Pit Beirer (KTM): «Ich glaub, wir sind bei der Musik»

Von Günther Wiesinger
Trotz zweier ärgerlicher Zusammenstösse von KTM-Fahrern in Jerez und Spielberg-1 machen die Österreicher die Gegner sprachlos. Die Erfolgssträhne wird sich wohl fortsetzen. Dani Pedrosa testet pausenlos weiter.

Red Bull KTM hat mit Brad Binder (Brünn) und Miguel Oliveira (Spielberg-2) zwei der letzten drei Grand Prix gewonnen. Und hätte das erste Rennen beim Österreich-GP nicht wegen des grauenhaften Unfalls von Zarco und Morbidelli abgebrochen werden müssen, hätte es sogar ein Hattrick werden können – denn Pol Espargaró hatte sich vom fünften Startlatz weg längst auf Platz 1 vorgekämpft. Nach dem Neustart fehlte ihm der Medium-Hinterreifen, außerdem konnten die durstigen Ducati nachgetankt werden – so konnten Dovizioso und Miller im Quali-Modus mit voller Power auftrumpfen, im ursprünglichen 28-Runden-Event ging das nicht.

Beim Steiermark-GP (70. MotoGP-Einsatz von KTM) stand erstmals eine KTM RC16 auf der Pole-Position, obwohl Pol Espargaró beim Re-Start am 16. August auch schon vom besten Startplatz weggebraust war. Und im Rennen wurden dann beim Heim-GP auf dem Red Bull Ring erstmals zwei KTM-Fahrer auf dem Podest bejubelt.

Es wirkt wie ein Märchen, wenn man sich jetzt die Schlagkraft von KTM vor Augen führt. Denn bei den Wintertests waren zwar immer wieder Achtungserfolge erzielt worden, aber es zeichnete sich keine Dominanz ab, auch weil mit Binder und Lecuona zwei Rookies im Aufgebot stehen.

Jetzt liegt Brad Binder in der Fahrer-WM an vierter Stelle, er führt die Rookie-of-the-Year-Wertung klar an. Iker Lecuona hat mit 20 Jahren bereits zwei Top-Ten-Ergebnisse eingefahren, obwohl er in der Moto2 nur zwei Podestplätze erobert hat und seine Verpflichtung von der Konkurrenz mit Kopfschütteln quittiert worden war.

Platz 3 in der Marken-WM (vor Suzuki und Honda) hat KTM vor dieser verrückten Saison auch niemand zugetraut, in der die drei 2020-Honda-Werksmaschinen in Spielberg in den letzten zwei Startreihen standen!

Die Konkurrenz der Österreicher macht sich längst nicht mehr über die einstigen Offroad-Spezialisten aus dem Innviertel lustig. Aber in den letzten Tagen war zu hören, KTM habe in Brünn und Spielberg von den exklusiven 2020-Testfahrten profitiert. Denn KTM testete im Mai mit Pedrosa und Pol Espargaró in Spielberg, dann übte Dani Pedrosa im Juli in Brünn und noch einmal in Spielberg.

Die Manager der gegnerischen Werke meinen, die Überlegenheit von KTM werde bald ein Ende finden, sobald auf Rennstrecken um die Wette gefahren wird, auf denen KTM keinen Testvorteil besitzt.

Da können die Gegner vielleicht noch lange warten. Denn in Misano hat Red Bull KTM im vergangen Juni mit der kompletten Vierer-Mannschaft getestet, außerdem stand Pol Espargaró dort schon 2019 sensationell auf dem zweiten Startplatz.

Und die Red-Bull-KTM-Truppe scheut auch weiter keine Kosten und Mühen, um die Vorteile der «concessions team»-Privilegien (zum Beispiel keine Einschränkung der Testtage) für den Rest der Saison auszunutzen.

«Wir testen, was geht», lautete die vielsagende Antwort von KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer auf die Frage von SPEEDWEEK.com, ob Dani Pedrosa und eventuell Mika Kallio in Barcelona-Catalunya und Aragón vor den kommenden Grand Prix testen werden. Zusatz: «Aber die Einzelheiten unseres Testprogramms würde ich gern für mich behalten.»

Durch die drei MotoGP-Podestplätze 2020 verliert KTM 2021 den «concession team»-Status, also die zusätzlichen Testtage und die zwei Motoren zusätzlich. Und mit sofortiger Wirkung dürfen die KTM-Stammfahrer nicht mehr privat testen, sie dürfen nur noch an den offiziellen IRTA-Tests teilnehmen – wie die Stammpiloten der anderen Siegerteams von Yamaha, Honda, Suzuki und Ducati.

Pit Beirer setzt weiter auf unermüdliche Arbeit und Entwicklung. «Wir ernten jetzt die Früchte unserer Arbeit», hält er fest. «Ich glaub‘, wir sind jetzt echt bei der Musik», stapelt der KTM-Stratege tief.

MotoGP-Ergebnisse Steiermark-GP:

1. Miguel Oliveira, KTM, 12 Runden, 16:56,015
2. Jack Miller, Ducati, +0,316
3. Pol Espargaro, KTM, + 0,540
4. Joan Mir, Suzuki, + 0,641
5. Andrea Dovizioso, Ducati, + 1,414
6. Alex Rins, Suzuki, + 1,450
7. Takaaki Nakagami, Honda, + 1,864
8. Brad Binder, KTM, + 4,150
9. Valentino Rossi, Yamaha, + 4,517
10. Iker Lecuona, KTM, + 5,068
11. Danilo Petrucci, Ducati, + 5,918
12. Aleix Espargaró, KTM, + 6,411
13. Fabio Quartararo, Yamaha, + 7,406
14. Johann Zarco, Ducati, 7,454
15. Franco Morbidelli, Yamaha, + 10,191
16. Alex Márquez, Honda, + 10,524
17. Cal Crutchlow, Honda, + 11,447
18. Stefan Bradl, Honda, + 11,943
19. Bradley Smith, Aprilia, + 12,732
20. Michele Pirro, Ducati, + 14,349
21. Tito Rabat, Ducati, + 14,458

WM-Stand nach 5 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 70 Punkte. 2. Dovizioso 67. 3. Miller 56. 4. Binder 49. 5. Vinales 48. 6. Nakagami 46. 7. Rossi 45. 8. Mir 44. 9. Oliveira 43. 10. Pol Espargaró 35. 11. Morbidelli 32. 12. Zarco 30. 13. Rins 29. 14. Petrucci 25. 15. Alex Márquez 15. 16. Aleix Espargaró 15. 17. Lecuona 13. 18. Bagnaia 9. 19. Smith 8. 20. Rabat 7. 21. Crutchlow 7. 22. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 5 von 14 Rennen:

1. Yamaha 88. 2. Ducati 87. 3. KTM 82. 4. Suzuki 57. 5. Honda 46. 6. Aprilia 20.

Der restliche GP-Kalender 2020:

13. September: Misano

20. September: Misano
27. September: Catalunya-Barcelona
11. 
Oktober: Le Mans
18. Oktober: Aragón
25. Oktober: Aragón

08. November: Valencia
15. November: Valencia
22. November: Portimão

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