WM-Leader Danny Kent: «Das ist erst der Beginn»

Von Günther Wiesinger
Danny Kent hat schwierige GP-Jahre hinter sich, im Leopard-Kiefer-Team wird er zum WM-Favoriten. «Ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht», gibt Danny zu.

Mit seinem Triumph im Moto3-Rennen in Austin/Texas legte Danny Kent am Sonntag den Grundstein für einen denkwürdigen Tag, den die britischen Fans nicht so rasch vergessen werden.

Denn als Sam Lowes kaum eineinhalb Stunden später sein Siegerdebüt in der Moto2-Klasse feierte, war eine lange Durststrecke beendet. Erstmals seit Anderstorp/Schweden 1977 gab es zwei britische GP-Siege an einem Tag zu feiern.

Damals hatten Mick Grant (Kawasaki 250) und Barry Sheene (Suzuki 500) ihre WM-Rennen gewonnen.

Kent trug schon beim Katar-GP am 29. März dazu bei, dass Kiefer Racing nach 882 Tagen (oder zwei Jahren und fünf Monaten) endlich wieder WM-Punkte erbeutete.

«Im Nachhinein ist es fast nicht zu glauben, dass wir fast 40 Rennen lang keinen Punkte geholt haben», grübelte Teambesitzer Stefan Kiefer.

Und Kents GP-Erfolg auf dem Circuit of the Americas war der erste Siege für Kiefer seit Silverstone 2011, als Stefan Bradl den Regen-GP auf der Moto2-Kalex gewann.

Kent kommt aus dem Red Bull-Rookies-Cup, er fuhr dann im Red Bull-Ajo-Team und gewann dort gegen seinen Teamkollegen Sandro Cortese die Grand Prix in Motegi und Valencia.

Dann wechselte der Brite für 2013 ins Tech3-Moto2-Team, wo er ziemlich unterging: 22. WM-Rang, nur 16 Punkte, bestes Ergebnis: zweimal Zwölfter. Deshalb kehrte Danny 2014 in die Moto3-WM zurück, Aki Ajo setzte ihn auf die Red Bull-Husqvarna.

Kent hatte sich inzwischen den Ruf erworben, ein begnadetes Talent zu sein, schnell, zweikampfstark, angriffslustig, aber er wollte für den Sport nicht genug Opfer bringen, fühlte sich zu früh als Star und kam deshalb 2014 bei einigen Rennen unter die Räder. Aber Kent eroberte immerhin zwei Podestplätze, er klassierte sich in der WM als Gesamt-Achter.

Aki Ajo liess ihn gerne zu Kiefer-Honda ziehen, trotz zwei Podestplätzen.

Danny Kent wird vom ehemaligen Rothmans-Honda-500-Werksfahrer Roger Burnett gemanagt, der zuvor auch Superbike-Star James Toseland betreute, mit dessen Startnummer 52 Kent heute ans Werk geht.

Der 21-jährige Danny Kent hat in Texas seinen 75. Grand Prix bestritten, er geht jetzt als WM-Leader nach Argentinien, wo er 2014 gut zurechtkam und wo er sich wieder einiges ausrechnet. Er hat aus zwei Rennen 41 von 50 möglichen Punkten kassiert, Enea Bastianini ist WM-Zweiter mit 33 Punkten.

Und der Englänger kann mit Genugtuung auf die Situation im Ajo-Team blicken, wo Brad Binder momentan mit 17 Punkten aus zwei Rennen als WM-Siebter als bestplatzierter Fahrer dasteht.

Gegenüber SPEEDWEEK.com sprach Danny Kent offen über seine Wandlung zum Siegfahrer und Titelanwärter.

Danny, du hast zwei schwierige Jahre hinter dir. Bei Aki Ajo bist du letztes Jahr in Ungnade gefallen.

Ich bin letztes Jahr mit den Mechanikern im Team von Aki Ajo sehr gut zurechtgekommen, wir haben uns prächtig verstanden. Auch mit meinem Crew-Chef gab es keine Probleme.
Aber im System von Ajo gibt es immer diese Nummer-1-Seite in der Box. Wenn du nicht auf dieser Seite bist, kannst du niemals um die Weltmeisterschaft kämpfen.
Deshalb hatte Sandro bei Ajo 2010 gegen Marc Márquez Mühe. Ich war dann 2012 in einer ähnlichen Situation wie Sandro zwei Jahre vorher... 2012 war dann Sandro bei Aki die Nummer 1, ich die Nr. 2.
Das System hat sich fortgesetzt. 2013 war Luis Salom die Nummer 1, Miller im Vorjahr.
Ich glaube, ich bekam nicht das beste... Ich glaube, sie haben nicht auf mich vertraut. Ich habe 2014 gespürt, dass sie mir nichts zutrauen.

Deshalb wolltest du Ende 2014 wieder weg von Ajo, wie schon Ende 2012?

Jetzt bin ich bei Leopard in einem Team, wo mir ein sehr gutes Paket zur Verfügung steht. Honda und das Team glauben an mich.
Und man weiss ja: Ein glücklicher Fahrer ist ein schneller Fahrer.
Jetzt haben wir alles, was wir brauchen, um ein starkes Jahr hinzulegen.

Viele Experten ?bezeichnen dich ?als riesiges Talent, aber du hast dich bisher nicht angestrengt. Ex-GP-Pilot Niall Mackenzie lobte letztes Jahr mehrmals deine Zweikampfstärke. Er sagte, wenn du nach vorne fährst, verlierst du die eroberte Position nicht mehr, du bist ein guter Fighter. Aber es sah lange so aus, als würdest du dein Talent vergeuden. Du hast nie eine konstante Saison hingebracht?

Ja, wir haben in der Vergangenheit Fehler gemacht. Zum Beispiel der Wechsel in die Moto2 für 2013.
Es war vernünftig, nachher in die Moto3 zurückzukehren, aber es hat lange gedauert, bis ich den Fahrstil wieder angepasst hatte. Erst in der zweiten Hälfte 2014 waren wir wieder stark.
Diesen Schwung vom Herbst letzten Jahres haben wir in die Saison 2015 mitgenommen. Wir sind gestärkt zurückgekehrt.
Ich glaube, das ist erst der Beginn.
Wir werden noch stärker.

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