Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Marc Márquez: Für den WM-Kampf braucht Honda mehr

Von Simon Patterson
Marc Márquez am Dienstag in Valencia

Marc Márquez am Dienstag in Valencia

Der Prototyp der neuen RC213V überzeugte Marc Márquez beim Valencia-Test noch nicht. Das brachte der sechsfache MotoGP-Champion klar zum Ausdruck, Honda muss im Februar in Sepang liefern.

Bei Marc Márquez standen am Dienstag in Valencia bis zu drei Motorräder in der Box. Die von außen auffälligste Neuheit war die neue Heckpartie an der RC213V. «Wir haben im Grunde ein Prototyp-Bike getestet», erklärte der 59-fache MotoGP-Sieger. «Es hatte eine neue Aerodynamik, denselben Motor mit einer kleinen Änderung und ein anderes Chassis. Das war’s, sonst haben wir nicht viele Dinge ausprobiert, sondern uns auf den Prototypen konzentriert.»

Hat sich das Front-Feeling verbessert, womit die Honda-Piloten in der diesjährigen Saison bekanntlich Mühe hatten? «Es ist kein großer Unterschied», berichtete der Repsol-Honda-Star. Wir haben ein bisschen mehr Gefühl zur Front, verlieren dann aber in anderen Bereichen. Es geht also um einen Kompromiss. Die Rundenzeiten waren auf beiden Bikes sehr ähnlich.»

War Márquez dennoch zufrieden mit dem, was HRC beim letzten offiziellen Testtag vor der Winterpause gebracht hat, oder hätte er mehr erwartet? «Nein, natürlich erwartet man immer mehr, aber das war nicht da», erwiderte Marc. «Das Wichtigste ist aber, dass Honda arbeitet, und wir wissen, dass sie mehr für Februar arbeiten als für jetzt. Ich erwarte im Februar beim Malaysia-Test einen großen Schritt.»

Enttäuscht sei der sechsfache MotoGP-Champion aber auch nicht, stellte er klar. «Ich habe mehr erwartet, weil man immer mehr und mehr will. Ich kann nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, weil Honda arbeitet. Sie versuchen es, sie bringen ein neues Bike, aber wir brauchen mehr, wenn wir um die WM kämpfen wollen. Mit dem Motorrad, das wir hier bekommen haben, werden wir nicht um die WM kämpfen», sagter Márquez ganz klar.

Ging es zumindest in die richtige Richtung? «Ja, bei einem Problem ging es in die richtige Richtung, aber – und das hatten wir schon erwartet – wir verbessern uns in einem Bereich und verlieren dann in einem anderen. Es ist also ein Kompromiss. Wir sind aber immer bei dem Mix, mit demselben Charakter und mehr oder weniger denselben Problemen.»

Hat sich der Hinterrad-Grip verbessert? «Nein, nein», winkte Márquez ab.

War der Motor eine Verbesserung? «Ja, ich bin happy, weil ein bisschen mehr Drehmoment vorhanden ist – aber ein kleines bisschen. Wir brauchen einen größeren Schritt, wenn wir näher an anderen Herstellern dran sein wollen», bekräftigte er.

Márquez glaubt aber, ein Anzeichen für eine veränderte Arbeitsweise in der Honda-Box erkannt zu haben. «Es waren viele Mitarbeiter aus Japan in der Box. Es war lange her, dass ich zuletzt so eine Reaktion gesehen habe. Das ist schon ein Signal. Sie haben viele Informationen bekommen. Wie ihr gesehen habt, bin ich heute nicht viele Runden gefahren. Ich habe getestet, was ich testen musste, und das ist alles. Es hat dann keinen Sinn, einen Soft-Reifen zu holen und auf Zeitenjagd zu gehen. Denn die ‚time attack‘ zeigt nicht das wahre Potenzial des Motorrads. Ich habe einfach meinen Job gemacht und meine Kommentare abgegeben. Jetzt müssen sie im Winter damit arbeiten», fasste Marc nach seinen 50 Runden zusammen.

Der 29-jährige Spanier bekommt für 2023 mit Joan Mir und Alex Rins zwei neue Markenkollegen, die am Sonntag noch auf der Suzuki GSX-RR saßen. Sprach Marc schon mit ihnen über ihre ersten Eindrücke von der RC213V? «Nein, aber ich habe ein bisschen ihre Kommentare gehört. Sie waren zu Beginn ein bisschen überrascht. Jetzt scheint es aber Schritt für Schritt besser zu werden. Wir wissen ja, dass es mit diesem Motorrad schwierig ist, konstante Rundenzeiten zu fahren. Wir sind aber auf einer der besten Strecken für das Bike.»

Können die Neulinge in der Entwicklung bereits eine Hilfe sein oder muss sich Honda mehr auf Márquez und Nakagami verlassen? «Sie sind natürlich ein Teil von Honda und ihre ersten Kommentare und der erste Eindruck waren für mich so wichtig», unterstrich Marc. «Denn wenn du ein Motorrad fährst und du talentiert bist wie Mir und Rins, gewöhnst du dich an die Probleme und fängst an, dich an diese Probleme anzupassen. Sie sind talentiert und sie werden schnell sein.»

«Du siehst aber an den Rundenzeiten, ob es ein einfaches Motorrad ist oder nicht», verwies Márquez auf die Zeitenliste des Dienstag-Tests. «Wenn es ein einfaches Bike ist, gehst du auf die Strecke und bist auf derselben Rundenzeit wie die anderen. Wenn es ein schwieriges Bike ist, gehst du auf die Strecke und brauchst den ganzen Tag, um auf eine akzeptable Rundenzeit zu kommen.»

Valencia-Test, MotoGP (8.11.):

1. Marini, Ducati, 1:30,032 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,225 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,230
4. Oliveira, Aprilia, + 0,335
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,366
6. Di Giannantonio, Ducati, + 0,451
7. Brad Binder, KTM, + 0,464
8. Martin, Ducati, + 0,544
9. Quartararo, Yamaha, + 0,546
10. Bastianini, Ducati, + 0,560
11. Zarco, Ducati, + 0,594
12. Bagnaia, Ducati, + 0,623
13. Marc Márquez, Honda, + 0,644
14. Morbidelli, Yamaha, + 0,659
15. Álex Márquez, Ducati, + 0,680
16. Pol Espargaró, GASGAS, + 0,725
17. Miller, KTM, + 0,755
18. Mir, Honda, +0,882
19. Nakagami, Honda, + 1,049
20. Rins, Honda, +1,196
21. Raúl Fernández, Aprilia, +1,308
22. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,698
23. Pirro, Ducati, + 2,773

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