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Marco Lucchinelli: Seitenhiebe gegen Rivalen Uncini

Von Günther Wiesinger
Marco Lucchinelli ist seit Mugello eine MotoGP-Legende. Bei seiner Ehrung machte er freche Sprüche, vor allem Ex-Rivale Franco Uncini bekam sein Fett weg.

Der 62-jährige Italiener Marco Lucchinelli, 500-ccm-Weltmeister 1981 auf der Suzuki des Roberto-Gallina-Teams, wurde in Mugello in die virtuelle «Hall of Fame» der Dorna aufgenommen.

Er steht damit in einer langen Liste von MotoGP-Legenden wie Giacomo Agostini, Mick Doohan, Geoff Duke, Wayne Gardner, Mike Hailwood, Daijiro Kato, Eddie Lawson, Toni Mang, Angel Nieto, Wayne Rainey, Phil Read, Jim Redman, Kenny Roberts junior und senior, Jarno Saarinen, Kevin Schwantz, Barry Sheene, Marco Simoncelli, Freddie Spencer, Casey Stoner, John Surtees, Carlo Ubbiali, Alex Crivillé, Franco Uncini und der verstorbene Nicky Hayden.

Seit Mugello gehört also auch Marco Lucchinelli zu den MotoGP-Legenden. Italienische Medien bezeichnen ihn gern als «das verrückte Pferd»; er hat diese Auszeichnung auf seine Weise angenommen, wie damals, als er noch Rennen fuhr.

Dazu applaudiert haben ihm auch alle Mitglieder des Gallina-Teams, mit dem er 1981 auf einer Suzuki RG Gamma Weltmeister wurde.
«Einige davon habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Es freut mich, dass sie noch alle am Leben sind», scherzte Lucky.

Und dann wandte er sich an den neben ihm sitzenden Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta. «Ich habe noch immer nicht begriffen, warum du diesen Preis zuerst an Franco Uncini vergeben hast, der hat ja die 500er-WM ein Jahr nach mir gewonnen, nämlich 1982. Außerdem kann ich ein Auto auf einer Rennstrecke bewegen, ohne es zu zerstören...»

Lucchinelli spielte damit auf den Jerez-GP 2017 an, wo Uncini nach dem Warm-up einen BMW arg demoliert hatte.

Ezpeleta unternahm einen zaghaften Erklärungsversuch. «Franco Uncini ist halt bei allen Grand Prix als Safety Officer dabei... Er arbeitet bei uns.»

«Giacomo Agostini wäre gerne gekommen, er war verhindert. Aber ich werde ihn umarmen, wenn ich ihn das nächste Mal treffe», fuhr Lucchinelli fort. «Schließlich sind wir jetzt in der gleichen Familie, wir sind beide MotoGP-Legenden... Ich hoffe, dass sie mich nicht gleich wieder rauswerfen, wenn ich mir jetzt ein paar Späße erlaubt habe.»

Dann wurde Marco kurz ernster. «Es ist mir eine große Ehre, heute hier zu sein, denn ich habe eigentlich nur die Größten als Legenden betrachtet, Ago oder Vale. Ehrlich gesagt, mir bedeutet diese Auszeichnung heute mehr als damals der Titelgewinn.»

Spaßvogel Marco Lucchinelli erhielt für seine unterhaltsame Ansprache viel Applaus und auch einen speziellen Dank von Carmelo Ezpeleta, dem CEO der Dorna.

«1981 habe ich für den Real Automobil Club RAC in Spanien gearbeitet, also für den spanischen Verband», erinnerte der Dorna-Chef. «1981 hatten wir aber keinen Motorrad-GP von Spanien organisiert. Es gab damals in Spanien keinen WM-Lauf. Aber am Jahresende entschieden wir uns jedoch, ein stark besetztes 500-ccm-Rennen ohne WM-Status in Jarama durchzuführen. Marco hat Suzuki damals überzeugt, auch unseren Champion Angel Nieto mit einer Suzuki 500 auszurüsten, sogar König Juan Carlos hat sich eingeschaltet und sich für Angel stark gemacht. Ein Jahr später hat Marco dasselbe bei Honda durchgesetzt. Diese ersten Kontakte zu den Werken habe ich also ihm zu verdanken.»

Marco Lucchinelli war immer ein schriller Vogel und wegen seiner extravaganten Art sehr populär. Vom ersten verdienten Geld kaufte er sich einen teuren Lamborghini, aber nach der Karriere geriet er vorübergehend auf die schiefe Ebene. 1991 musste er wegen Drogendelikten ins Gefängnis.

Um seinen Titelgewinn 1981 in Imola rankt sich eine recht mysteriöse Geschichte. Beim Imola-GP 1981 schied Titelanwärter Kenny Roberts, 500-ccm-Weltmeister auf Yamaha 1978, 1979 und 1980, wegen einer Lebensmittelvergiftung aus, Lucchinelli gewann – und sicherte sich dadurch die Weltmeisterschaft.

Jahrelang wurde kolportiert, jemand aus dem Umfeld von Lucchinelli habe damals den Koch im berühmten Restaurant «Molino Rosso» in Imola bestochen, um den prominenten Gast Kenny Roberts am Samstagabend irgendetwas nicht sonderlich Bekömmliches ins Abendessen zu mischen, was ihn am nächsten Tag schachmatt setzte.

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