Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Valentino Rossi: «Marc hat keinen Respekt»

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi fürchtet, Márquez könne die MotoGP zu einem «demolition derby» umgestalten. Er fordert Konsequenzen.

Valentino Rossi (39) wurde beim Argentinien-GP durch den ungestümen Marc Márquez aus dem Sattel befördert und zu Fall gebracht. Er rappelte sich zwar wieder auf, aber die Chance auf einen Top-6-Platz und zehn Punkte war beim Teufel.

Die Streckenposten schoben die M1-Yamaha an, das war erlaubt, weil sich Rossi in einer Gefahrenzone aufhielt.

Aber mehr als Platz 19 mit 52 Sekunden Rückstand war nicht mehr zu machen.

«Ich sah auf der Boxentafel, dass er eine Sekunde schneller war als ich. Ich war heute nicht stark unterwegs. Warum hat er mich also nicht in der nächsten Kurve überholt? Als er hinter mir eintraf, hat er mich absichtlich touchiert. Er hat meinen Fuß und mein Motorrad gerammt und mich von meiner Linie weggeschoben. Ich bin gestürzt. Das macht ihn anscheinend glücklich.»

«Als ich die Bescherung gesehen habe, dachte ich: 'Verdammt! Das ist zu viel. Das geht zu weit.' Ich habe mit Marc seit Sepang 2015 kein Verhältnis mehr. Es kann also auch nichts zerrüttet werden. Der Zwischenfall heute ändert also nichts. Ich sage einfach ‚ciao’ und hake die Sache ab. Das ist die einfachste Lösung, ich verliere auf diese Weise die wenigste Zeit. Wenn er keinen Respekt vor mir hat, kann ich keinen Respekt vor ihm haben.»

«Aber der Respekt ist eine Sache, das ist etwas Persönliches zwischen ihm und mir. Was er gemacht hat, ist gefährlich. Zuerst hat er Aleix Espargaró beim 200 km/h gerammt. Wenn du da mit den Lenkern hängen bleibst, fliegst du in die Mauer. Wir befinden uns in der MotoGP. Das ist höchste Klasse des Motorradrennsports. Richtig? Wenn jetzt alle anfangen, sich so zu benehmen, können wir gleich ein ‚demolition derby’ machen. Da er in dieser Hinsicht sehr geübt ist, wird vielleicht am Ende nur noch er unterwegs sein...»

«Ich betone, dass wir Rennfahrer eine riesige Verantwortung tragen. Wir müssen etwas unternehmen. Denn Márquez bringt die anderen Piloten in Gefahr. Unser Sport funktioniert nicht auf diese Weise. Wenn wir nichts tun, wird er sich beim nächsten Grand Prix wieder genau so aufführen. Ich bin sehr verärgert, weil ich hier viel Mühe hatte, aber ich hätte wertvolle Punkte für die Meisterschaft einsammeln können. So macht mir das Rennfahren keine Freude. Ich werde künftig keinen Spaß mehr empfinden, wenn ich gegen ihn fighte. Er wird den Aggressionslevel immer weiter erhöhen.»

Marc Márquez wollte sich nach dem Rennen in der Box bei Rossi entschuldigen. Aber er wurde nicht vorgelassen. «Was er da machen wolte, war ein Witz. Zuerst einmal muss ich sagen. Er hatte nicht den Mut, allein in mein Office zu kommen. Er kam mit seiner Entourage, mit seinem Manager, er brachte Honda-Leute mit. Und natürlich eine Kamera-Crew. Es geht ihm nicht um mich persönlich. Es geht ihm nur um sein eigenes Image. Er hätte seine Entschuldigung nicht ernst gemeint... Deshalb wollte ich nicht mit ihm reden. Ich wollte ihn nicht in meiner Nähe sehen. Ich hoffe, er wird auch in absehbarer Zeit clever genug sein, sich nicht bei mir blicken zu lassen.»

Rossi weiter: «Es hat ja hier schon am Freitag mit Maverick begonnen. Er ließ die Bremse noch einmal los. Zum Glück hat ihn Maverick gesehen, deshakb konnte er einen Sturz vermeiden. Warum hat er die Bremse losgelassen? Das kann einmal im Jahr passieren. Aber verdammt! Fünfmal an einem Wochenende? Das kann nur Absicht sein. So empfinde ich es.»

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