Stefan Bradl : «Es tut mir leid für Jonas Folger»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl als Spitzenreiter in Laguna Seca 2013 – vor Marc Márquez

Stefan Bradl als Spitzenreiter in Laguna Seca 2013 – vor Marc Márquez

«Die Belastung ist in der MotoGP um ein Vielfaches höher als in der Moto2», sagt Stefan Bradl. «Auch die körperlichen Ansprüche steigen. Jonas war 2017 manchmal phänomenal gut.»

«Das war sicher ein Schock, denn ich hätte nicht gedacht, dass sich die Krankheit von Jonas so krass auswirkt und er jetzt sogar die ganze Saison 2018 absagen muss», sagt Stefan Bradl zur Situation von Landsmann Jonas Folger, der vor wenigen Tagen schweren Herzens den Rückzug aus der MotoGP-WM 2018 bekanntgeben musste.

Tech3-Yamaha-Teammanager Hervé Poncharal sprach von einem Burnout.

«Mein erster Gedanke war, das ist wieder ein herber Dämpfer für den deutschen Motorradrennsport. Es tut mir leid für Jonas, denn er hat 2017 gute Leistungen gebracht, er war stark unterwegs, speziell in der ersten Saisonhälfte. Aber ich kann keine großen Statements zu seiner Situation abgeben. Ich weiß nicht, was der Grund für den Rückzug ist, es fehlen mir die Informationen, ich kenne mich da nicht genug aus. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Vielleicht war der Druck zu hoch. Man kann vielleicht auch sagen, dass die körperlichen Voraussetzungen durch seine gesundheitlichen Probleme ein großes Handicap waren. Das ist sehr bitter und sehr schade.»

Stefan Bradl hat fünf Jahre in der MotoGP-WM absolviert. Er fuhr als erster Deutscher seit Walter Zeller (BMW) Mitte der 1950er-Jahre dreimal hintereinander in die Top-Ten der Gesamtwertung – von 2012 bis 2014 auf der LCR-Honda.

Bestes Ergebnis: Pole-Position und Platz 2 hinter Marc Márquez in Laguna Seca/USA im Jahr 2013.

«Ich habe mitbekommen, dass die körperlichen Ansprüche in der MotoGP-Klasse im Vergleich zur Moto2 um einiges höher sind», stellte Stefan Bradl fest, für den am Mittwoch in Sepang/Malaysia als MotoGP-Testfahrer von HRC die Rückkehr in die Königsklasse beginnt – nach einem missglückten Jahr in der Superbike-WM.

«Ich habe in meiner ersten MotoGP-Saison auch zu kämpfen gehabt», räumt Bradl ein. «Von der Fitness her, von der gesamten Belastung her, die Öffentlichkeitsarbeit nimmt um ein Vielfaches zu. Die GP-Wochenenden sind in der Königsklasse wirklich von Donnerstagfrüh bis Sonntagabend komplett durchgeplant. Du kannst dich kaum einmal 30 Minuten zurückziehen. Der Druck von außen ist extrem. Wenn du ein Einzelkämpfer aus einem Land wie Deutschland bist, tust du dich in dieser Hinsicht immer sehr schwer, denn alles schaut auf dich, du bist das Aushängeschild. Ich habe das erlebt. Jonas kennt das mittlerweile auch, glaube ich. Er hat seine Aufgabe zum Beispiel auf dem Sachsenring phänomenal gut gemacht. Und dort war der Druck wahrscheinlich am allergrößten, dem hat er standgehalten. Das war schon nicht einfach.»

Denn in der MotoGP kümmern sich bis zu 25 oder 30 Teammitglieder für einen Fahrer, die Kosten pro Fahrer liegen bei 6 bis 6,5 Millionen Euro im Jahr. Die Erwartungshaltung ist entsprechend hoch. Die Gagen betragen ein Vielfaches der Moto2-Klasse, es wird ständig eine Top-Performance gefordert, die Fahrer sind zum Teil keine 25 Jahre alt, der Leistungsdruck wächst ins Unermessliche.

Bradl weiter: «Wenn wir die mentale Seite betrachten, so hat Jonas bei Tech3-Yamaha gleich einen unbändig starken Teamkollegen gehabt, an dem er sofort gemessen wurde. Johann Zarco ist natürlich ein harter Brocken und ein verdammt guter Fahrer. Natürlich kann man versuchen, das auszublenden. Man kann versuchen, nur auf sich zu schauen. Aber irgendwo willst du im Team der Bessere sein, das versuchst du auf jeden Fall. Trotzdem, Jonas hat es gut gemacht. Es ist leider Gottes sehr schade. Ich hoffe, dass er die Krankheit in den Griff kriegt und erst mal wieder fit wird. Es ist sehr schwer, jetzt eine Prognose abzugeben, was mit ihm in Zukunft passieren wird. Aber ich wünsche ihm, dass er wieder Lebensfreude findet und zufrieden ist.»

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