Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Valentino Rossi (20.): «Es kann eine Lotterie werden»

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi

Valentino Rossi

Valentino Rossi muss eventuell am Samstag ins Q1, wenn er seine 20. Position im FP1 Samstagfrüh nicht verbessern kann. Rossi ist mit den Michelin-Vorschriften nicht einverstanden.

Eigentlich sollte Valentino Rossi jetzt in Australien nach dem FP2 an zweiter Stelle liegen, denn er fuhr mit dem superweichen Vorderreifen des Typs 1008B am Vormittag auf Platz 2, da verlor er nur 0,041 sec auf Cal Crutchlow.

Aber Rossi hatte mit diesem Reifen elf Runden abgespult, Michelin erlaubte nur zehn, also wurden alle neun gezeiteten Runden gestrichen. Rossi fiel auf Platz 20 zurück, er wurde mit einer um 6,227 sec langsameren Runde gewertet. So kam er knapp hinter Lorenzo zu liegen, der sich an 19. Stelle befindet.

Aber ohne Strafe!

«Das Problem war heute, dass sehr viel Wasser auf der Piste stand. Noch grösser war das Problem mit den kühlen Temperaturen, es hatte nicht viel mehr als 10 Grad», resümierte der Movistar-Yamaha-Werksfahrer. «Wenn die Belagstemperatur hier so niedrig ist, wird es in Phillip Island mit der MotoGP-Maschine sehr gefährlich.»

«Immerhin konnten wir im FP1 in der Früh 20 Minuten brauchbar arbeiten», erzählte der WM-Zweite. «Da herrschten noch brauchbare Zustände, nachher stand zu viel Wasser auf der Strecke. Am Nachmittag war es sinnlos. Deshalb hoffe ich, dass wir morgen eine halbe Stunde mehr Training bekommen.»

Dieser Wunsch soll erfüllt werden. Deshalb soll das Training am Samstag um 9 Uhr statt um 10 Uhr Ortszeit beginnen, wenn es nicht zu kalt ist. Die Teams werden in der Früh per E-Mail informiert und sollen sich darauf einrichten, dass es um 9 Uhr losgeht.
Das dritte MotoGP-Training wird auf jeden Fall 60 statt 45 Minuten dauern.

Wenn um 9 Uhr begonnen werden kann, dürfen die Moto2-Fahrer (ihr FP2 fiel aus) im FP3 ab 11.10 Uhr eine Stunde fahren. Wenn es erst um 10 Uhr beginnt, dauert das Moto2-FP3 von 12.10 bis 13.10 Uhr ebenfalls 60 Minuten statt 45. Also bekommen die Moto2-Fahrer zumindest 15 der verlorenen 45 Minuten zurück.

«Bei normalem Regen habe ich mich gut gefühlt, aber leider wurden nach dem FP1 meine besten Zeiten alle gestrichen», schilderte Valentino mit spürbarem Bedauern. «Denn ich habe vorne den Supersoft-Reifen genommen. Man hat mir gesagt, ich darf maximal zehn Runden damit fahren. Also bin ich neun Runden draussen geblieben. Am Schluss habe ich erfahren, dass auch die 'out-lap' und die 'cooling-off-lap' gezählt wird, dann waren es leider elf... Schade, denn ich kenne diesen Typ 1008B, es ist ein guter Reifen, er war für den Freitag her und heute ideal. Denn wir hatten nur 10 Grad. Durch die Rückversetzung haben sie meinen ganzen Tag zunichte gemacht... Jetzt bin ich Vorletzter. Ein Jammer, denn wenn ich im FP3 meine Trainingszeit nicht verbessern kann, weil es zu kalt, zu nass oder zu windig ist, muss ich ins Qualifying 1. Ich hoffe deshalb, dass am Samstag das Wetter besser ist.»

Stefan Bradl ist ein Nutznießer der Rossi-Bestrafung: Er rückte von Platz 11 auf Platz 10 und wäre jetzt direkt fürs Q2 qualifiziert, wenn im FP3 keine besseren Zeiten zustande kommen.

«Die Vorhersage kündigt an, dass das Wetter am Samstag etwas besser wird», erklärte Rossi. «Aber wenn es so schlimm ist wie im FP2, dann haben wir einen Zustand, wo wir die Motorräder nicht einsetzen können. Jedenfalls möchte ich am Samstag 30 Minuten zusätzliches Training haben... Notfalls wäre das 15 Minuten-Q1 sogar als zusätzliches Training nützlich», grübelte Valentino. «Aber ich ziehe es vor, wenn ich nach dem FP3 unter den Top-Ten bin.»

Valentino Rossi wundert sich, warum Michelin den Typ 1008B nur für zehn Runden erlaubt. «Das ist sehr merkwürdig. Denn meiner Meinung nach wäre diese extra-weiche Mischung der passende Compound für das Rennen... Ich kenne diesen Reifen vom Brünn-GP, dort hat er uns Probleme bereitet. Aber in Brünn hatten wir Asphalttemperaturen von 25 Grad, außerdem ist die Piste im Rennen dann aufgetrocknet. Hier sind die Verhältnisse ganz anders. Der ideale Platz für die Supersoft-Vorderreifen ist hier in Phillip Island. Wenn wir ihn hier im Rennen nicht einsetzen dürfen, wo sonst? Wenn wir ihn hier nicht nehmen dürfen, brauchen wir ihn nirgends.»

Rossi weiter: «Ich bin im FP2 meinen Run mit dem extra-weichen Vorderreifen gefahren, es war alles sehr gut. Ich bin mit recht ordentlichen Rundenzeiten vom Motorrad abgestiegen. Der Reifen sah nach den elf Runden wie neu  aus. Ich verstehe Michelin nicht. Wenn man hier mit dem Soft-Vorderreifen fährt, ist es gefährlicher als mit dem Supersoft. Bei einem Wetter wie heute ist der 1008B eine Option für das Rennen. Aber Michelin hat es verboten. Ich möchte Michelin bitten, diesen Reifen am Sonntag für das Rennen zu erlauben, wenn es nass ist. Bisher lehnen sie das ab.»

«Wenn es am Sonntag trocken ist, wird das Rennen nach zwei nassen Tagen eine Lotterie», fürchtet Rossi. «Momentan sagt die Vorhersage, dass es am Samstag auftrocknet. Am Sonntag soll es auch trocken sein, aber niemand weiß, ob es im Rennen wirklich trocken wird. Wenn wir keine Slicks testen können vor dem Start,   wird es eine wahre Lotterie. Für alle.»

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