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Andrea Dovizioso: «Habe die Gegner heute gekocht»

Von Günther Wiesinger
Sieger Andrea Dovizioso

Sieger Andrea Dovizioso

Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso ist der neunte unterschiedliche MotoGP-Saisonsieger 2016. Er deklassierte Rossi im Regen von Sepang. 2017 will er um den Titel fighten – mit seinem Teamkollegen Lorenzo.

Seit Monaten haben wir auf den ersten MotoGP-Sieg von Andrea Dovizioso bei Ducati gewartet, eigentlich schon seit Jahren.  Erstmals war er in Mugello 2015 der klare Favorit, aber dann warf er seine Desmosedici in der ersten Runde im Warm-up weg, im Rennen fiel er dann aus.

Dann sah «Dovi» in Assen 2016 wieder der Sieger aus, doch es gab einen Neustart, er hatte keine Chance mehr.

Dann schien ihm der Sieg auf dem Red Bull Ring 2016 zu Füssen zu liegen. Es klappte wieder nicht, ausgerechnet der jüngere Teamkollege Andrea Iannone sackte die 25 Punkte ein.

Es sind 2653 Tage vergangen zwischen dem ersten MotoGP-Sieg von «Dovi» im Regen von Donington am 26. Juli 2009, er fuhr damals eine Repsol-Honda.

Jetzt reiht er sich bei Ducati in die Reihe der Sieger ein – nach Könnern wie Capirossi, Bayliss, Stoner und Iannone.

Es war der 34. MotoGP-Podestplatz für den 30-jährigen Haudegen, aber erst der zweite Sieg...

Und so nebenbei ist «Dovi» jetzt der neunte unterschiedliche MotoGP-Sieger in diesem Jahr – nach Lorenzo, Márquez, Rossi, Miller, Iannone, Crutchlow, Viñales und Pedrosa.

Andrea Dovizioso war aus dem Häuschen, stolz präsentierte er seine Siegertrophäe den Journalisten. Der 125-ccm-Weltmeister von 2004 war ein verdienter Gewinner, er fuhr teilweise 2 bis 3 Sekunden schneller als Rossi, nachdem er die Führung übernommen hatte.

«Das Rennen war sehr, sehr schwierig. Für die Außenstehenden sah es vielleicht so aus, als hätte ich alles perfekt unter Kontrolle gehabt. Aber das entspricht nicht der Realität. Der erste Teil des Rennens war sehr mühsam, denn es stand sehr viel Wasser. Iannone und Valentino waren in dieser Phase sehr schnell. Aber ich habe nicht aufgegeben, ich habe keinen Fehler gemacht, darüber bin ich sehr happy... Denn dies gab mir die Möglichkeit, am Ende den Sieg heimzufahren.»

«Ich bin so happy, wie ideal mein Bike bei diesen Bedingungen funktioniert hat. Denn ich war in der Lage, denselben Speed vom Beginn bis zum Ende zu fahren, das ist eine sehr wichtige Erkenntnis für uns. Ich habe ein sehr gutes Weekend hinter mich gebracht, wir haben in den Trainings, im Qualifying und im Rennen eine ausgezeichnete Performance gezeigt. Es war alles perfekt. Das ist ein wirklich schönes Gefühl. Es freut mich ungemein, diesen Sieg ausgerechnet hier in Malaysia sichergestellt zu haben, auf einer der schönsten Pisten im Kalender. Ich habe bisher hier in Malaysia nie gewonnen, nicht einmal mit der 125er oder 250er.»

Dovizioso weiter: «Dieser Erfolg freut mich für mich persönlich, für Ducati, für alle Mitarbeiter daheim im Werk in Borgo Panigale. Es ist für jeden Rennfahrer etwas Einmaliges, für ein Werk wie Ducati gewinnen zu können», seufzte Andrea, der jetzt Pedrosa auf den sechsten WM-Rang verdrängt hat. WM-Fünfter auf Ducati – das war er schon 2014. Und jetzt bestreitet der Italiener schon die vierte Saison für das Traditionswerk aus Bologna.

«Die Bedingungen vor dem Start waren schwierig, der Start musste verschoben werden wegen des Wolkenbruchs. Ich habe schon viele Rennen bei so seltsamen Bedingungen hinter mich gebracht», schilderte Andrea. «Ich wollte nicht zu viel nachdenken, wir können das Wetter sowieso nicht kontrollieren. Ich war zuversichtlich für das Regenrennen, aber ich war auch im fast trockenen Warm-up gut in Form. Das Gefühl in der Früh war recht gut. Ich bin wirklich happy, jetzt diesen Sieg errungen haben, und dazu gleich auf diese deutliche Weise. Ich weiß, ich habe wieder im Regen gewonnen, nicht im Trockenen, aber es sieht so aus, als hätte ich die Gegner heute gekocht... Das ist etwas, was ich noch nicht oft in meiner Karriere gespürt habe. Das ist ein schönes Gefühl.»

Das Duell gegen Rossi verlief spannend, aber der WM-Zweite stand heute auf verlorenem Posten. «Dovi» brauste 3,1 Sekunden vor dem Landsmann über den Zielstrich. Aber Rossi hat jetzt den zweiten WM-Rang so gut wie in der Tasche. Lorenzo liegt vor dem Finale 28 Punkte hinter ihm.

«Valentino gibt normal nie auf», ist Dovizioso bewusst. «Also habe ich nach dieser langen Zeit nicht erwartet, dass ich einen Vorsprung auf ihn herausholen kann. Aber als ich auf der Geraden war, habe ich einen Abstand von 1,7 sec gesehen. Da merkte ich, dass ich eine Chance auf den Sieg habe. Ich konnte meinen Speed gut beibehalten. Wenn ich pushte, konnte ich meine Rundenzeiten sogar verbessern. Natürlich musste ich viel riskieren, aber ich war in der Lage, den Platz 1 zu verteidigen. Ich hatte ein sehr gutes Motorrad. Meine Traktion hinten war besser als bei Valentino. Das gab mir die Möglichkeit, jede Runde ein bisschen schneller zu fahren als er.»

Dovizioso kann jetzt endlich die ärgerliche Niederlage von Spielberg verschmerzen. «Dieser Sieg heute war wichtig für mich. Denn jeder Fahrer tritt an, weil er gewinnen will. Jeder Fahrer will den Genuss eines Sieges auskosten. Ich habe diese Freude seit 2009 nicht mehr gespürt. Jetzt habe ich endlich ein Rennen für Ducati gewonnen. Und jetzt muss es unser Ziel sein, eine Basis zu schaffen, die es uns erlaubt, 2017 um die Weltmeisterschaft zu kämpfen.»

«In Österreich war ich nach dem Qualifying überzeugt: Dieser Sieg gehört mir. Aber dann habe ich hinten die falsche Reifenwahl getroffen. Ich war damals bodenlos enttäuscht. Denn an diesem Wochenende in Österreich bin ich auf perfekte Art und Weise gefahren. Die Niederlage war schwer zu verdauen. Dass wir jetzt am Saisonende noch so ein Resultat erzielen konnten, das uns für Österreich entschädigt, das gefällt mir grenzenlos. Das ist sehr wichtig für die Zukunft.»

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