Gigi Dall’Igna: «Würde gern Moto3-Ducati-Bikes haben»

Von Günther Wiesinger
Seit mehr als fünf Jahren trägt sich Ducati-Rennchef und Konstrukteur Gigi Dall'Igna mit dem Gedanken, eine Moto3-Rennmaschine zu bauen. Erstmals erklärt er jetzt die genauen Gründe für sein Vorhaben.

Im September 2022 präsentierte der italienische Speed-up-Teambesitzer Luca Boscoscuro, der seit 2020 in der Moto2-WM mit Eigenbau-Maschinen antritt, die seit drei Jahren als «Boscoscuro» (vorher Speed up) bezeichnet werden, Ideen für neue technische Vorschriften in der Moto3-WM-Klasse.

Der 250-ccm-Europameister von bemängelt nämlich die leistungsschwachen 250-ccm-Viertakt-Einzylinder-Motoren in der Moto3, die den Fahrern nicht erlauben, durch das Fahrkönnen den Unterschied zu machen, es wird extrem viel riskiert es kommt zu vielen Stürzen, vielen Penaltys und zu vielen gefährlichen Manövern, oft auch zu Rennabbrüchen.

Boscoscuro schlug deshalb vor, den Hubraum für die Moto3 bei nächstbester Gelegenheit von 250 auf 400 oder 500 ccm zu erhöhen und die maximale Zylinderanzahl von einen auf zwei. SPEEDWEEK.com sprach seither mit zahlreichen Teamchefs und Technikern, dieser Vorschlag traf bei Experten wie Sito Pons, Jorge Martinez und Dani Pedrosa auf offene Ohren. Auch Aprilia-Rennchef Massimo Rivola findet Gefallen an dieser Idee. Auch bei der Dorna wird über ein neues Technik-Format für die Moto3-Wm diskutiert, zumal ja der Moto2-Hubraum 2019 bereits von 600 auf 765 ccm erhöht wurde und der MotoGP-Hubraum 2012 von 800 auf 1000 ccm.

Fakt ist aber: Das 250 ccm-Limit ist bis Ende 2026 festgeschrieben.

Mit 400-ccm- oder 500-ccm-Twins könnten jedoch dann eventuell neue Hersteller in die Moto2 gelockt werden, die seit dem Rückzug von Mahindra/Peugeot von der Pierer-Gruppe (KTM, GASGAS, Husqvarna und CFMOTO) sowie Honda beherrscht wird.

Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse, trägt seit vielen Jahren den Gedanken an den Bau einer Moto3-Ducati mit sich, weil er in der Vergangenheit bei Piaggio viele Talente in der 125er und 250er-WM aufgebaut hat, man denke nur an Jorge Lorenzo, der die Viertelliter-WM 2006 und 2007 auf einer Aprilia gewinnen hat.
«Ich stimme zu, dass die Viertakter für die Fahrer sicher leichter zu handhaben sind als Zweitakter. Dad ist die Realität, und deshalb ist eine Moto3-Maschine einfacher zu beherrschen als ein 125er-Bike», hält Dall’Igna fest. «Aber abgesehen davon habe ich mir nicht viele Gedanken über dieses Thema gemacht.»

Kein Wunder: denn der Ducati-Rennmanager kämpft um die WM-Titel in der MotoGP-, Superbike- und Supersportklasse, dazu wird die neue MotoE-WM mit 2023 erstmals Einheitsmotorrädern aus Borgo Panigale ausgerüstet.

Deshalb hat Dall’Igna seine Moto3-Pläne auf die lange Bank geschoben. Zuerst beonte er, der Gewinn der MotoGP-WM habe Priorität. Und jetzt hat er vier MotoGP-Teams zu betreuen und fünf Panigale-Fahrer in der Superbike-WM. Und 2024 könnte das Marc VDS-Team neu dazu kommen. 

«Im Moment habe ich keinen Plan für die Moto3», bestätigte Dall’Igna deshalb jetzt im Interview mit SPEEDWEEK.com – zum wiederholten Male.

Gigi räumt aber ein: «Ich würde gern ein Moto3-Rennmotorrad bauen, denn vom sportlichen Standpunkt aus ist es eines der besten Systeme, wenn man die Fahrer schon in der Moto3-Kategorie auswählen kann. Deshalb haben die in der Moto3 tätigen Hersteller einen großen Vorteil gegenüber den anderen Werken, die in den kleinen Klassen nicht dabei sind. Ich würde bei Ducati gerne Moto3-Bikes haben.»

Denn in seiner Piaggio-Group-Ära hat Dall’Igna in den kleinen Klassen und seinen Fabrikaten Aprilia, Derbi und Gilera mit vielen späteren MotoGP-Stars zu tun gehabt – mit Stoner, Lorenzo, Simoncelli, Bautista, Barberá und so weiter. Auch mit starken Gegnern wie Pedrosa und Dovizioso, der bei Honda fuhren.

«Ja, deshalb ist die Moto3 so wichtig. Wenn du das Vertrauen der Fahrer gewinnst, wenn sie sehr jung sind, bleibt dieses Vertrauen erhalten, sogar bis in die MotoGP», ist der 56-jährige Italiener aus Venetien überzeugt.


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