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KTM in Mattighofen: Neustart von Dauer

Von Bernhard M. Höhne
Dieses Mal soll es für die KTM AG ein nachhaltiger Neustart werden

Dieses Mal soll es für die KTM AG ein nachhaltiger Neustart werden

Neue Besitzer, neuer Chef, neue Produkte, sinkende Lagerbestände, Personalsuche: Der neuerliche Produktionsbeginn am KTM-Stammsitz hat Symbolkraft für den oberösterreichischen Motorradhersteller.

«Neustart» – ein Wort, das das KTM-Umfeld schon im Frühjahr verwendete, als die Mattighofener Mitte März nach dreimonatiger Produktionspause die Produktion wieder anlaufen ließen. Seinerzeit stand der Fertigungsbeginn jedoch im Schatten der Nachwirkungen des Restrukturierungsverfahrens. Ende Februar einigte sich die KTM AG mit ihren Gläubigern auf einen Schuldenschnitt von 70 Prozent. Die Finanzierung der restlichen 30 Prozent war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht gesichert. Dies gilt auch als mitbestimmend dafür, dass die Österreicher die Fertigung nach wenigen Wochen wieder einstellen mussten. Im Sanierungsverfahren war es für 90 Tage nicht möglich, neue Verpflichtungen einzugehen. Daher herrschten Lieferengpässe – KTM produzierte so lang, bis die Lager leer waren. Nach wenigen Wochen und nur einigen tausend produzierten Motorrädern standen die Bänder in Mattighofen wegen Teilemangels wieder still.

«Neustart» beschreibt gleichzeitig abermals die Phase, in die die Oberösterreicher jetzt eintreten – die Wiederaufnahme hat Symbolkraft. Denn: Die Firma ist inzwischen nicht mehr dieselbe, wie zu Beginn des Sanierungsverfahrens. Die Führung ist eine neue – Gottfried Neumeister lenkt den Motorradhersteller inzwischen statt Bald-Ex-Eigentümer Stefan Pierer und der langjährige Partner Bajaj Automotive hat im Hintergrund schon jetzt das Sagen. Die Inder haben die Finanzierung der Schuldenquote in Form eines Darlehens bereitgestellt, das, vorbehaltlich rechtlicher Prüfungen, in Anteile gewandelt wird. Gleichzeitig hat der Produktionspartner den Produktionsstart im Frühjahr und den laufenden Betrieb seither mit monatlich 50 Millionen Euro finanziert und zudem die Einstiegsmodelle weiter gefertigt, während in Mattighofen die Bänder stillstanden. Das sorgte dafür, dass die Neuheiten 390 Adventure, 390 SMC R und 390 Enduro auf dem wichtigen asiatischen Markt bereits verkauft werden konnten und nun auch in Europa und Nordamerika erhältlich sind.

Am 28. Juli laufen nun auch in Mattighofen und Munderfing die Bänder wieder an. Im Fokus stehen neue Offroad-Modelle sowie die wichtige neue LC4-Baureihe, zunächst bestehend aus 690 Enduro und 690 SMC R, sowie den Husqvarna-Schwestermodellen 701 Enduro und Supermoto. Die Lieferketten wurden reaktiviert und die vorverlegte Sommerpause hat ebenso ein Ende wie die Arbeitszeit- und Lohnkürzungen der Bandarbeiter. Ab August sollen alle vier Bänder am Stammsitz wieder in Vollauslastung fertigen und in den kommenden Monaten die bereits präsentierten neuen Modelle zu den Endkunden bringen. Doch, anders als beim Produktionsstart im Frühjahr, deutet jetzt vieles darauf hin, dass der Schritt dieses Mal nachhaltiger ist.

Zwar gibt es offene Fragen, wie die nach der Entwicklung von Markt und Kundeninteresse. Auch die genaue Ausrichtung der Marken der Firmengruppe muss sich ebenso zeigen wie die langfristige Modell- und Produktionspolitik. Obendrein sind nicht alle offenen Fragen jetzt schon zu beantworten. Schließlich sorgen auch Faktoren wie Zollstreitigkeiten zwischen EU, USA und China für Unsicherheit. Aber, anders als im März, ist die Zukunft von KTM selbst geklärt und ein weiterer Kahlschlag bei den Österreichern in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Ohnehin war die Mitarbeiterzahl zuletzt schon von 6024 auf 4303 Mitarbeiter um 29 Prozent gesunken. Inzwischen suchen die Mattighofener stattdessen wieder neues Personal – auch wenn unklar ist, in welcher Größenordnung.

Im ersten Halbjahr 2025 hat der Hersteller über 100.000 Maschinen verkauft und rund 50.000 weitere Maschinen zu Händlern und Importeuren ausgeliefert. Die für die Pleite ursächlichen Lagerbestände seien inzwischen «deutlich reduziert», wie KTM-Mutter Pierer Mobility mitteilte. CEO Gottfried Neumeister sieht seine Firma damit «wieder auf Erfolgskurs» und richtete Dank an die Mitarbeitenden, deren Engagement ein zentraler Erfolgsfaktor für die weitere Entwicklung des Unternehmens sei. Sie hätten «in den vergangenen Monaten mit großem Einsatz, Flexibilität und Zusammenhalt wesentlich dazu beigetragen, dass dieser Neustart möglich ist.» Auch da fiel wieder das Wort «Neustart». Und, soweit es derzeit absehbar ist, dürfte dieser dieses Mal dauerhaft sein.

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