Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Aufatmen in Sachsen: Volles Haus beim Deutschland-GP

Von Günther Wiesinger
Vor zwei Jahren fiel der Sachsenring-GP aus, 2021 wurde er ohne Zuschauer ausgetragen. Aber für 2022 zeichnet sich wieder ein ausverkaufter Event ab.

Die Sachsenring-GP-Fans wurden in den letzten zwei Jahren auf eine harte Probe gestellt. Denn wegen der Corina-Pandemie musste der GP von Deutschland 2020 abgesagt werden, also einer der wenigen GP-Events in Europa neben Assen, Silverstone und KymiRing. Da 2020 auch alle Übersee-Rennen der Covid-19-Seuche zum Opfer fielen, gab es damals nur 14 Grands Prix, darunter einige Doppel-Events wie Jerez, Spielberg und Misano. Und während in Brünn zum letzten Mal ein Grand Prix stattfand, kam mit Portimão in Europa ein neuer attraktiver Schauplatz dazu.

2021 fand zwar wieder ein Motorrad-GP auf dem Sachsenring statt, aber zur Verwunderung des Publikums wurde er als Geisterrennen ohne Zuschauer inszeniert, während eine Woche später in Assen/NL die Tribünen schon 11.500 Zuschauer auf den Tribünen erlaubt waren. Ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern musste eingehalten werden (eine Ausnahme bildeten Personen aus demselben Haushalt), auf jeder Tribüne wurde eine eigene «bubble» gebildet, maximal vier Karten pro Person und Tag wurden vergeben.

Sogar beim Catalunya-GP (4. bis 6. Juni 2021) wurde wieder eine begrenzte Personenanzahl auf insgesamt elf Tribünen Platz zugelassen.

Nur wenige eingefleischte GP-Fans hatten deshalb für das Geisterrennen in Sachsen Verständnis, zumal zum gleichen Zeitpunkt in Österreich beim Formel-1-GP bereits Zuschauer erlaubt waren und bei den zwei MotoGP-Events in Spielberg im August sogar die maximale Zuschaueranzahl zugelassen wurde.

Wegen des Geisterrennens von 2021 kam es im Internet zu wüsten Beschimpfungen gegen WM-Promoter Dorna, Veranstalter ADAC München, den sportlichen Ausrichter ADAC Sachsen und den Freistaat Sachsen.

Doch die Dorna hatte mit der Entscheidung gegen den Ticketverkauf gar nichts zu tun. Sie hat einen Vertrag mit dem ADAC, und dieser musste 60 Tage vor der Veranstaltung mitteilen, ob und zu welchen Bedingungen der Grand Prix abgewickelt werden kann. Die Corona-Maßnahmen wurden von den lokalen Gesundheitsbehörden in Sachsen verordnet.

Der ADAC musste frühzeitig auf die örtlichen Gegebenheiten reagieren und hat wegen der im Mai 2021 gültigen Corona-Maßnahmen auf Ticketverkäufe verzichtet.

Da fiel dem GP-Promoter auf den Kopf, dass der Sachsenring ein Verkehrssicherheitszentrum ist und keine permanente Rennstrecke. Die Tribünen werden deshalb jedes Jahr für Kosten von mehr als 500.000 Euro vorübergehend errichtet.

Es hätte also also ADAC betriebswirtschaftlich keinen Sinn gemacht, so eine Stange Geld zu investieren für womöglich nur 5000 Zuschauer. Außerdem bestand wegen der unterschiedlichen Virus-Mutanten von Brasilien über Südafrika, Großbritannien bis Indien jederzeit die akute Gefahr von neuen Verschärfungen.

Stehplätzen hätten sowieso nicht verkauft werden können, weil sich im freien Gelände die Abstandsregeln nicht einhalten und konstant überprüfen liessen.

Der Sachsenring ohne permanente Tribünen und ohne Einzäunung unterscheidet sich von allen anderen GP-Strecken, auch durch das umstrittene Angebot von Tribünen auf Privatgrundstücken.

Die Dorna betreibt für jeden Grand Prix einen riesigen Aufwand, sie bringt bis zu 400 Personen für die Abwicklung des Events und die TV-Übertragungen zu den Rennen. Dafür kassiert sie üblicherweise in Europa eine Austragungsgebühr von 4 Millionen von den Veranstaltern. Dieser Betrag fiel ohne Zuschauer weg.

Die Dorna kassiert aber die Einnahmen aus den TV-Verträgen und aus den Namensrechten für den Grand Prix, also beim deutschen WM-Lauf bei Liqui Moly. Dieser Betrag liegt üblicherweise bei ca. 1,5 Millionen Euro. Die Dorna muss aber auch den Aufwand für 450 Beschäftigte inklusive Reisespesen bezahlen – und dazu jährlich 70 Millionen an die GP-Teams ausschütten.

Immerhin haben die ADAC-Zentrale in München und der Freistaat Sachsen 2021 die grundsätzlichen Austragungskosten übernommen, die bei ca. 1 Million Euro lagen. Damit konnten sie im Gegensatz zu 2020 ihren Grand Prix im Kalender halten.

In Brünn stellte die Politik wegen der Pandemie kein Geld mehr für den Grand Prix zur Verfügung. Deshalb gehört der Tschechien-GP jetzt für immer der Geschichte an.

Vielleicht hätte der ADAC im Vorjahr bei einer rechtzeitigen Terminverschiebung auf Mitte Juli eine gewisse Zuschaueranzahl an die Strecke bringen können. Aber das wurde versäumt, genau so wie die Abtrennung des Rennstrecken-Areals in separate Sektoren, wodurch in Assen, Spielberg und Misano zusätzliche Zuschauertickets verkauft werden konnten. 

Aber von 19. bis 21. Juni 2022 kehrt auch beim Sachsenring-GP die Normalität zurück. Der seit 1998 in Sachsen beheimatete Grand Prix wird ausverkauft sein, denn viele Zuschauer haben ihre Karten von 2020 behalten.

«Die bundesweiten Corona-Auflagen laufen am Samstag aus», lautete die Auskunft des ADAC-Zentrale in München auf Anfrage von SPEEDWEEK.com. «wir prüfen derzeit, ob in Sachsen noch lokale Auflagen bestehen bleiben und wenn ja, welche. Das klärt sich nun kurzfristig.»

Die Vorzeichen sehen sehr positiv aus, denn die Fußballvereine in der Region spielen teilweise bereits wieder mit voller Zuschauerauslastung.

Der GP-Kalender 2022

06. März: Losail Circuit/Katar
20.
März: Mandalika Street Circuit/Indonesien
03. April: Termas de Río Hondo/Argentinien
10. April: Circuit of The Americas/Texas
24.
April: Portimão/Portugal
01. Mai: Jerez/Spanien
15. Mai: Le Mans/Frankreich
29. Mai: Mugello/Italien
05. Juni: Catalunya/Spanien
19. Juni: Sachsenring/Deutschland
26. Juni: Assen/Niederlande
10. Juli: KymiRing/Finnland
07. August: Silverstone/GB
21. August: Red Bull Ring/Österreich
04. September: Misano/Italien
18. September: MotorLand Aragón/Spanien 
25. September: Motegi/Japan
02. Oktober: Buriram/Thailand
16. Oktober: Phillip Island/Australien
23. Oktober: Sepang/Malaysien
06. November: Valencia/Spanien


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