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Scott Redding: Was in seiner GP-Karriere schief lief

Von Frank Aday
Aprilia-Werkspilot Scott Redding

Aprilia-Werkspilot Scott Redding

«Ich war das nächste große Ding im Paddock – bis ich es plötzlich nicht mehr war», blickt MotoGP-Pilot Scott Redding auf seine Karriere zurück. Der Brite räumt ein, dass er mit weitaus größeren Erfolgen gerechnet hat.

Wenn Aprilia-Pilot Scott Redding, der 2008 als 15-Jähriger in der 125-ccm-Klasse den Großbritannien-GP gewann, auf seine Karriere zurückblickt, macht sich Enttäuschung breit. «Ich war das nächste große Ding im Paddock – bis ich es plötzlich nicht mehr war», reflektiert Redding. «Wenn ich auf meinen Sieg in Donington zurückblickte und dann sehe, wie meine Karriere weiter verlief, dann hätte ich mit etwas viel Besserem gerechnet. Ich dachte, dass ich mittlerweile schon einen oder zwei WM-Titel in der Tasche hätte. So dachte ich als 15-Jähriger, weil ich bis dahin nur gewonnen hatte.»

Ein Fahrer, der damals in Donington mit Redding auf dem Podest stand, war der mittlerweile sechsfache Weltmeister Marc Márquez. «Talent bringt dich im Rennsport nur bis zu diesem Punkt. Márquez wurde von Emilio Alzamora gefördert, der selbst Weltmeister war und alles über den Weg wusste, den man gehen muss. Mein Vater und mein Onkel brachten mich zum Rennsport und wussten nichts über das Toplevel. Mir wurde beigebracht, verdammt hart zu fahren und noch viel härter zu trainieren. Ich dachte, dass ich ein Kämpfer bin und aggressiv sein muss. Mir wurde nichts über den Aufbau von Muskeln, das Gewicht oder die mentalen Anforderungen beigebracht. Ich lernte das alles auf die harte Tour», berichtete Redding gegenüber dem «On Track Off Road Magazine».

«Mir fehlte die richtige Führung. Wenn du Márquez und mich vergleichst… Damals habe ich ihn besiegt. Nach 2008 bekam er die richtige Hilfe und entwickelte sich auf mentaler Ebene weiter, während bei mir alles gleich blieb. Ab diesem Zeitpunkt wurde für mich alles schwieriger, denn ich wuchs, wurde schwerer und ein Problem folgte auf das andere. Ein Teufelskreis. Ich brauchte jemanden, der mich kontrolliert und in die richtige Position bringt, um die richtigen Dinge zu tun. Als ich in das Marc VDS-Team kam, war ich allein. Mein Vater sagte: ‹Tu, was du tun musst, denn ich habe dich soweit gebracht, wie ich konnte.› Ich lernte an diesem Punkt sehr viel, aber es lag noch viel mehr vor mir. Noch immer lerne ich jeden Tag Dinge, die ich schon vor Jahren hätte lernen müssen.»

Redding greift nun auch Nachwuchsfahrern wie Charlie Nesbitt unter die Arme, um sein Wissen zu teilen. «Aus meiner Erfahrung heraus, habe ich den Kids erklärt, dass es nicht nur um Siege geht. Es geht um Siege zur richtigen Zeit. Wenn du dich nach oben arbeitest, wirst du von besseren Fahrern besiegt. Sie pushen dich, damit du besser wirst. Du musst auch zur richtigen Zeit wechseln und darfst dabei nicht an Meisterschaftssiege denken. Nur ein WM-Titel zählt, alles andere dient nur dazu, an diesen Punkt zu kommen. Es geht um das große Ganze. Du lernst mehr aus Niederlagen als aus einfachen Siegen.»

2013 musste Redding im Moto2-WM-Kampf gegen Pol Espargaró eine herbe Niederlage einstecken, als er im Qualifying des Australien-GP stürzte und sich einen Bruch im Handgelenk zuzog. «Es war hart für mich, den WM-Titel 2013 nicht zu gewinnen, aber ich hatte Pech. Manchmal passieren solche Dinge im Leben. In diesem Jahr gewann ich Rennen, aber mit einem Fingerschnipsen war alles vorbei. Als Nachwuchsfahrer gewann ich in England, kam nach Spanien und erlebte erst Probleme. Aber als ich das richtige Bike hatte, dominierte ich. Ich gewann das letzte Rennen in Valencia und stieg in die Weltmeisterschaft auf. Bei meinem ersten Grand Prix in der 125-ccm-Klasse stand ich in Katar in Reihe 1. Als ich in der Moto2-Klasse das richtige Bike hatte, gewann ich. Das war ich, das war mein Level.»

Obwohl er bei seinem ersten MotoGP-Rennen für Aprilia 2018 in Katar nur Platz 20 erreichte, ist Redding sehr zuversichtlich für seine Zukunft. «Es ist seltsam, wie das alles passierte. Nun denke ich aber, dass ich mich in einer viel besseren Position befinde, als die letzten drei Jahre. Ich bin viel selbstbewusster und werde immer mehr zu dem Fahrer, der ich sein will. Aprilia hat mir dabei geholfen», betont der 25-Jährige.

«Ich weiß, dass mein neues Selbstvertrauen dazu führte, dass ich nun verstanden habe, was ich tun muss. Es gab mir auch mehr Motivation für mein Training und die Aufgaben im Hintergrund. Wenn sich dein Training positiv auswirkt, dann fühlst du dich besser und bist motiviert. Wenn du den Durchbruch aber nicht schaffst und das Licht am Ende des Tunnels nicht siehst, dann sind Fortschritte unmöglich. Ich vergesse oft, wie jung ich bin. Ich bin 25, fühle mich aber wie 35. In der Moto2-Klasse fahren Piloten mit 26 oder 27 Jahren. Wenn ich Fahrer mit 23 Jahren sehe, dann denke ich, dass sie jung sind. Doch ich bin nur zwei Jahre älter. Ich bin schon lange Zeit hier, habe meine Erwartungen aber nicht erfüllt. Aber ich weiß, dass mehr in mir steckt. Ich habe noch nicht gezeigt, zu was ich in der Lage bin. In jedem Jahr arbeite ich noch intensiver und konzentriere mich auf unterschiedliche Bereiche, um mich zu verbessern», versichert Redding.

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