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Der clevere Hugues de Chaunac

Kolumne von Guido Quirmbach
Hugues de Chaunac (li) und Henri Pescarolo

Hugues de Chaunac (li) und Henri Pescarolo

Der Franzose versteht es, seinen Rennstall Oreca als Unternehmen zu führen. Und ist nun die Nummer 1 im Land des Langstreckensports.

Hugues de Chaunac konnte vergangene Woche wieder Grosses verkünden. Er wird in der kommenden Saison einen Peugeot 908 einsetzen können und hat gleichzeitig eine Vereinbarung getroffen, was ihm Motoren über das Jahr 2011 hinaus mit technischer Unterstützung inklusive Motorenlieferung versorgen wird.

Hugues de Chaunac versteht sein Geschäft. Das beweist die Tatsache, dass sein Team seit mehr als 35 Jahren existiert. Doch in den drei letzten Jahren ist es extrem gewachsen. Neben seinem WTCC-Engagement für Seat tat er sich mit Yves Courage zusammen.

Was anfangs noch als Partnerschaft verkündet wurde, war eine lupenreine Übernahme. De Chaunac zog in Courages Räumlichkeiten im Technopark unweit der Rennstrecke von Le Mans. Damit war er in unmittelbarer Nähe der Verantwortlichen des ACO. Es brauchte keine langwierigen Telefonkonferenzen, er konnte drei Minuten mit dem Fahrrad fahren und war im Machtzentrum des weltweiten Prototypen-Sports.

Ein unschätzbarer Vorteil, von dem bislang Henri Pescarolo profitierte. Doch während Pescarolo vor allem versuchte, im Sinne der Erfolgsaussichten seines Teams sportlich zu argumentieren, und wenn es sein muss auch zu lamentieren, sprach de Chaunac eine andere Sprache.

Er kümmerte sich weniger um sportliche Belange, sondern suchte nach Möglichkeiten, den Begriff «Le Mans» als Marke weiter nach vorne zu treiben. Damit stiess er beim ACO auf offene Türen. Er bekam den Segen, die «Formula Le Mans» zu bauen.

Die Serie floppte, nicht nur aufgrund der Wirtschaftskrise, denn brauchte kein Mensch Prototypen-Nachwuchs rekrutiert sich aus Fahren, die im Formelsport nicht weiter kommen. Und der Gentleman-Driver, der es sich leisten kann, fährt gleich LMP. Zwischen 8 und 14 Wagen waren am Start und langweilten die Zuschauer bei gleich zwei Ein-Stunden Rennen an jedem Wochenende und sogar einem Rennen im Rahmen der 24h von Le Mans.

Doch für 2010 gelang de Chaunac Plan B. Sowohl in der LMS als auch der ALMS bekommen die Wagen der Formula Le Mans nun eine eigene Klasse, die eigene Serie wird eingestellt. Im Gegenzug dazu startete Oreca in Road Atlanta und auf bei der Asian Le Mans Series in Okayama. Vor allem in Japan war der ACO dankbar für jeden Teilnehmer.

Es ist die Kunst des in Ehren ergrauten Franzosen, aus einem Flop etwas Positives zu machen und die richtigen Tasten auf dem Polit-Klavier zu finden. Und investierte auch an richtiger Stelle. Medienwirksam engagierte er Bruno Senna, nahm dazu Bezahlfahrer Tiago Monteiro ins Team. Das sicherte den Sponsoren viele Fotos und gleichzeitig brachte es für einige Rennen portugiesisches Geld in die Kasse. Der langjährige Stammfahrer Stéphane Ortelli musste deshalb ins GT3-Lager von Oreca weichen. Der Erfolg gab de Chaunac recht. Das eine Auto war ein PR- und Finanzwagen, der zweite für den sportlichen Erfolg: Nicolas Lapierre und Olivier Panis siegten in Silverstone.

Lapierre wird auch 2010 im 908 sitzen. Der vierfache Le Mans-Sieger Pescarolo galt eigentlich als Favorit, auch 2010 den privaten Peugeot einsetzen zu dürfen. Doch bereits beim «Petit Le Mans» in Road Atlanta betonte Peugeot Sportchef Olivier Quesnel gegenüber SPEEDWEEK, dass «Pescarolo zwar auf der Pole sei, aber finanzielle Garantien liefern muss» Pescarolo konnte nicht, de Chaunac schon!

Henri Pescarolo war sicher der bessere Rennfahrer, doch der cleverere Unternehmer ist Hugues de Chaunac. Und damit die neue Nummer 1 in der Welt der französischen Langstrecken-Privatteams.

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