Stefan Bradl (Aprilia): «Mache mir keine Illusionen»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl heimste beim Australien-GP für Platz 11 fünf weitere WM-Punkte ein. Aber er fühlte sich bei den Zweikämpfen machtlos. Jetzt freut er sich auf den Sepang-GP.

Stefan Bradl schaffte am Samstag in Australien mit Rang 8 das beste MotoGP-Ergebnis für Aprilia seit Platz 7 von Colin Edwards 2007 in Valencia, als der Amerikaner die Dreizylinder-Cube auf den siebten Startplatz stellte.

Im Rennen gelang Bradl Platz 11, es war das vierte punktebringende Ergebnis in Serie nach Platz 12 in Misano und zwei zehnten Rängen in Aragón und Motegi.

Stefan, du hast nach dem Rennen über eine mangelhafte Bremsperformance berichtet. Wie kam dieses Problem zustande?

Wir haben das Motorrad nach dem 17. Platz im Warm-up fürs Rennen extrem verändert. Fahrwerkshöhe vorne und hinten, Schwingenlänge, Schwingendrehpunkt, da haben wir recht viel geändert, um mehr Druck auf die Reifen auszuüben und mehr Temperatur in die Reifen reinzukriegen. Das war Gott sei Dank im Verhältnis zum Warm-up der richtige Schritt. Diese Modifizierungen gingen in die richtige Richtung.
Beim Bremsen hatte ich aber kein Gefühl zum Reifen, weil wir mit dieser Fahrwerkseinstellung und mit der veränderten Fahrwerkshöhe nicht genau gewusst haben, welche Federn, welche Federstärken und welche Vorspannung wir nehmen müssen, und so weiter.
Dann ist die Gabel eingetaucht und ist bei 120 Millimeter stehen geblieben, nicht auf 'block', weit weg von 'block', aber sie hat bis zu einem bestimmten Punkte gearbeitet, dann hat sie alles dem Reifen überlassen, dadurch hat sie mir kein Gefühl vermittelt.

Dazu kamen dann noch die extrem harten Reifen, die in Phillip Island wegen des aggressiven Belags verwendet werden müssen?

Hinten, ja. Vorne kriegst du in den drei Rechtskurven, die es hier gibt, sowieso nicht viel Hitze rein. Ich hatte dadurch nicht viel Gefühl. Ich weiß auch, wie schnell es in Phillip Island gehen kann, dass du daliegst. Deshalb hatte ich auch nicht das Vertrauen, noch mehr Risiko einzugehen.

Wie sah es im Topspeed aus?

Ah, das war schlimm. Ich bin auf der Start/Zielgeraden jede Runde zwei bis drei Sekunden komplett im Drehzahlbegrenzer gefahren. Sobald ich jemanden überholt hatte, war ich deshalb immer leichte Beute für den nächsten Gegenangriff der Verfolger, immer auf der Geraden, also mit den einfachsten Mitteln. Das war schon ein bisschen frustrierend für mich.
Ich habe eigentlich immer nur warten können, bis vor mir einer einen Fehler macht, weil ich 10 oder 15 Runden gewartet habe, irgendwo ein Überholmanöver vorzubereiten, das ist mir zweimal gelungen, aber immer mit extrem viel Risiko. Da habe ich gedacht: Ich will diese Punkte jetzt nicht wegschmeißen. Ich war gar nicht in der Lage, sinnvoll irgendwas zu riskieren, weil ich kein Vertrauen zum Vorderreifen hatte.

Der Topspeed war gegenüber den Ducati sowieso mangelhaft, dazu war dein Motorrad noch zu kurz übersetzt?

Ja, ganz schlecht. Durch die zu kurze Übersetzung hat sich die Situation noch verschlimmert. Auf Dovizioso haben mir im Topspeed 14 oder 15 km/h gefehlt.

Du bist in der WM an 16. Stelle. Eugene Laverty als 13. liegt nur 13 Punkte vor dir. Auch Bautista ist noch zu erwischen. Beschäftigt dich dieses Thema?

Wir haben nur noch zwei Rennen... Da mache ich mir jetzt keine Illusionen. Ich will einfach noch zweimal Punkte sammeln. In Malaysia ist es mir letztes Jahr mit der 2015-Aprilia gut gegangen. Ich bin auf Platz 10 gelandet.
Jetzt ist die Piste asphaltiert worden, da weiß keiner, was uns erwartet. Die Zielkurve hängt jetzt nach außen. Da weiß auch keiner, wie sich das auswirkt. Grundsätzlich muss man zuerst rausfinden, wie der neue Asphalt beschaffen ist und welches Grund-Setting man hernimmt. Wir müssen rausfinden, wie viel Grip bei dieser Hitze vorhanden ist. Wie werden die neuen Michelin-Reifen dort funktionieren.
Beim Test im Februar waren wir mit der letztjährigen Maschine dort, Michelin hat seither alle Reifen stark weiterentwickelt. Es ist die Frage, wie sich die Michelin auf dem neuen Asphalt anfühlen.

Aber Aprilia hat in Sepang eine bessere Ausgangslage als in Australien, wo 2015 gar nichts geklappt hat?

Es wird auf jeden Fall wärmer sein. Man schwitzt, statt dass man friert. Und wir werden vermutlich bessere Streckenbedingungen haben, weil der Grip besser ist. Dadurch wird es nicht so gefährlich sein. Man hat ja gesehen, wie viele Stürze wir jetzt am Wochenende in Phillip Island erlebt haben.
Der Charakter der Strecke in Sepang taugt mir.
Aber durch den neuen Asphalt musst du bei der Abstimmungsarbeit von vorne anfangen. Das gilt aber für alle anderen Teams genau so.

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