritage Centre, einem Anwesen für Events mit klassischen Fahr- und Flugzeugen, 526 Motorräder und Gegenstände zur Auktion. Mit einer Verkaufsrate von 95 % war es das beste Motorrad-Auktionswochenende in der Firmengeschichte von Bonhams. Das gesamte Verkaufsvolumen betrug 3,67 Mio. £, das sind mehr als 4 Mio Euro.

Nicht verkauft wurde das Motorrad mit dem höchsten Schätzpreis der Auktion, das aus Giancarlo Morbidellis Sammlung stammt. Die 125er Rennmaschine von Ducati mit Vierzylindermotor und desmodromischer Ventilsteuerung von 1965, die einzige existierende Maschine dieses Typs, blieb unverkauft. Das letzte Gebot von 330.000 £ (365.000 Euro) erreichte den Mindestverkaufspreis nicht.

Andere historische Rennmotorräder wechselten den Besitzer. Die Heron-Suzuki XR11 (750 ccm Viertakt), mit der Percy Tait die TT und weitere Strassenrennen bestritten hatte, fand für 51.750 £ (57.000 Euro) einen neuen Besitzer.

Eine historische Honda-Rennmaschine, die CR72 von 1963 (250 ccm Viertakt), erzielte 89.700 £ (99.000 Euro), zwei 250er Rennmaschinen (aus der Morbidelli-Sammlung) von Benelli wurden für 138.000 und 149.000 £ (152.000 und 165.000 Euro) versteigert.

In alle Winde verstreut wurde an dieser Auktion die Motorradsammlung von Giancarlo Morbidelli. Der Industrielle aus Pesaro/Italien verdiente mit der Produktion von Holzbearbeitungsmaschinen ein Vermögen. Dieses investierte er teilweise in einen Motorrad-Rennstall, den er von 1968 bis `82 betrieb. Morbidelli gewann mit seinen Motorrädern dreimal die 125er WM (1975, 76 und 77) und 1977 auch den 250er WM-Titel.

Morbidelli verkaufte sein Unternehmen und eröffnete im Jahr 1999 in seinen ehemaligen Produktionshallen ein Museum, in dem mehr als 300 Motorräder und weitere Gegenstände aus der Morbidelli-Rennhistorie ausgestellt waren. Oft führte Morbidelli selber die Besucher durch die Sammlung und erzählte Geschichten zu Rennfahrern und Motorrädern.

Im vergangenen Februar starb Morbidelli im Alter von 86 Jahren. Sein erstgeborener Sohn Gianni (52, ehemaliger Autorennfahrer unter anderem in der Formel 1) liess das Museum räumen, da er sich nicht für Motorräder interessiert. In seinem Besitz behalten hat er nur die im Auftrag seines Vater konstruierten und gebauten Rennmaschinen.

Der ganze Rest der Sammlung, vier Lastwagenladungen an klassischen und historischen Motorrädern, wurde nach England zur Versteigerung gebracht. Damit ist eine der wichtigsten Motorradsammlungen Italiens zerstückelt und in alle Winde verstreut.

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