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Silverstone: Eine Nachtschicht soll Grand Prix retten

Von Günther Wiesinger
Selten waren sich die GP-Fahrer so einig: Bei Regen ist in Silverstone wegen des neuen wasserdichten Belags an ein Motorradrennen nicht zu denken. Aber der Promoter baut über Nacht Entwässerungsanlagen.

Die Firma Aggregate Industries, die ab 23. Januar auf dem 5,9 km langen Silverstone Circuit für ca. 5,5 Milionen Euro einen neuen Asphaltbelag aufgebracht hat, wird mit dem Slogan «At the Heart of Construction». Aber beim Reifenhersteller Michelin wird vermutet, dass dem Bitumen eine chemische Substanz beigemischt wurde, die wasserundurchlässig ist. Dabei sollte diese Substanz vor allem für traumhaften Grip und für zwei Sekunden schnellere Rundenzeiten sorgen.

Aber das Unternehmen Aggregate Industries hat nicht einmal die Bodenwellen von 2017 wegbefördern können.

Und nach den Vorkommnissen im vierten freien Training, als nach einem Regenguss im Bereich «Hangar Straight» und «Stowe Corner» die Fahrer Aleix Espargaró, Tito Tabat, Franco Morbidelli und Alex Rins in hohem Tempo abflogen, machen sich die MotoGP-Fahrer erhebliche Sorgen.

«Bei Regen kann am Sonntag hier kein Rennen nicht gefahren werden», sind die Piloten von Cal Crutchlow über Danilo Petrucci bis Marc Márquez überzeugt – und ausnahmsweise einer Meinung.

«Alle Fahrer, die auf der Hangar Straight die drei Zentimeter hohen Pfützen durchpflügten, sind dann vor dem Turn 7 gestürzt. Rins ist sogar freiwillig abgesprungen, weil die Karbonbremse wegen des Hochwassers nicht funktiioniert hat. Ich habe mein Bike schon auf der Geraden im sechsten Gang aus der Kontrolle verloren, beim Gaszudrehen. Also bevor ich die Bremse betätigen konnte», berichtete Cal Crutchlow. «Und in diesem FP4 war nur eine einzige von 18 Kurven nass.»

In den Teams wurden am Samstagabend Wetten darüber abgeschlossen, dass am Sonntag hier kein Rennen stattfinden wird, wenn die Prognosen stimmen, die von 90 Prozent Regenwahrscheinlichkeit und Dauerregen ab 7 Uhr früh sprechen.

«Als die Teams am Abend mit der Race Direction über den neuen Zeitplan vom Sonntag diskutiert haben, ist klar zum Vorschein gekommen, dass womöglich erstmals seit langer Zeit ein Grand Prix abgesagt werden muss», grübelte KTM-Teammanager Mike Leitner.

«Der Sonntag soll der nasseste Tage des Jahres werden», kündigte Crutchlow an.

Er plädierte für eine Verschiebung auf den Bank Holiday am Montag. Aber dieser Wunsch wird sich nicht erfüllen, weil am Montag im Rest von Europa keine TV-Übertragungen möglich sind – es wird normal gearbeitet.

Das war 2009 bei der Verschiebung des MotoGP-Rennens in Katar anders: Damals wurde am Ostermontag gefahren. Die TV-Stationen willigten alle ein.

Zuletzt fiel 2008 in Indianapolis das 250-ccm-WM-Rennen aus – wegen eines Hurricans.

Und wann gab es letztmals gar kein Rennen – wegen widriger Witterungsbedingungen? Das war 1980 auf dem Salzburgring, als Freitagfrüh ca. 40 Zentimeter Neuschnee lagen.

Aber die Betreiber der Silverstone Circuits Ltd. geben sich nicht geschlagen. Um einen Millionenverlust zu vermeiden (es müssten ca. 70.000 Sonntag-Tickets rückerstattet werden), werden jetzt rund um die Strecke an den neuralgischen Stellen Drainagen angelegt, teilweise werden zur Entwässerung Löcher in den Asphalt gebohrt. Es soll die ganze Nacht durchgearbeitet werden. «Ich sehe kein Problem für den Grand Prix», erklärte Stuart Pringle, Managing Director der Silverstone Circuits Ltd., am späten Abend.

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