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Alex Márquez (Ducati): «Marc hätte andere Probleme»

Von Friedemann Kirn
In der Gresini-Box: Teammanager Michele Masini, Alex Márquez und Ducati-Testfahrer Michele Pirro

In der Gresini-Box: Teammanager Michele Masini, Alex Márquez und Ducati-Testfahrer Michele Pirro

Nur 0,036 sec trennten die Márquez-Brüder beim Valencia-Test. Keineswegs gleichauf waren sie bei der Stimmungslage: Während Marc von der neuen Honda enttäuscht war, zeigte sich Alex von seiner Ducati hellauf begeistert.

Der Abschied des Spaniers Alex Márquez vom LCR-Honda Team verlief kurz und unzeremoniell. «Hier habt ihr das Motorrad. Ich gehe», sagte er nach drei mageren Jahren mit der japanischen Marke nur.

Hatte der Spanier in seiner Rookie-Saison 2020 als Repsol-Honda-Werkspilot noch zwei Podestplätze erobert, fuhr er 2021 und 2022 im Kundenteam von Lucio Cecchinello hinterher und erlebte mit dem 17. und letzten Platz beim Saisonfinale in Valencia eine weitere Enttäuschung. «Ich hätte mich gern auf andere Art und Weise verabschiedet, doch die Dinge sind, wie sie sind. Von der ersten Runde an überhitzte das Motorrad, es hatte nicht genügend Power, außerdem funktionierte die Motorbremse nicht richtig. Ein Desaster. Ich habe auch nicht nachgefragt, ob ich die Maschine fürs Wohnzimmer behalten darf», erklärte er mit einem Grinsen.

Als Alex zwei Tage später auf die Ducati Desmosedici des Gresini-Teams stieg, war alles ganz anders. Der jüngere der beiden Márquez-Brüder fühlte sich auf Anhieb wohl auf der Weltmeister-Maschine. Er stellte befriedigt fest, dass das Gras in Nachbars Garten tatsächlich so grün war, wie er sich das ausgemalt hatte, und hätte sich noch mehr Zeit auf diesem Motorrad gewünscht.

«Um das Fahren mit der Ducati wirklich zu genießen, hätte ich einen zweiten Tag gebraucht. Mir fehlt dieser zweite Tag, um alles noch besser, noch selbstverständlicher unter Kontrolle zu haben», so Alex. «Doch ich kann bestätigen, dass ich mich vom ersten Run wirklich gut und sehr wohl gefühlt habe auf diesem Bike. Du bist immer nervös, hast immer diesen Zweifel, ob dir das Motorrad auch behagt, doch ich habe mich wirklich von Anfang an wohl gefühlt. Natürlich ist mir klar, dass mir noch einiges fehlt, um das wahre Potenzial dieses Motorrads auszuquetschen. Positiv ist, dass ich nur 0,6 Sekunden Rückstand zur Spitze hatte, obwohl ich mich noch nicht völlig an das Bike gewöhnt habe und noch nicht das volle Potenzial ausschöpfen kann. Ich bin zufrieden, aber auch realistisch. Wir müssen in Ruhe weiterarbeiten und in der Vorsaison eine solide Basis schaffen, um fürs erste Rennen in Portimão bereit zu sein.»

Angenehm überrascht war der 26-Jährige von seinem neuen Umfeld. «Ich war vor allem erstaunt, wie eng und offen die Zusammenarbeit zwischen einem Satellitenteam und einem Werk sein kann», erklärte er. «Vor Testbeginn hatten wir ein Meeting, bei dem mir jeder Mitarbeiter vorgestellt und erklärt wurde, was genau jeder Einzelne tut im Team. Die volle Unterstützung vom Werk hat mich sehr positiv überrascht. Alle Informationen werden auf vollkommen offene Weise geteilt.»

Die Schmetterlinge, die Alex Márquez vor der ersten Ausfahrt im Bauch gehabt hatte, verflogen schnell. «Bis auf ein paar Details mit meiner Sitzposition kam das Fahrgefühl schnell und auf eine sehr natürliche Weise, und das ist bemerkenswert», erzählte er. «Dass Ducati die Weltmeistermaschine ist, zeigt sich auch daran, dass verschiedene Piloten mit unterschiedlichen Fahrstilen auf ihr gut zurechtkommen, ich selbst eingeschlossen. Dabei gibt es gar keine großen Geheimnisse: Ducati hat eine sehr solide Basis, hat sehr viel gearbeitet, probiert ständig Neues aus und hört nie auf zu arbeiten. Das Leben funktioniert auf diese Weise, mit ständiger Arbeit, denn sowie du einen Moment Pause machst, fallen vier andere über dich her und überholen dich».

Dass sein Bruder Marc mit einer Wut im Bauch von den Tests abreiste, überraschte Alex nicht. «Wenn du etwas Neues ausprobierst und es funktioniert nicht, ist es normal, dass du verärgert nach Hause gehst. Doch wenn es jemanden gibt, der weiterblättern und solche Episoden hinter sich bringen kann, dann ist es Marc, das wissen wir alle. Gleichzeitig ist es kein Geheimnis, dass Honda Gas geben und die Wende in Angriff nehmen muss.»

Der Frage, ob Marc Márquez mit der Ducati schneller gewesen wäre, wich Alex geschickt aus. «Er hat einen sehr speziellen Fahrstil und hätte mit diesem Motorrad bestimmt andere Probleme», verwies er. «Aber wir dürfen uns auch nichts vormachen: Es ist klar, welches Motorrad von der Basis her konkurrenzfähig ist und welches Motorrad das gewisse Extra bietet.»

Marc Márquez hatte während des Tests Gelegenheit, dieses gewisse Extra und seinen Bruder aus nächster Nähe zu beobachten. «Ich bin für fünf Kurven hinter Alex hergefahren und er wirkte noch ein bisschen verkrampft, ein bisschen steif. Doch er fuhr bereits mit einem anderen Fahrstil, hat sich von der Honda auf die Ducati umgestellt», erklärte er. «Alex hat schon in der Vergangenheit gezeigt, dass er sich gut auf ein Projekt und ein Motorrad einstellen kann, wenn alles am richtigen Platz und er von der Sache überzeugt ist. Er hat es in der Moto3-Klasse gezeigt, wo er Weltmeister wurde. Er hat es in der Moto2-Klasse erneut gezeigt, wo er ebenfalls Weltmeister wurde. Und er hat es in der MotoGP-Klasse gezeigt, wo er in seiner ersten Saison Podestplätze eroberte, was nicht vielen gelingt.»

Nach dem Test fuhren die Márquez-Brüder gemeinsam im Auto nach Hause, und Marc fiel auf, dass sein Bruder viel lächelte, aber wenig sagte. «Er hat in seiner Box gearbeitet, ich in meiner. Natürlich helfen wir uns über den Winter im Training und dabei, fit zum ersten Rennen zu kommen. Doch er hat seine Geheimnisse in seiner Box, und ich habe sie in meiner!»

Valencia-Test, MotoGP (8.11.):

1. Marini, Ducati, 1:30,032 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,225 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,230
4. Oliveira, Aprilia, + 0,335
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,366
6. Di Giannantonio, Ducati, + 0,451
7. Brad Binder, KTM, + 0,464
8. Martin, Ducati, + 0,544
9. Quartararo, Yamaha, + 0,546
10. Bastianini, Ducati, + 0,560
11. Zarco, Ducati, + 0,594
12. Bagnaia, Ducati, + 0,623
13. Marc Márquez, Honda, + 0,644
14. Morbidelli, Yamaha, + 0,659
15. Álex Márquez, Ducati, + 0,680
16. Pol Espargaró, GASGAS, + 0,725
17. Miller, KTM, + 0,755
18. Mir, Honda, +0,882
19. Nakagami, Honda, + 1,049
20. Rins, Honda, +1,196
21. Raúl Fernández, Aprilia, +1,308
22. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,698
23. Pirro, Ducati, + 2,773

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