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Mekka für KTM-Fans: KTM Motohall lädt zum Besuch ein

Von Günther Wiesinger
KTM hat zwei der letzten drei Rennen in der MotoGP gewonnen und belegt nun in der Konstrukteurswertung den dritten Platz. Grund genug, der «KTM Motohall» einen Besuch abzustatten.

Erstmals stand beim Steiermark-GP eine KTM RC16 auf der Pole-Position, und beim 70. MotoGP-Einsatz der Österreicher standen mit Sieger Miguel Oliveira und dem Drittplatzierten Pol Espargaró erstmals zwei KTM-Fahrer auf dem Treppchen der Königsklasse. Der Sieg des Portugiesen ist bereits der zweite Triumph der Mattighofener in den letzten drei Rennen der grössten GP-Klasse.

Brad Binder setzte sich bereits beim dritten MotoGP-Kräftemessen in Brünn gegen den Rest des Feldes durch. Der Südafrikaner belegt nach fünf von 14 Saisonläufen den vierten Platz in der WM-Tabelle, 21 Punkte fehlen ihm auf Spitzenreiter Fabio Quartararo. In der Konstrukteurswertung belegt KTM den dritten Rang, und auch in den unteren WM-Klassen feiert man Erfolge.

Grund genug, einen genaueren Blick auf den österreichischen Hersteller zu werfen, und das lässt sich am Besten in der «KTM Motohall» in Mattighofen machen. Bei der Eröffnung im Mai 2019 ließ der Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer 66 Jahre Firmengeschichte Revue passieren. Der Steirer hat KTM nach einem Bankrott im Winter 1991/1992 auf Drängen von Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner übernommen. 160 Beschäftigte waren beim Neustart am 8. Januar 1992 noch im Werk, die Abnahme der geplanten Jahresproduktion von 6700 Stück wurde von den Importeuren in den USA (der 94-jährige John Penton war gestern dabei), in Italien (Farioli), von Royal Moto in Frankreich und Toni Stöcklmeier in Deutschland garantiert.

Der damalige Firmenchef Erich Trunkenpolz wollte das Familienunternehmen in den Jahren zuvor auf zusätzliche Standbeine stellen, er begann mit der Fahrraderzeugung und Kühlerfertigung. Dadurch ging beim Kerngeschäft das Geld aus. Der Ex-ÖVP-Politiker Josef Taus sorgte mit seiner GIT Trust Holding für eine Art feindliche Übernahme und gab dem Werk durch lieblose Management-Aktionen und rätselhafte Personalentscheidungen den Rest.

Vor der Übernahme durch Taus habe KTM 1 Milliarde Schiling Umsatz und 500 Millionen Schilling Schulden gehabt, zum Zeitpunkt der Pleite sei es umgekehrt gewesen, berichten Zeitzeugen.

Schon im August 1991 sah Italien-KTM-Importeur Farioli den unausweichlichen Bankrott kommen. Tatsächlich legte Taus mit KTM im Dezember die größte Firmenpleite des Jahres in Österreich hin – die Schulden lagen bei 73 Millionen Euro. Hunderte Arbeitsplätze gingen verloren.

Pierer: «Ich bin damals im sogenannten Restrukturierungsgeschäft tätig gewesen. Ich wollte KTM damals restrukturieren und weitergeben. Aber zwei Personen haben mich dazu gebracht, mein unternehmerisches Leben im Innviertel zu verbringen, das waren Heinz Kinigadner und Gerald Kiska.»

Was in den 27 Jahren seither passiert ist, gilt als Paradebeispiel für unternehmerisches Geschick, Mut zum geschäftlichen Risiko, Leidenschaft für den Motorsport, Mitarbeiter-Motivation, den richtigen Riecher und viele weitere positive Eigenschaften des Konzernchefs Pierer, der inzwischen auch WP Suspension und Husqvarna gekauft oder übernommen hat und auch diese Firmen wieder zum Erfolg geführt hat.

Stefan Pierer kam mit 34 Jahren zu KTM, damals galt er als Sanierer, der bankrotte Firmen übernahm, die gewinnbringenden Geschäftsbereiche aufteilte und dann in Einzelstücken mit Gewinn verkaufte.

Dieses Sanierer-Geschick kam Pierer 2008 und 2009 zugute, als KTM in der Weltwirtschaftskrise arg gebeutelt wurde und 25.000 unverkaufte Motorräder auf Halde standen. Pierer senkte rigoros die Kosten, zog sich aus der 125er- und 250er-Straßen-WM zurück – und rettete KTM nicht zuletzt dank einer Ausfallhaftung des Landes Oberösterreich in der Höhe von 33,6 Millionen Euro.

Ursprünglich wollte Pierer auch KTM nach der gelungenen Sanierung wieder verkaufen, wie er an der Eröffnungsfeier erwähnte. Er brachte das Unternehmen 1996 erstmals an die Börse. Harley Davidson schwamm damals in Geld und trat als ernsthafter Kaufinteressent auf. Doch dann investierten die Amerikaner lieber in ein neues Werk in Manaus/Brasilien – und verzichteten auf die Übernahme des Konkurrenten in Österreich.

Die «KTM Motohall» präsentiert sich auf vier Etagen, sie ist in 3,5 Jahren Bauzeit und mit 21.000 Arbeitsstunden entstanden. Es wurden 11.400 Kubikmeter Beton und 4200 Quadratmeter Alufassaden verbaut. «Qualität war mir wichtiger als die Bauzeit», erklärte Firmenchef Pierer.

35 Millionen Euro wurden investiert, 15 Prozent davon haben Mattighofen und das Land Oberösterreich als Anschubfinanzierung zu den Kosten beigetragen. Die Baukosten betrugen 30 Millionen, 5 Millionen wurden für den Content ausgegeben – also für alle Ausstellungsstücke, die weltweit zusammengekauft oder erzeugt werden mussten.

Pierers private Familien-Immobilien-Gesellschaft steuerte das restliche Eigenkapital für die Fertigstellung bei, denn dieses Prunkstück und Denkmal soll auch kulturellen, wirtschaftlichen, touristischen und gastronomischem Zwecken dienen und nicht das operative Wachstum des Motorradwerks einschränken oder gefährden.

Pierer erklärte damals: «Wir haben bei KTM in den letzten acht Jahren 250 Millionen Euro in die Infrastruktur, in Fabriken, Entwicklung und die Motorsport-Abteilung investiert. Eine Viertel-Milliarde! Wir haben in diesem Zeitraum 2000 neue Mitarbeiter eingestellt. Und jetzt haben wir mit der Motohall auch ein Gebäude für Schulungen und große Events, denn wir haben in diesem ländlichen Gebiet um Mattighofen 3600 Mitarbeiter beschäftigt. Wir können hier jetzt bis zu 420 Personen unterbringen und müssen bei Schulungen und Events nicht mehr nach Salzburg ausweichen. Wir haben ein multifunktionales Veranstaltungszentrum geschaffen mit einem hochqualitativen Gastronomiekonzept. Wir verwenden die Motohall in erster Linie für unsere internen Zwecke, wir können sie aber bei Bedarf auch befreundeten Firmen aus der Nachbarschaft wie AMAG oder Palfinger für Events anbieten.»

Bei der Eröffnung waren neben Bürgermeister Schwarzenhofer auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer («Die Motohall ist ein Gesamtkunstwerk») zu Gast, dazu Offroad-Legenden wie Roger DeCoster, Heinz Kinigadner, Joel Smets, Shane King, die Enduro-Helden Giovanni Sala und Juha Salminen, Dakar-Sieger Matthias Walkner, KTM-Motorsportchef Pit Beirer und die Road Racer Miguel Oliveira und Brad Binder; Pol Espargaró konnte wegen des Fluglotsenstreiks in Frankreich in Barcelona nicht starten.

Die Motohall erstreckt sich auf einer Ausstellungsfläche von 3000 Quadratmetern und ist barrierefrei, es gibt maximal vier Prozent Steigung, das Innere ist einer Rennstrecke nachempfunden, vom Start dreht man seine Runden und kommt an allen wichtigen Stationen vorbei, es existiert auch ein 360-Grad-Kino.

Allgemeine Informationen für die Besucher der KTM Motohall:

Öffnungszeiten KTM Motohall: Mittwoch bis Sonntag, 9-18 Uhr??
Eintrittspreise KTM Motohall:?
• Erwachsene 10 Euro (ermäßigt 7 Euro)?
• Kinder bis 14 Jahre: freier Eintritt?
• Familienticket: 25 Euro??

Preise KTM Motohall Führungen (zzgl. Eintrittspreis)?
• Geführte Tour: 5 Euro / Person
• Individuelle Tour: 90 Euro / Gruppe bis 20 Personen??

Aktuelle Informationen zu den Führungen & Preisen:
www.ktm-motohall.com??

Allgemeine Anfragen: info.motohall@ktm.com

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