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Corona: Sechs deutsche Motorradmagazine eingestellt

Von Rolf Lüthi
Während der Motorradmarkt die Ausfälle durch die Coronakrise unerwartet gut kompensiert hat, führte die Covid-19-Seuche in der deutschen Motorrad-Fachpresse zur Einstellung von bislang sechs Titeln.

Das Anzeigengeschäft läuft wie das Motorradbusiness stark saisonal. Den Hauptumsatz macht die Motorradbranche in den Monaten März bis Mai, weshalb auch in diesen Monaten die Werbung und damit die Anzeigenschaltungen in den Motorradmagazinen intensiviert werden. Doch 2020 ist wegen Covid-19 alles anders.

Unerwartet gut konnten nach dem Lockdown die verpassten Motorradverkäufe kompensiert werden. Bis Ende Juni wurden in Deutschland 70.877 Motorräder verkauft, 5,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Addiert man Roller und Leichtkrafträder hinzu, ist der Markt im Vergleich mit der Vorjahresperiode gar mit 5,5 Prozent im Plus! Gleiche Situation in der Schweiz: Bis Ende Juni wuchs der Motorradmarkt 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent.

Wegen der unterbrochenen Lieferketten ist jedoch vielerorts die Motorradproduktion beeinträchtigt, weshalb einzelne Importeure und Hersteller gewisse Modelle nicht liefern können. In dieser Situation macht es keinen Sinn, Werbung zu machen. Zwar hat sich der Motorradmarkt nach dem Lockdown erstaunlich schnell erholt, nicht aber der spezifische Anzeigenmarkt. Die Konsequenzen sind bereits sichtbar.

Derweil kam es in der Presselandschaft zu Umbrüchen. Schon vor zwei Jahren hatte Verlagsgründer Reiner H. Nitschke den Anteil von 20 Prozent, den er an seinem Verlag noch besass, an Funke Medien verkauft. Der Funke-Medienkonzern wurde dadurch zum Alleinbesitzer von drei Musikzeitschriften und den Motorradmagazinen «Tourenfahrer», «Motorradfahrer» und «Motorrad Abenteuer». Zum Printportfolio von Funke gehören zwölf Regionalzeitungen, rund 20 Programmzeitschriften, etwa 20 Frauenzeitschriften sowie mehr als 100 Anzeigenblätter – und zwischenzeitlich die genannten drei Motorradmagazine.

Im März dieses Jahres verkaufte Funke diese Motorradtitel weiter an den Syburger Verlag. Das Magazin «Motorradfahrer» wird mit dem Magazin «Motorrad News» des Syburger Verlags verschmolzen, also eingestellt. Tourenfahrer und Motorrad Abenteuer erscheinen nun im Syburger Verlag. Von zehn Redakteuren übernahm der Syburger Verlag nur zwei, den anderen wurde gekündigt, insgesamt verloren 14 Angestellte ihre Arbeitsstelle. Für Motorrad Abenteuer ist wie bisher Andreas Hülsmann auf Honorarbasis zuständig, den Tourenfahrer leitet neu Guido Bergmann.

Der Syburger Verlag gab schon zuvor insgesamt acht kostenlose, lokale Motorradmagazine und die Magazine «Motorrad News», «Motorrad Gespanne» und «Kurve» heraus. Der Syburger Verlag gehört der VN Verlagsgesellschaft, welche als Hauptgeschäft die Oldtimer-Magazine «Oldtimer Markt», «Oldtimer Praxis», «American Classics», «British Classics» und «Oldtimer Traktor» sowie Bücher publiziert.

Schon anfangs Februar 2020 meldete der Huber Verlag Insolvenz an (SPEEDWEEK.com berichtete). Neben Tattoo-Magazinen erschienen dort die Motorradmagazine «Bikers News», «Custombike», «Dream Machines» und «Roadster». Verhandlungen mit potenziellen Investoren scheiterten, der seit mehr als 40 Jahre bestehende Huber Verlag konnte nicht saniert werden und existiert nicht mehr. Zwei ehemalige Mitarbeiter planen, Dream Machines und Custombike in Lizenz herauszugeben. Schon zwei Jahre früher hatte der Huber Verlag sein Motorrad-Reisemagazin «Ride On» eingestellt.

Das Magazin «Craftrad» mit Themenschwerpunkt umgebaute Motorräder wurde zum Jahresende 2019 nach lediglich fünf Jahren schon wieder eingestellt. Sofern wir nichts übersehen haben, sind somit im ersten Halbjahr 2020 sechs Motorradmagazine aus den Regalen deutscher Kioske verschwunden.

Weniger dramatisch ist die Situation bislang in der Schweiz und in Österreich, wo weiter jeweils zwei Magazine auf dem Markt sind. «Moto Sport Schweiz»> und «Der Reitwagen» (Österreich) werden 2020 weniger oft erscheinen als zu Jahresbeginn geplant. Das Schweizer Magazin «Töff» und das österreichische «Motorrad Magazin» erscheinen in geplanter Kadenz.

Insgesamt überrascht, wie dünn die Finanzdecke der Verlage ist und wie stark sie finanziell abhängig sind von der Industrie, über deren Erzeugnisse sie doch kritisch berichten sollten. Zwei, drei Monate mit reduzierten Inserate-Einnahmen reichen, um auch langjährig etablierte Herausgeber und Publikationen in finanzielle Schieflage zu bringen.

Die Printmedien kommen weltweit durch diverse Internet-Plattformen unter Druck, auch bei aktuellen Produkt-Präsentationen und im Motorsport. SPEEDWEEK.com erlebte im Juli 2020 den erfolgreichsten Monat seit Bestehen des Portals. Erstmals wurde mit 1,118 Millionen Unique Clients (UC) im Monat eine wichtige Barriere übersprungen. Mit 6,7 Millionen gelesenen Artikeln und 3,1 Millionen Sessions wurden neue Reichweitenrekorde erzielt – zur Freude unserer Anzeigenkunden.

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