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Davide Brivio: «Jetzt müssen wir auch tanzen»

Von Nora Lantschner
Davide Brivio freut sich mit Joan Mir (li.)

Davide Brivio freut sich mit Joan Mir (li.)

Suzuki-Teammanager Davide Brivio erinnert sich an den schwierigen Start in die MotoGP-Saison 2020 und dem Moment, an dem Joan Mirs Titelgewinn greifbar wurde. Der Italiener betont: «Man will das wiederholen.»

Die MotoGP-WM 2020 wird als Corona-Saison in die Geschichtsbücher eingehen und war für alle Beteiligten eine Herausforderung. «Die Vorbereitung war anders, weil wir dann alle im Lockdown waren. Nach dem Test in Katar mussten wir alle zu Hause zu bleiben. Aber ich muss sagen, dass unsere Ingenieure nicht wirklich aufgehört haben mit der Arbeit. Auch während des Lockdowns haben sie Meetings abgehalten, Instrumente entwickelt, Daten analysiert… Sie haben nie aufgehört. Dann haben wir einfach versucht, für den Re-Start bereit zu sein», blickte Davide Brivio auf den schwierigen Beginn zurück.

Der 19. Juli in Jerez war dann nicht nur der Startschuss in die Saison, sondern auch für einen einzigarten Kraftakt mit 14 Grand Prix in rund vier Monaten. «Das Schwierigste in diesem Jahr war vielleicht, dass wir oft drei Rennen in Folge hatten. Das ist okay, aber es ist anders. Auch die Tatsache, dass wir zwei Wochenenden hintereinander auf derselben Strecke gefahren sind – ich glaube, dass es unseren Gegnern mehr entgegengekommen ist», verriet der Suzuki-Ecstar-Teammanager. «Denn wir sind ziemlich schnell, wenn es darum geht, auf einer neuen Strecke das Set-up zu finden. Aber am zweiten Wochenende kamen unsere Gegner näher und machten es schwieriger für uns.»

«Die ‚Triples‘ und die Doppel-Events auf ein und derselben Strecken waren der größte Unterschied im Vergleich zur Vergangenheit, aber okay, wir konnten damit umgehen», fasste Brivio zusammen. Das bewies seine Truppe eindrucksvoll – die Ergebnisse sprechen für sich: Fahrer-Titel durch Joan Mir, WM-Rang 3 durch Alex Rins und zur Krönung noch der Sieg in der Team-WM für Suzuki Ecstar.

Für den Hersteller aus Hamamatsu war 2020 aber auch abgesehen von den ungewöhnlichen Umständen ein besonderes Jahr: «Wir wussten natürlich, dass es diese wichtigen Daten gab – das 100-jährige Firmenbestehen und 60 Jahre im Rennsport – aber wir haben einfach normal weitergearbeitet. Wir haben deshalb nicht mehr Druck verspürt oder mehr gepusht», erzählte Brivio, der dann noch einen Schritt weiter ging: «Ich würde auch gar nicht von einer Extra-Motivation sprechen, denn unsere Motivation ist immer unverändert, wir wollen unser Bestes geben, egal ob wir jetzt ein 100. Jubiläum haben oder nicht. Aber natürlich muss ich auch sagen, dass uns bewusst ist, dass es einen größeren Wert hat, es in diesem Jahr geschafft zu haben. Für uns war es aber eine normale Saison: Es ging darum konzentriert zu sein, zu pushen und zu versuchen, das Beste herauszuholen.»

Gab es einen Punkt in der Saison, an dem Brivio begann, wirklich an den ersten Titelgewinn für Suzuki seit Kenny Roberts Jr. im Jahr 2000 zu glauben? «Ich persönlich habe begonnen an die Weltmeisterschaft zu denken, als Joan die Tabelle plötzlich angeführt hat», verwies der Italeiner auf den Führungswechsel nach dem ersten Aragón-GP. «Da habe ich mir gesagt: ‚Oh, jetzt können wir uns nicht mehr verstecken.‘ Jetzt sind wir auf der Tanzfläche, jetzt müssen wir auch tanzen», schmunzelte er rückblickend.

Die Konkurrenz lobte dabei vor allem die GSX-RR – als simpelstes, aber vielleicht gerade deshalb bestes Motorrad in der Startaufstellung. Fabio Quartararo sprach sogar vom perfekten Bike. Ist Suzuki das auch? «Ich weiß nicht, ob es ein perfektes Bike ist, aber ich glaube, es ist sehr ausgeglichen, in allen Bereichen: Ein guter Motor, ein gutes Chassis, gut beim Reifenverschleiß», zählte Brivo auf. «Es ist aber eine Kombination aus Bike und Fahrer. Denn die Fahrer lernen: Alex war schon sehr gut und Joan hat gelernt, wie er mit den Reifen umgeht, wie er das Bike am besten fährt… Ob es ein perfektes Bike ist, das würde ich verneinen, weil es nie perfekt ist. Aber wir haben sicher ein gutes und ausgeglichenes Paket.»

Dass es nach dem erfolgreichen Jahr schwierig sein könnte, die Motivation auch 2021 hoch zu halten, fürchtet der Suzuki-Teammanager, der schon bei Yamaha mit Valentino Rossi den MotoGP-Titel gewann, nicht.

«Zum Glück habe ich damit schon in der Vergangenheit Erfahrung gemacht, wenn du gewinnst und dann wieder gewinnen willst», schmunzelte Brivio. «Dasselbe passiert, wenn du nie ein Rennen gewonnen hast: Dann gewinnst du das erste und das zweite und schon nach einer oder zwei Stunden denkst du darüber nach, wann denn der nächste Sieg kommen wird. Ich glaube also nicht, dass wir weniger motiviert sein könnten, nur weil wir schon gewonnen haben. Man genießt es einfach zu gewinnen – und man will es wiederholen, du willst das wieder fühlen. Das ist die Motivation. Sicher ist es nicht einfach, aber man will es unbedingt versuchen.»

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Endstand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Endstand Team-WM:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

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