Brad Binder (KTM): «Ich habe das beste Motorrad»

Von Günther Wiesinger
Brad Binder

Brad Binder

«Wir haben zwei Sprossen auf der Leiter übersprungen», sagt KTM-Rennchef Pit Beirer, denn eigentlich war zuerst ein Top-3-Platz und ein Podest geplant. Doch Brad Binder stellte durch seinen Sieg die Planung auf den Kopf.

Pol Espargaró stand am Sonntag beim triumphalen Brünn-GP, bei dem Red Bull KTM mit Binder und Oliveira die Plätze 1 und 6 und damit das bestes Ergebnis in den dreieinhalb Jahren erreichten, im Schatten seiner Teamkollegen. Dabei hat der schnelle und kampfstarke Spanier in dreieinhalb Jahren schon 14 der insgesamt 26 Top-Ten-MotoGP-Ergebnisse von KTM errungen und sich unbezahlbare Verdienste erworben.

«Deshalb möchte ich mich wirklich auch bei Pol bedanken, denn ohne seine Mitwirkumg wäre dieser erste MotoGP-Sieg nicht möglich gewesen», ist Motorsport-Direktor Pit Beirer überzeugt. «Wir haben jetzt bei uns und beim Tech3-Team insgesamt zwei MotoGP-Garagen mit vier Fahrerplätzen. Diese zwei Teams liefern sehr viel Input, die Technikmannschaft daheim in Munderfing, alle zusammen sind für diesen Erfolg verantwortlich. Aus jeder Ecke kommt etwas, was zu diesen Sieg in Brünn beigetragen hat.»

Red Bull KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal, der vor zwei Wochen in Jerez noch fuchsteufelswild war, als Binder seinen Schützling Oliveira (5. Startplatz) in der ersten Kurve abschoss, marschierte am Sonntag als einer der ersten Gratulanten in die Box der Factory-Teams. «Ich bin sooo glücklich», frohlockte der Franzose, der vor zwei Jahren von Yamaha zu KTM gewechselt war und in der ersten Saison einige Enttäuschungen wegstecken musste. Aber jetzt habe alle vier Fahrer identisches Material.

Poncharal zu SPEEDWEEK.com: «Ich bin sehr stolz auf das, was KTM in so kurzer erreicht hat. Wir hätten am Sonntag die Plätze 1-2 oder sogar 1-2-3 erreichen können, wenn Miguel im FP3 nicht das Pech mit dem Sturz gehabt hätte. Aber was soll’s? Es war ein fantastischer Tag für die Orangen und Red Bull. Stefan Pierer war am Sonntag sicher ein glücklicher Mensch.»

Das tat der KTM-Vorstandvorsitzende («Wir genießen den Moment gemeinsam») am Montag gerne kund. Er hat das MotoGP-Engagement bei der Dorna bereits vor einem Jahr für fünf weitere Jahre bis inklusive 2026 verlängert.

Die Zwischenbilanz kann sich sehen lassen: Binder, Pol Espargaró und Oliveira sind nach 3 von 14 Rennen bereits auf den WM-Plätzen 5, 11 und 12 zu finden.

KTM hat 2020 bereits fünf Top-Ten-Ergebnisse erzielt und hat sich in der Konstrukteurs-WM auf den erstaunlichen 2. Platz vorgekämpft.

«Jetzt fängt das Teamwork an richtig zu funktionieren», stellte Pit Beirer fest. «Klar, den Fehler von Brad Binder im zweiten Jerez.-GP haben wir rasch abgehakt. Wir haben gesagt: ‚Okay, das ist jetzt alles wurscht, es läuft, wir sind schneller als im Vorjahr, das Ergebnis ist jetzt eine Frage der Zeit. Du kannst einmal Pech haben, vielleicht ein zweites Mal. Aber irgendwann erntest du die Früchte deiner Arbeit. Und wir haben in Tschechien auch nicht von drei oder vier Stürzen profitiert, sondern Brad hat alle Gegner sauber überholt. Von einem Sieg haben wir aber nicht zu hoffen gewagt. Unser Ziel war, zuerst einmal aus eigner Kraft ordentlich unter die Top-5 zu fahren, denn Sechster waren wir mit Pol 2019 schon zweimal. Danach wollten wir an einem Podium knabbern. Jetzt haben wir eine oder zwei Sprossen auf der Leiter übersprungen.»

Brad Binder, der in den Klassen Moto3 und Moto2 immerhin 15 Siege einheimste, ist wegen seiner Zweikampfstärke gefürchtet. Als er Tom Lüthi beim Moto2-Finale in Valencia 2018 noch den zweiten WM-Rang entriss, entschuldigte er sich: «Ich musste also diese blödsinnigen ‚block passes‘ machen, um Tom hinter mir zu halten.» Binder verlor trotz seines kompromisslosen Fahrstils den WM-Titel nur um 3 Punkte gegen Alex Márquez: «Ich weiß nicht, ob ich deswegen lachen oder weinen soll», meinte er damals. «Aber wenn ich bedenke, wie schrecklich die Saison begonnen hat… Was für ein Jahr! Wir sind 2019 so schwierig gestartet, wir haben geschuftet und geschuftet – und haben dann die letzten drei Rennen gewonnen.»

Binder tastete sich im Winter behutsam an sein MotoGP-Gerät heran. Aber als es ernst wurde, hatte er die KTM ziemlich gut im Griff.

«Brad hat einen ganz besonderen Fahrstil», weiß Beirer. «Er hat einiges von seinem sehr außergewöhnlichen Moto2-Fahrstil mit in die MotoGP genommen. Er lässt das Ding rutschten und hat das Vorderrad sehr gut im Griff. Er fährt total frei und unbeschwert. Mit diesem Kerl zu arbeiten, ist so eine Freude. Er steckt mit seiner guten Laune das ganze Team an. Er hat am Motorrad nie viel auszusetzen. Er lässt ein paar Details ändern und sagt dann: ‚Das passt schon.’ Brad hat schon in Jerez beim ersten Rennen zu mir gesagt: ‚Pit, ich habe nicht ein gutes Motorrad. Ich habe das beste Motorrad.»

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