KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Hervé Poncharal: «Bin Zarco und Folger dankbar»

Von Frank Aday
Tech3-Teamchef Hervé Poncharal 2017 mit Jonas Folger

Tech3-Teamchef Hervé Poncharal 2017 mit Jonas Folger

Das Tech3-Team trennt sich Ende 2018 von Yamaha und wird im nächsten Jahr als Satelliten-Team für den österreichischen Hersteller KTM auftreten. Nun blickte Hervé Poncharal auf die 20 Jahre mit Yamaha zurück.

2018 wird die letzte gemeinsame MotoGP-Saison des Tech3-Teams mit dem japanischen Hersteller Yamaha sein. Nach 20 Jahren wird die Zusammenarbeit nach der Saison 2018 beendet. Tech3 wird 2019 das neue KTM-Satellitenteam. «Ich verlasse Yamaha nicht, weil ich nicht happy bin», stellt Hervé Poncharal klar. «Die Entscheidung, einen anderen Weg zu gehen, ist sehr schwierig. Du kannst 20 Jahre voller Freude, Erfolg und einer großartigen Partnerschaft nicht einfach hinter dir lassen.»

Mit Yamaha durfte Poncharal nach Beginn ihrer Partnerschaft schnell Erfolge feiern. «Ich arbeitete auch einige Jahre mit Honda und war happy. Die Honda-250-ccm-Werksmaschine war die beste zu dieser Zeit. Doch dann bekam ich einen Telefonanruf von Yamaha. Sie berührten im Meeting mein Herz, wie ich es nicht erwartet hatte. Das ist nun 20 Jahre her. Mit Yamaha habe ich die besten Jahre meines Lebens verbracht. Schon beim zweiten Rennen 1999 in Japan feierten wir den ersten 250-ccm-Sieg mit Shinya Nakano», erinnert sich der Franzose. «Das war ein unbeschreibliches Gefühl, eine Erleichterung für mich und die Sicherheit, dass wir eine großartige Partnerschaft haben.»

In der Saison 2000 kämpften beide Yamaha-Piloten des Tech3-Teams um den 250-ccm-Titel. Olivier Jacque triumphierte am Ende mit fünf Punkten Vorsprung über Shinya Nakano. «Das war ein besonderes Jahr, denn Nakano und Olivier Jacque dominierten. Es war aber auch das schwierigste Jahr, was den Umgang mit den Fahrern betraf. Seitdem hatten wir nicht mehr zwei Fahrer, die gleichzeitig um einen Titel kämpfen konnten. Das Finale auf Phillip Island war unglaublich. Einen Titel für einen Hersteller wie Yamaha einzufahren, war etwas sehr Bedeutendes. Mein Traum war es immer, in die Königsklasse zu kommen. Die Saison 2000 eröffnete uns die Möglichkeit dazu.» Für den ersten 500-ccm-Podestplatz für Tech3 sorgte 2001 Shinya Nakano beim Deutschland-GP.

2008 kam Colin Edwards aus dem Yamaha-Werksteam zur Tech3-Truppe, die in der Königsklasse bis dahin bereits Fahrer wie Marco Melandri, Carlos Checa oder Makoto Tamada eingesetzt hatte. «Colin kam aus dem Werksteam und brachte eine unglaublich gute Stimmung ins Team. Er machte immer Witze, arbeitete aber auch intensiv. Er bot uns auch einen sehr großen Erfahrungsschatz. Wir lieben Fahrer wie ihn. Wir lieben Colin noch immer.»

Im Jahr 2012 war das Tech3-Yamaha-Team mit Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow besonders stark aufgestellt. Dovizioso erzielte sechs Podestplätze und sicherte den vierten WM-Rang. Crutchlow erreichte zweimal die Top-3 und landete auf dem siebten Gesamtrang. «Diese zwei Jungs waren etwas Besonders und halfen uns sehr weiter. Ich bin froh, dass sie bei uns ihr Talent zeigen konnten. Dank einer Saison bei uns erhielt Dovizioso einen Werksvertrag bei Ducati. Und ihr kennt Cal. Er ist ein Löwe und ein Scherzkeks. Cal will alle besiegen», lachte Poncharal.

«Doch das beste Jahr für uns war wohl die Saison 2017. Als ich zwei Rookies verpflichtete, musste ich mir viel anhören: ‹Du bist verrückt. Du solltest einen erfahrenen Fahrer und einen Rookie holen.› Ich wusste, dass die Saison sehr aufregend wird. Ich war sehr happy und dankbar, dass Johann Zarco und Jonas Folger allen Kritikern das Gegenteil bewiesen.»

Warum wagt Poncharal das Abenteuer mit KTM? «Die einfachste Lösung wäre es gewesen, bei Yamaha zu bleiben. Doch ich habe eine Art kleines Wesen in mir, das mir sagte, dass ich eine neue Herausforderung annehmen soll. Ich weiß nicht, ob diese Entscheidung nun richtig oder falsch ist. Doch das wird mich und das gesamte Team motiviert halten. In meinem Herzen wird Yamaha aber immer einen Platz haben», versichert Poncharal.

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