Hockenheim: SBK-WM ein Hoch-Risiko-Spiel

Noch ein Device: Zu viel für die MotoGP-Piloten?

Von Nora Lantschner
Ducati wartete in den vergangenen Jahren immer wieder mit technischen Innovationen auf, die anderen MotoGP-Hersteller mussten nachziehen. Aprilia-Pilot Aleix Espargaró würde gerne auf ein weiteres Device verzichten.

Bei den Wintertests in Sepang und Mandalika kreuzte Ducati mit einem «Front Ride Height Adjuster» an den neuen 2022er-Maschinen auf. Nach dem Federbein kann nun also auch die Gabel während der Fahrt abgesenkt werden. Die fünf gegnerischen Werke, die zuvor schon den «Rear Ride Height Adjuster» nachahmen musste, zeigten sich wenig erfreut über die neue Vorrichtung.

Auch unter den Fahrern gehen die Meinungen auseinander. Aleix Espargaró sagte deutlich: «Ich mag diese Devices nicht. Unsere Aufmerksamkeit wendet sich zu sehr den Devices zu – und nicht dem Fahren. Ich will nicht sagen, dass es unsicher ist, aber es trägt sicherlich nicht zu mehr Sicherheit bei. Denn du musst schon viele Dinge machen, während du beschleunigst. Jetzt haben wir gesehen, dass Ducati auch ein Front-Device hat. Und wenn es jeder hat, dann brauchst du es auch, weil sich dadurch die Traktion, die Wheelie-Neigung und die Aerodynamik verändern. Die Jungs in Noale haben mir erklärt, dass du Geschwindigkeit gewinnen kannst, je tiefer das Motorrad auf den Geraden liegt. Du brauchst es also, wenn du mitkämpfen willst – aber ich mag es nicht», unterstrich der 32-jährige Spanier mit Nachdruck.

Das liege aber nicht daran, dass Aprilia die Entwicklung derartiger Systeme große Schwierigkeiten bereiten würde. Aleix Espargaró betonte: «Unser Rear-Device arbeitet sehr gut, Aprilia zählt zu den besten Herstellern, wenn es um diese Vorrichtungen geht. Ich erinnere mich daran, dass Albesiano schon vor vier oder fünf Jahren in Barcelona mit einer Gabel ankam, die sich – zu der Zeit – im Motocross-Style blockieren ließ. Und ich sagte ihm: ‚Romano, ich kann das nicht probieren, das ist viel zu gefährlich.‘ Dann haben wir es ein oder zwei Jahre beiseitegelassen, aber dann fing das alles an… Romano und seine Ingenieure sind gut. Ich habe schon drei verschiedene Systeme probiert und auch jetzt unterscheidet sich meines von dem von Maverick [Viñales]. Ich glaube, Aprilia ist gut darin.»

«Wir haben das ‚automatische‘ System, das du [vor der Kurve] aktivieren kannst, und das manuelle», erklärte Espargaró. «Ich bevorzuge das manuelle System, also jenes, das du während der Beschleunigung aktivierst. Es ist aber nicht einfach: Du beschleunigst mit dem abgesenkten Motorrad stark, du musst die Wheelie-Neigung kontrollieren, den Knopf betätigen und viele Dinge gleichzeitig machen. Es ist schwierig», bekräftigte er.

Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna zeigte sich von diesen Bedenken unbeeindruckt. «Klarerweise müssen die Fahrer alle konzentriert sein, aber ich glaube, dass sie noch Spielraum haben, um solche Dinge handhaben zu können. Die Formel-1-Piloten machen da eindeutig mehr», warf der Technikfuchs ein. «Mit Sicherheit ist es nicht genau dasselbe ein Motorrad zu fahren, aber dennoch – und unsere Fahrer beklagen auch nie Probleme, wenn es um die Handhabung der unterschiedlichen Systeme geht. Man muss zudem bedenken, dass man natürlich auch darauf verzichten kann, sie zu nutzen. Klarerweise büßt man dadurch Performance ein, aber das Motorrad kann trotzdem weiterhin funktionieren», schob der Italiener betont gelassen nach.

Zeiten MotoGP-Test Mandalika (11.–13. Februar):

1. Pol Espargaró, Honda, 1:31,060 min
2. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:31,074
3. Luca Marini, Ducati, 1:31,289
4. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,385
5. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:31,416
6. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:31,436
7. Alex Rins, Suzuki, 1:31,477
8. Maverick Viñales, Aprilia, 1:31,478
9. Marc Márquez, Honda, 1:31,481
10. Johann Zarco, Ducati, 1:31,488
11. Brad Binder, KTM, 1:31,574
12. Joan Mir, Suzuki, 1:31,586
13. Enea Bastianini, Ducati, 1:31,599
14. Alex Márquez, Honda, 1:31,603
15. Miguel Oliveira, KTM, 1:31,620
16. Jorge Martin, Ducati, 1:31,665
17. Takaaki Nakagami, Honda, 1:31,687
18. Jack Miller, Ducati, 1:31,870
19. Andrea Dovizioso, Yamaha, 1:31,890
20. Marco Bezzecchi, Ducati, 1:31,901
21. Fabio Di Giannantonio, Ducati, 1:31,915
22. Raúl Fernández, KTM, 1:32,401
23. Remy Gardner, KTM, 1:32,598
24. Darryn Binder, Yamaha, 1:33,049

Zeiten MotoGP-Test Sepang (5. und 6. Februar):

1. Enea Bastianini, Ducati, 1:58,131 min
2. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:58,157
3. Jorge Martin, Ducati, 1:58,243
4. Alex Rins, Suzuki, 1:58,261
5. Maverick Viñales, Aprilia, 1:58,261
6. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:58,265
7. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:58,313
8. Marc Márquez, Honda, 1:58,332
9. Johann Zarco, Ducati, 1:58,413
10. Pol Espargaró, Honda, 1:58,420
11. Luca Marini, Ducati, 1:58,430
12. Joan Mir, Suzuki, 1:58,529
13. Takaaki Nakagami, Honda, 1:58,607
14. Jack Miller, Ducati, 1:58,645
15. Miguel Oliveira, KTM, 1:58,701
16. Marco Bezzecchi, Ducati, 1:58,710
17. Alex Márquez, Honda, 1:58,800
18. Brad Binder, KTM, 1:59,016
19. Raúl Fernández, KTM, 1:59,180
20. Fabio Di Giannantonio, Ducati, 1:59,197
21. Cal Crutchlow*, Yamaha, 1:59,262
22. Andrea Dovizioso, Yamaha, 1:59,284
23. Remy Gardner, KTM, 1:59,348
24. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:59,365
25. Darryn Binder, Yamaha, 1:59,857
26. Sylvain Guintoli*, Suzuki, 1:59,996
27. Lorenzo Savadori*, Aprilia, 2:04,385
28. Takuya Tsuda*, Suzuki, 2:05,678

* = Testfahrer

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