KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Danilo Petrucci: Mit Love-Kappe «aus dem Nichts»

Von Mat Oxley
Kaum einer freute sich in Mugello nicht mit Danilo Petrucci. Sein Weg zum ersten MotoGP-Sieg war lang und ungewöhnlich. «Ich hatte einige sehr harte Tage, Monate und Jahre», erzählte der Ducati-Werksfahrer.

Beim Saisonauftakt 2014 in Katar posierten die MotoGP-Fahrer wie jedes Jahr für ihr «Schulfoto». Wie immer saßen die Top-Fahrer vorne und die andern standen hinten, alle im Rennanzug und mit Kappe, auf der sie alles mögliche – von Generatoren bis zu Energiedrinks – promoteten. Nur einer fiel aus der Reihe und stellte den Schriftzug «Love» zur Schau.

Dieser eine Fahrer war Danilo Petrucci, der eine wirklich schwierige Phase durchlebte. Er stand vor seiner dritten Saison in der Königsklasse der Motorrad-WM, nachdem er den ungewöhnlichen Weg über die Superstock-Klasse genommen hatte – aber richtig mitfahren konnte er auf seiner Aprilia von IodaRacing nicht: Er trat auf einer getunten Superbike-Maschine gegen die 250-PS-Prototypen von Marc Márquez, Valentino Rossi und dem Rest an.

«Das war eine merkwürdige Phase in meinem Leben, wie eine Phase, die man im Leben eines Künstlers sieht», blickte der Italiener zurück. «Fünf Tage vor dem ersten Test rief mich Giampiero Sacchi [Teameigentümer von Ioda] an und sagte mir, dass wir nicht testen konnten, weil das Geld fehlte. Ich war am Boden zerstört, also sagte ich mir, ich muss mit dem Rennfahren aufhören. Ich trug die Love-Kappe bei den ersten Rennen, weil ich auf niemanden im Fahrerlager wütend sein wollte. Das stand für Friede und Liebe gegenüber allen», erklärte er.

«Ich kam 2012 mit einem der neuen CRT-Bikes aus dem Nichts in die MotoGP-WM, mit einem kompletten Standard-Aprilia-RSV4-Motor, den das Team von Sacchi in einem Geschäft gekauft hatte. Ich kannte die Strecken nicht, die Reifen oder die Karbonbremsen – und unser Motorrad war unglaublich langsam. In dieser Zeit war ich immer wütend, weil ich normalerweise in der Startaufstellung und im Rennen Letzter war», gab «Petrux» zu.

Der 28-Jährige ist ein spezieller Charakter im GP-Fahrerlager: Er kam nicht aus den kleineren Klassen der Motorrad-WM – und er trägt sein Herz auf der Zunge. Erst mit 16 Jahren fuhr er zum ersten Mal auf Asphalt, über den Honda CBR600 Cup und die Superstock-Klassen 600 und 1000 kam er schließlich in die MotoGP-WM.

«Mein ganzes Leben lang habe ich dran gedacht, eines Tages in der MotoGP-WM zu fahren. Aber ich habe mit Trial angefangen, was sehr weit davon entfernt ist. Das ist so, als würdest du es gerne zur Fußball-WM schaffen, aber du spielst Basketball», stellte Petrucci fest. «Ich hatte einige sehr harte Tage, Monate und Jahre, aber ich habe nie an etwas anderes gedacht. Ich verlor meine Leidenschaft nie aus den Augen. Mein größter Traum war, ein professioneller Motorradfahrer zu sein. Der andere war, nie einen richtigen Job zu haben.»

Seine richtige MotoGP-Karriere begann 2015, als ihm Pramac Ducati eine Chance gab. Er bedankte sich im selben Jahr mit seinem ersten Podium im Regen von Silverstone für das Vertrauen. Zwei Jahre später verpasste er in Assen – wieder im Nassen – seinen ersten Sieg um nur 0,063 sec gegen den neunfachen Weltmeister Rossi.

Für die Saison 2019 erfüllte sich für den 28-Jährigen ein Kindheitstraum, als er in das Ducati-Werksteam geholt wurde, allerdings nur mit einem Einjahresvertrag – er musste sich wieder beweisen. In seinem 124. MotoGP-Rennen war es dann endlich soweit: Danilo Petrucci ist ein GP-Sieger.

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