Weitere Varianten des Guzzi-Hits: Zwei neue V85
Die Moto Guzzi V85 TT ist das wichtigste Modell der Lombarden – weltweit, aber besonders in unseren Breiten. Im deutschen Sprachraum stellte die Baureihe, bestehend aus TT, Strada und TT Travel, im letzten Jahr rund die Hälfte aller neu zugelassenen Guzzi. Die Mischung aus Reiseenduro und Scrambler mit Retro-Charme kommt in ihrem sechsten Produktionsjahr gut an. Dies ist auch der konstanten Pflege des Modells zuzuschreiben.
Zum Modelljahr 2024 erweiterte Moto Guzzi das Angebot um die V85 Strada und überarbeitete gleichzeitig bei allen Modellen den Motor, indem sie dem Guzzi-typisch längs eingebauten V2 eine variable Ventilsteuerung spendierte, die für kräftigeres Drehmoment und einen leichten Leistungszuwachs sorgte. Voraussichtlich zum Modelljahr 2026 wird die Marke aus Mandello del Lario das V85-Angebot noch weiter auffächern, und zwar am unteren und am oberen Ende der V85-Palette.
Sichtungen von nahezu marktreifen Vorserienmotorrädern legen das Comeback des V2 mit über Kipphebeln gesteuerten Ventilen nahe. Diese Variante wird als Einstiegsmodell, vermutlich parallel zur bekannten Strada-Version, fungieren. Das Fahrwerk am gezeigten Prototyp ist eine Mischung aus überarbeiteten Federelementen am Heck und bestehenden Chassis-Elementen am Rest des Motorrads. Rad- und Reifenkombination, einschließlich der Drahtspeichenfelgen, sind am auf den Bildern gezeigten Prototyp ebenso von der V85 TT übernommen wie die Vorderradgabel. Von der TT stammt auch die Sitzbank, während die Frontscheibe den verbesserten Windschutz der V85 TT Travel bereitstellt. Die Instrumentierung stellt den aktuellen Stand aus Mandello del Lario dar. An der Gestaltung ändert sich, wie bei Moto Guzzi bei Modellpflegen üblich, nur wenig. Erstes Erkennungsmerkmal dürfte dadurch eine eigenständige Lackierung werden. Was die Leistung angeht, dürfte sich die neue Basis-V85 vermutlich im Bereich von rund 70 PS bewegen. Zuletzt leistete der V2 76 Pferde, die aktuelle Variante mit variabler Ventilsteuerung lässt 80 Pferdestärken auf die Straße wirken. Durch die Euro 5+-Homologation und die notwendige Differenzierung von den bestehenden Modellen ist mit etwas weniger Nennleistung zu rechnen.
Die zweite Modellvariante der V85 dürfte hingegen mit der aktuellsten Ausbaustufe des traditionellen Guzzi-V2 vorfahren: Analog zum Angebot der kürzlich eingeführten Moto Guzzi V7 Sport experimentieren die Ingenieure der Piaggio-Marke aktuell mit einer fahraktiveren positionierten V85 Sport. In der V7 unterscheidet sich die Sport von den bisherigen Varianten in erster Linie durch ihre Upside-Down-Gabel, die V85 hingegen verfügt bereits vom Start weg über eine solche. Beim italienischen Crossover-Motorrad kommt als optisches wie auch fahrdynamisches Erkennungsmerkmal ein 17- statt eines 19-Zoll-Vorderrades zum Einsatz. Windschild, Sitzbank und Bereifung dürften den Charakter des Motorrads weiter unterstreichen. Ob auch dieses Modell bereits zur EICMA im November fertig entwickelt ist, wird die Zeit zeigen.
Mit Einführung dieser beiden Varianten wird Moto Guzzi insgesamt fünf verschiedene Ausführungen der V85 im Angebot führen – ebenso viele, wie vom vor ihrer Einführung wichtigsten Modell, der V7, für einige Zeit erhältlich waren. Die Taktik des Herstellers ist klar: Mit wenig Entwicklungsaufwand ist die Traditionsmarke damit in der Lage, eine ganze Reihe von Nischen am Markt zu besetzen. Moto Guzzi ist mit einer Stückzahl von rund 15.000 Einheiten weltweit ein vergleichsweise kleiner Hersteller (Zum Vergleich: Ducati setzte im Jahr 2024 knapp 55.000 Einheiten ab) und muss, trotz Unterstützung der finanzstarken Mutter Piaggio, möglichst viel Ertrag bei möglichst wenig Aufwand generieren, auch um die Entwicklung weiterer Modellfamilien zu finanzieren (beispielsweise die der V100-Baureihe und der anstehenden Einstiegsmodelle mit Reihentwin). Der Ausbau der derzeit beliebtesten Modellreihe und die Differenzierung für verschiedene Kundenvorlieben liegen dabei nahe und werden von der Marke mit dem Adler intensiv vorangetrieben. Ob noch weitere Varianten folgen, wird spätestens auf der im November in Mailand stattfindenden EICMA zu sehen sein.