Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Marcel Schrötter: «Mein Team muss mich mehr pushen»

Von Sharleena Wirsing
«Ich bemerke beim neuen Chassis keine Verbesserung zu 2014. Die Probleme sind dieselben», erklärte Marcel Schrötter im großen Interview mit SPEEDWEEK.com.

Tech3-Boss Hervé Poncharal erlebte 2014 die bisher beste Saison mit der Eigenbau-Mistral 610 und dem Tech3-Team. Dafür sorgte Moto2-Pilot Marcel Schrötter mit WM-Rang 10. Sein bestes Resultat war Platz 7 auf Philipp Island.

Bei den ersten drei Rennen der Moto2-Weltmeisterschaft 2015 kamen der 22-jährige Marcel Schrötter und sein Team jedoch noch nicht richtig in Schwung. Auf dem Circuito Termas de Rio Hondo fuhr der Tech3-Pilot ein einsames Rennen und landete auf dem undankbaren 16. Rang.

Nach der schwierigen Vorsaison mit nur wenigen Testtagen im Trockenen hat das Team um den schnellen Bayern noch keine passende Abstimmung für das neue Chassis gefunden. Die Probleme sind wie schon 2014 das Turning und der Topspeed.

Marcel, wie verlief das Rennen in Argentinien für dich?

Ich habe mich sehr darauf konzentriert, in den ersten Runden stark zu sein. Mein Start war in Ordnung und die erste Kurve lief gut, aber die zweite war nicht ideal. Ich wollte außen an meinem Teamkollegen vorbei, der einen guten Start hatte. In Kurve 3 vor der langen Geraden hatte ich beinahe einen Highsider. Das hat mich einige Plätze gekostet.

Danach ging ich öfter geradeaus oder zu weit, da ich beim Bremsen Probleme hatte. Man fährt im Rennen mit 18 Litern statt mit zwölf oder elf wie im Training. Diese sechs Kilo machen einen großen Unterschied, wenn man mit 200 km/h eine Kurve anbremst. Ich habe Probleme anfangs am Limit und aggressiv zu fahren. Mit dem Motorrad tue ich mich dann sehr schwer, Leute zu überholen. Ich musste eigentlich immer nur aufpassen, dass ich nicht stürze. Später wurde es besser und ich holte schnell auf, aber dann war das Rennen schon fast wieder vorbei.

Die Saison 2015 hat begonnen, drei Rennen sind schon Geschichte. Wie fällt deine bisherige Bilanz aus?

Es war nicht der Start, den wir alle erwartet oder uns vorgestellt haben, da wir die Saison 2014 gut abgeschlossen hatten und zu den Top-10 gehörten. Derzeit können wir uns eigentlich nur verbessern. Der erhoffte Schritt, der unsere Probleme löst, ist uns aber noch nicht gelungen. Wir wissen nicht, was wir dafür machen müssen. Man sieht, dass es zwischen Platz 5 und Platz 20 sehr eng ist, es geht um weniger als eine Sekunde.

Wir waren in Argentinien erst nicht so weit entfernt. Im ersten Training lag ich unter den ersten Zehn, aber wir haben dann nicht die Steigerung geschafft wie die anderen. Wir wussten nicht, was wir ändern müssen. Das Wochenende in Austin war eigentlich viel besser, denn wir waren im Nassen und Trockenen immer ganz gut dabei. Dann habe ich einfach das Rennen versaut. Das ist einfach so. Ich muss schauen, dass ich die Rennen auf die Reihe bringe. Wir wissen derzeit leider nicht, wie wir die Maschine verbessern können.

Wie kann man als Fahrer an der eigenen Pace in den ersten Runden arbeiten? Man findet ja nur im Rennen diese Bedingungen vor.

Wenn ich das genau wüsste, würde ich es machen. Man hat diese Situation wirklich nur im Rennen und versucht dann, sich zu verbessern. Ich kann nur am Sonntag daran arbeiten. Das Wochenende kann noch so gut laufen, wenn du es am Sonntag in den ersten Runden nicht auf die Reihe bringst, dann ist viel verloren. Es ist nicht so schlimm, wenn man eine so schnelle Pace hat wie Jonas und Rabat in Argentinien, dann kann man wieder aufholen. Doch wir müssen von Anfang an dabei sein, damit wir mitkommen.

Daher werde ich weiter an mir arbeiten. Ich werde mich darauf konzentrieren, aggressiver zu werden. Im letzten Jahr hatten wir öfter eine gute Pace, doch die Anfangsphase bremste uns ein. ?Aber ich muss mich beweisen, wenn ich 2016 etwas Besseres fahren will. In diesem Jahr ist einiges schwieriger für uns.

Die Mistral 610 hat trotz neuem Chassis dieselben Probleme wie 2014 – Turning und Topspeed?

Ja. Wir haben für 2015 zwei Chassis bekommen. Eines ist einen ganzen Schritt weicher. Da es in Katar schlecht lief und Louis Rossi mit dem anderen Chassis relativ gut war, haben wir das in Austin von Anfang an eingesetzt. Doch ich muss sagen, dass ich keinen Unterschied bemerke. Das Chassis geht stark in die Richtung vom letzten Jahr.

Egal mit welchem der beiden Chassis man fährt, es sind dieselben Probleme. Wir haben ein paar Ideen im Kopf und vielleicht kommt bald etwas Neues, das wir probieren können. Doch es ist schwierig, denn die Verantwortlichen für die Entwicklung wie Guy (Coulon) sind mit uns auf den Rennen und können erst danach etwas machen. Es geht einfach nicht so schnell wie bei einem Hersteller wie Kalex, dass man eine neue Schwinge oder ähnliches bekommt.

Also werden Updates und neue Teile noch etwas auf sich warten lassen?

Ich weiß es nicht genau. Wir müssen uns Gedanken machen, was wir ändern können, denn dies ist kein Team, das einfach sofort mehrere Schwingen bringen kann.

In Argentinien fehlten dir beim Topspeed 6 km/h, in Austin waren es im Warm-up 10 km/h. Habt ihr schon etwas gefunden, um den Topspeed zu verbessern?

Leider nicht...

Du nutzt 2015 Nissin-Bremsen. Sind sie ein Vor- oder Nachteil?

Sie sind auf demselben Niveau wie unsere Bremsen im letzten Jahr. Ich weiß nicht, ob Brembo neue Modelle hat, aber zu den letztjährigen ist bei Nissin kein Unterschied. Ich habe noch ein Update bekommen, die besser sind. Ich würde sagen, sie sind kein Vor- und kein Nachteil. Im letzten Jahr war Nissin nicht auf demselben Niveau, deshalb bin ich damals bei Brembo geblieben. Doch Nissin hat gute Arbeit geleistet.

Haben sich deine Ziele für die Saison 2015 verändert, nachdem das neue Chassis keine Verbesserung brachte?

Nein, eigentlich nicht. Unser Ziel war ganz klar, uns gegenüber dem letzten Jahr zu verbessern. Im Endeffekt ist egal, ob ich am Ende WM-Siebter, WM-Achter oder WM-Zwölfter bin, denn davon kann ich mir nichts kaufen. Ich muss zeigen, dass ich gute Rennen fahren und kämpfen kann. Außerdem muss ich auch mal vorne mitfahren können. Es bleibt den wichtigen Leuten länger im Kopf, wenn du in den Top-5 mithältst oder um das Podest kämpfst, als den achten oder neunten WM-Rang einzufahren. Für mich ist wichtig, Rennen auf gutem Niveau zu zeigen.

Hat sich die Arbeitsweise des Teams verändert oder muss noch etwas verändert werden?

Wir haben unsere Strategie etwas geändert. Nach Austin habe ich gemerkt, dass mich das Team mehr pushen könnte. Im letzten Jahr war es schon so, dass wir die Trainings manchmal nicht ideal genutzt haben, dann habe ich erst am Ende eine Rundenzeit rausgehauen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich manchmal einfach schwer tue, an meine Grenze oder darüber hinaus zu gehen. Manchmal gebe ich vielleicht nur 95 Prozent. Dann sollte das Team einfach mehr hinter mir stehen und mich pushen, aber nicht negativ. Die Stimmung könnte etwas aggressiver sein.

Jeder Fahrer weiß selbst, wann es wichtig ist. Doch wenn das Team mithilft, kann man sich gegenseitig pushen. In Argentinien haben wir damit begonnen. Wir waren im ersten Training nur selten so gut dabei. Nun wollen wir das weiterführen.

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