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MotoGP: Ball-Manipulation auf zwei Rädern

Kolumne von Michael Scott
Betrügereien sind ein ständiger Begleiter von Sportwettbewerben. Auch wenn die genauen Kontrollen in der MotoGP-WM die Möglichkeiten dazu immer weiter einschränkte. Der letzte große Skandal ereignete sich 2004.

Es waren spannende Wochen, was Sportskandale betrifft. Dank des australischen Cricket-Teams und der gnadenlosen Enthüllungen der TV-Kameras. Ich weiß, dass Cricket wahrscheinlich nur wenige MotoGP-Fans interessiert. Doch es gibt in der anglophonen Welt eine große Fangemeinde für den «Es war einmal»-Gentleman-Sport. Nach dem kürzlich geschehenen Skandal während eines Testspiels gegen Südafrika sang sogar der australische Premierminister im Chor von beschämter Verurteilung.

Der Betrug beinhaltete auch eine Ball-Manipulation – eine Seite wurde aufgeraut, die andere poliert. Ein Cricket-Ball wird mittig von einer Naht geziert. Wenn der Werfer dem Ball eine stabilisierende Drehbewegung mit auf den Weg gibt, sorgt die aufgeraute Seite dafür, dass der Ball in einer Kurve fliegt und so hoffentlich den wartenden Schlagmann täuscht.

In der Vergangenheit benutzten Spieler auch die Sonnencreme aus ihren Gesichtern, um den Ball an ihrer Hose zu polieren. Um die andere Seite rau zu machen, nahmen sie gezuckerten Salbei aus gelutschten Bonbons. In Kapstadt filmten die TV-Kameras nun einen Spieler dabei, wie er gelbes Sandpapier benutzte. Als er merkte, dass er durchschaut wurde, stopfte er das Sandpapier in seine Unterhose. Auch das wurde gefilmt und in Dauerschleife wiederholt.

Auf das Durcheinander danach folgten Lügen, fadenscheinige Ausreden, riesige Strafen, Entlassungen des Kapitäns, des Vize-Kapitäns und des schuldigen Ball-Rubblers. Und das alles mariniert in einer Flut von Tränen.

Man bräuchte ein Herz aus Stein, um nicht zu lachen. Warum kümmern wir uns um Cricket? Im Vergleich zur MotoGP-WM ist kein todesverachtender Einsatz nötig und das Spiel ist unglaublich langwierig. Fünf Tage statt 45 Minuten.

Betrug ist die eine Sache, aber auch unsportliches Verhalten und die Spannung für die aufmerksame Öffentlichkeit sind ein fester Bestandteil des Spitzensports – die Formel 1 eingeschlossen. Illegaler Treibstoff, vorsätzliche Unfälle und ernsthafte Spionage (McLaren bei Ferrari).

Und im Motorradsport? Nichts, was eine Schlagzeile wert wäre. Doch in letzter Zeit gab es einige folgenschwere Fehler. Moto2-Teams nutzten nicht zugelassene Ölzusätze oder eine nicht homologierte Kupplung. In der Moto3-Klasse wurde eine nicht homologierte ECU eingesetzt.

Die meisten Geschichten kommen aber aus dem Production Racing und handeln vom betrügerischen Einsatz von Abstandsscheiben für mehr Bodenfreiheit. Es gab auch illegale Kolben und Nocken, fragwürdige Material-Upgrades und so weiter. Aber heute hört man, dank guter Kontrollen, kaum mehr von solchen Fällen.

In der Vergangenheit wurde aber oft ein Auge zugedrückt. In den Jahren der 500-ccm-Klasse, als die MV Agusta-Bikes noch vor den entmutigten Norton-Fahrern davongaloppierten, erlebte das Feld einen großen Zuwachs durch die viel schnellere Zweizylinder-Yamaha. Um legal zu sein, mussten sie mehr Hubraum als 350er-Bikes haben. Eine spezielle Kurbelwelle und eine dickere Zylinderkopfdichtung sorgten dafür. Doch wie viele «351 ccm Yamaha-Bikes» gab es wirklich? Die 250- und 350-Yamaha-Bikes waren fast identisch. Abgesehen von der Bohrungsgröße. Wie viele sogenannte 250-ccm-Maschinen waren also maskierte 350er? Oder «351er»?

Das betraf aber eher das Mittelfeld. Richtige Betrügereien müssen auf dem Top-Level stattfinden. Lustig genug, oder vielleicht auch nicht, dass manche Gerüchte das skrupelloseste der Werke betreffen: Honda. Vielleicht ist es besser, die zwei involvierten Fahrer nicht zu nennen, denn einer von ihnen wurde später sehr berühmt. Das amerikanische Fahrergespann teilte sich eine Langstreckenmaschine und jagte den Sieg. Das wäre ein schlechtes Ergebnis gewesen, denn das Bike entsprach nicht den Regeln. Also wurde der zweite Fahrer angewiesen sicherzustellen, dass das Bike nicht ins Ziel kommt. Was gar nicht so einfach war.

1982, nach drei Jahren schrecklicher Demütigungen mit der clever konstruierten aber unterlegenen NR500, setzte HRC ihr neue Entdeckung Freddie Spencer für ein Rennen in Silverstone auf diese Maschine. Er kam bis auf Platz 5 nach vorne und hatte die Spitze im Blick, bevor er aufgeben musste. Grund dafür war nicht das hohe Gewicht. Es ist wahrscheinlich, dass die Maschine nie ins Ziel kommen sollte. Es wurde wohl für ein letztes «Hurra» nur mit einer geringen Tankfüllung gefahren.

Und Vorfälle in jüngerer Zeit? Abgesehen von ein paar Pleiten durch Medikamente, wie bei Nori Haga und Anthony West als Resultat von falscher Anwendung von Arzneimitteln, kann ich mich nur an einen erinnern.

Es passierte 2004 in Katar. Wie bei allen guten Skandalen war ein Top-Mann involviert: Valentino Rossi. Die neue Strecke in der Wüste war mit Sand überzogen. Also entschieden Crew-Chief Jeremy Burgess und seine australischen Helfer, dass ein bisschen Gummi vor dem Startplatz in Reihe 3 vielleicht beim Start helfen würde. Sie brachten mit dem durchdrehenden Hinterreifen eines Rollers einen ordentlichen Gummistreifen auf den Asphalt. Oder setzten sie, wie Burgess behauptete, nur eine Markierung auf der Strecke, um Rossis Angriff in der ersten Kurve zu unterstützen?

Egal. Rossi wurde an das Ende der Startaufstellung verbannt und fuhr wie ein Dämon, um innerhalb von fünf Runden auf Platz 4 anzukommen, bevor er einen seiner seltenen Stürze fabrizierte. Er nannte die Mitglieder der Race Direction im TV «Bastardos» und gab seinem Rivalen Sete Gibernau die Schuld für seine Bestrafung. Rossi sagte: «Er wird kein Rennen mehr gewinnen.» Und zumindest damit hatte er Recht.

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