Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Aleix Espargaró: «Sehe Devices nicht auf der Straße»

Von Nora Lantschner
Aprilia-Speerspitze Aleix Espargaró schildert seine Sichtweise zum umstrittenen «Front Ride Height Device» von Ducati und sagt wie gewohnt ganz offen, was er denkt.

Die Diskussion um das «Front Ride Height Device» von Ducati beschäftigt Beteiligte und Beobachter auch nach dem mittlerweile für 2023 ausgesprochenen Verbot der Grand Prix Commission weiterhin. Aleix Espargaró gehört zu den Fahrern, die die Entwicklung mit den vielen Knöpfen und Vorrichtungen an den MotoGP-Bikes kritisch sehen. Dass das Front Ride Height Device spätestens nach dieser Saison aus der Motorrad-WM verschwinden wird, begrüßt der Aprilia-Werksfahrer daher.

«Ich bräuchte ein paar Minuten, um meine komplette Sichtweise darzulegen», schickte der Termas-Sieger voraus. «Um es kurz zu machen: Ich glaube, es ist eine gute Entscheidung, es für 2023 zu verbieten. Ich sehe in Zukunft keine solche Vorrichtungen auf den Straßenmotorrädern. Die MotoGP ist in gewisser Hinsicht der Ort, wo man Dinge ausprobieren kann, die dann künftig auf die Production-Bikes kommen könnten. Man kann zum Beispiel an der neuen Aprilia RSV die Flügel sehen, die wir vor zwei Jahren entwickelt haben. Ich kann mir aber keine Leute auf der Straße mit solchen Ride-Height-Devices vorstellen. Denn dadurch wird es sehr schwierig, das Motorrad zu kontrollieren. Du musst jedes Mal noch mehr Knöpfe bedienen, außerdem verändert sich die Stabilität des Motorrads auf der Bremse. Es kann viele Probleme verursachen», unterstrich der 32-Jährige.

«Aus meiner Sicht ist es also eine gute Entscheidung», bekräftigte der ältere Espargaró. «Wir werden sehen, wie es sich auswirken wird. Bei Aprilia waren wir grundsätzlich sehr gut darin, wenn es darum ging, das Rear-Device zu entwickeln. Wir gehörten zu den ersten, die es hatten. Wir wären auch für das an der Front bereit gewesen, aber aus meiner Sicht macht es keinen Sinn.»

Die in der MotoGP-WM üblichen Carbon-Bremsen sind allerdings auch keine Entwicklung für die Straße. «Man weiß nie, in Zukunft vielleicht», meinte Aleix darauf angesprochen. «Es kann an einigen Orten der Welt gefährlich sein, in Andorra würde man beim ersten Bremsmanöver geradeaus fahren», schmunzelte der Spanier, der mit seiner Familie in Andorra lebt. «Aber warum sollte man an vielen anderen Orten der Welt keine kleinen Carbon-Scheiben einsetzen. Das geht, es ist nur sehr, sehr teuer. Es ist nur eine Frage des Geldes.»

«Es ist klar: Nicht alles, was wir hier in der MotoGP haben, kommt auch auf die Straße», hielt der aktuell Dritte der WM-Tabelle fest. «Wenn man sich aber die erste 1000er-Aprilia und das neueste Modell anschaut, dann sind dort sehr viele Dinge ähnlich, zum Beispiel die Aerodynamik. Die MotoGP ist ein Testplatz – und mit Sicherheit glaube ich nicht, dass ein Front- und Rear-Device eine Lösung für ein Straßenmotorrad sind.»

Was sagt das aber über das Technische Reglement der MotoGP-WM aus, wenn etwas verboten werden muss, dass sich eigentlich innerhalb der aktuellen Regeln bewegt? «Ich will nicht polemisch sein, aber ich glaube, dass die WM den Level ihrer Techniker anheben muss. Das ist klar. Es ist fast unmöglich, dass sie bessere Ingenieure als wir in den Teams bekommen. Im Fall des Front-Height-Devices ist es ein Gigi Dall’Igna, der sehr intelligent und ein sehr guter Ingenieur ist. Bei Aprilia haben wir aber auch sehr gute Techniker, die viele Dinge erfinden. Ich glaube, die Techniker der IRTA, Dorna oder was auch immer müssen ein bisschen schlauer sein – sie müssen mehr und besser sein», forderte Aleix Espargaró.

Der Aprilia-Star sieht auch die andere Seite der Medaille, wie etwa von Ducati-Werksfahrer Jack Miller ins Feld geführt. «Die Position von Ducati kann ich sehr gut verstehen», meinte Aleix Espargaró. «Sie haben die Regeln befolgt, Geld und Zeit investiert – und Zeit ist manchmal noch bedeutender als das Geld. Denn in der Zeit, in der sie das Front Ride Height Device entwickelt haben, haben sie zum Beispiel nicht am Motor gearbeitet. Sie waren bei dieser Sache am besten. Aber wenn wir über die Sicherheit reden, dann ist mein Standpunkt, dass es eben nicht sicher ist. Daher war es auch gut, dass es von den [Verantwortlichen der] Weltmeisterschaft verboten wurde», bekräftigte er.

WM-Stand nach 4 von 21 Grand Prix:

1. Bastianini 61 Punkte. 2. Rins 56. 3. Aleix Espargaró 50. 4. Mir 46. 5. Quartararo 44. 6. Brad Binder 42. 7. Miller 31. 8. Zarco 31. 9. Oliveira 28. 10. Martin 28. 11. Pol Espargaró 23. 12. Bagnaia 23. 13. Marc Márquez 21. 14. Viñales 19. 15. Morbidelli 14. 16. Nakagami 12. 17. Marini 10. 18. Bezzecchi 7. 19. Darryn Binder 6. 20. Alex Márquez 4. 21. Dovizioso 3. 22. Gardner 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 86 Punkte. 2. KTM 59. 3. Suzuki 57. 4. Aprilia 51. 5. Yamaha 44. 6. Honda 34.

Team-WM:

1. Suzuki Ecstar 102 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 70. 3. Aprilia Racing 69. 4. Gresini Racing MotoGP 61. 5. Pramac Racing 59. 6. Monster Energy Yamaha 58. 7. Ducati Lenovo 54. 8. Repsol Honda 44. 9. Mooney VR46 Racing 17. 10. LCR Honda 16. 11. WithU Yamaha RNF 9. 12. Tech3 KTM Factory 1.

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