Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Meregalli: Viñales nutzte «Standard»-Bremssystem

Von Nora Lantschner
Yamaha-Teammanager Massimo Meregalli erklärte nach dem Bremsversagen bei Maverick Viñales, warum der Spanier in Spielberg – im Gegensatz zu seinen Markenkollegen – auf die Brembo-Weiterentwicklung verzichtete.

Die Szene, als Maverick Viñales bei mehr als 200 km/h vor Kurve 1 von seiner M1 abspringen musste, weil die Bremsen versagt hatten, sorgte am Sonntag für Entsetzen. Glücklicherweise blieb der Yamaha-Werksfahrer unversehrt, sein Arbeitsgerät schlug dagegen ungebremst in den Airfences ein und fing Feuer.

Wie konnte es dazu komme? Dieser Frage stellte sich anschließend Yamaha-Teammanager Massimo Meregalli. «Was Maverick passiert ist, war nichts, was wir hätten erwarten können», schickte der Italiener im Interview mit «motogp.com» voraus. «Wir haben uns entschlossen, das Standard-Bremssystem zu verwenden, wenn man es so nennen will. Denn Brembo brachte eine Weiterentwicklung, die Valentino, Franco und Fabio genutzt haben. Maverick verzichtete darauf, weil er am vergangenen Wochenende im Gegensatz zu den anderen keine Probleme wegen der hohen Temperatur hatte. Außerdem gab ihm das System nicht das gewünschte Feeling, als er es ausprobiert hat. Aus diesen zwei Gründen haben wir entschieden, das übliche System zu verwenden.»

«Wahrscheinlich wurde das Bremssystem dann aber nicht ausreichend gekühlt, weil er hinter den anderen Fahrern die heiße Luft abbekam», fuhr Meregalli fort. In der 17. Runde kam es dann zum Bremsversagen bei Viñales. «Seinen Aussagen zufolge bemerkte er schon nach etwa fünf Runden etwas, aber er versuchte damit umzugehen. Leider ist dann das passiert, was passiert ist. Aber zum Glück hat er sich nicht verletzt, was das Wichtigste ist. Sicher werden wir nun versuchen, genau zu analysieren, was passiert ist. Das wird aber nicht so einfach, weil das Motorrad in keinem guten Zustand ist. Ich gehe davon aus, dass wir für Misano zusätzliche Informationen von unseren japanischen Ingenieuren erhalten.»

Diese Weiterentwicklung des Bremssystems betraf laut den Kollegen von «motorsportmagazine.com» den neuen Aluminium-Bremssattel «GP4», der für die MotoGP-Fahrer in der Saison 2020 erstmals zur Auswahl steht. Brembo verwies bei der Vorstellung des GP4 unter anderem auf das innovative Design: Die Lamellen an der Außenseite sollen den Bremssattel und in der Folge das gesamte System besser und schneller kühlen. Gleichzeitig konnte die benötigte Menge an Bremsflüssigkeit reduziert werden, was zu mehr Konstanz beitragen soll.

Fabio Quartararo beklagte beim ersten von zwei Grand Prix in Spielberg Bremssorgen und stieg anschließend auf den 2020er-Bremssattel um. Dass die Bremsen auf dem Red Bull Ring ans Limit kommen, stellte auch Valentino Rossi fest: «Ich hatte in der vorherigen Woche noch ein paar Probleme mit der Bremse, aber wir haben dann zusammen mit Brembo hart gearbeitet und seit Freitag ein anders Material verwendet. Ich hatte dann am Sonntag im Rennen keine besonderen Schwierigkeiten auf der Bremse», versicherte der 41-Jährige.

In der MotoGP-WM sind zwar keine Einheitsbremsen vorgeschrieben, trotzdem vertraut 2020 zum fünften Mal in Folge das gesamte Feld dem italienischen Hersteller, der seit 1995 alle Rennen in der Königsklasse der Motorrad-WM gewann. Brembo stuft den 4,318 km langen Red Bull Ring übrigens als besonders fordernd für die Bremsen ein: Neben Barcelona ist Spielberg der einzige Stopp im aktuellen Kalender, der auf einer Skala von 1 bis 5 den Höchstwert erreicht.

Die Kurven 1, 3 und 4 sind die härtesten Bremszonen um den Red Bull Ring: Turn 1 wird nach Start-Ziel im ersten oder zweiten Gang bei 85 km/h gefahren. In Kurve 3, hier kommt der erste Gang zum Einsatz, bremsen die MotoGP-Asse von 320 km/h auf 60 km/h ab. Turn 4 wird nach einer weiteren Vollgaspassage bei 80 bis 85 km/h im zweiten Gang genommen.

In Spielberg setzen alle Teams vorne eine Doppelbremsscheibe mit je 340 mm Durchmesser ein (wie auch in Motegi), bei weniger fordernden Strecken sind es 320 mm. Bei KTM erreichte die Betriebstemperatur im Rennen maximal 900 Grad, die Karbonbremsen funktionieren aber bereits bei 600 bis 700 Grad. An der RC16 sind übrigens auch deutlich Kühleinlässe («cooling ducts») aus Karbon zu sehen.

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