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Valentino Rossi: «Márquez treibt schmutziges Spiel»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez hat sich in Portugal den Unmut von Martin und Oliveira zugezogen. Valentino Rossi hat bereits nach 2015 die Kommunikation mit dem Spanier beendet. Auch Las Termas 2018 war ein Tiefpunkt.

Nach dem viel diskutierten Zwischenfall in der zweiten Runde des Portimão-GP, wo Marc Márquez in der dritten Kurve zuerst Lokalmatador Miguel Oliveira zu Fall und um die Chance eines Podestplatz brachte und dann noch Sieganwärter Jorge Martin zum zweiten Mal in diesem rennen in die Quere, ihn zu einem Riesenumweg zwang und ihn ans Ende des Feldes zurückschickte, wird wieder einmal heftig über die Fahrweise von Marc Márquez diskutiert.

Und es werden auch die Frage erörtert, ob der sechsfache MotoGP-Weltmeister aus Schaden niemals klug wird, ob er seine aggressive Fahrweise nicht mäßigen kann, wenn seine Krücke sowieso nicht für Siege und Titelfight taugt. Und dann geht es noch darum, ob es ihm gelingen wird, sich wegen eines Formfehlers des Motorradweltverbands FIM vor der gerechten Strafe zudrücken, die einige Gegner sowieso für viel zu milde erachten.

Die FIM-Stewards hatten wegen der Attacke gegen Oliveira einen «double long lap»-Penalty für Argentinien ausgesprochen, als sie noch nicht ahnten, dass Marc Márquez dort wegen seines gebrochenen Mittelhandknochens nicht fahren werde.

Zwei Tage später wurde das Urteil revidiert und für Marcs nächste Rennteilnahme an einen Sonntag-Volldistanz-Rennen umgeschrieben. Dagegen hat das Repsol-Honda-Team Einspruch eingelegt. Der FIM Appeal Court muss jetzt entscheiden, ob Honda Recht bekommt und der Penalty wegen dieses Formfehlers verfallen ist.

Aufmerksame Beobachter erinnern sich in diesem Zusammenhang an den Argentinien-GP in Termas de Río Hondo 2018.

Dort würgte Márquez sein Bike am Startplatz ab, er brachte es dann verbotenerweise durch einen Schiebestart in Gang und wollte es dann in einer irrwitzigen Aktion gegen die Fahrtrichtung (!) zurück zu seinem Startplatz bugsieren.

Doch er wurde von den Funktionären dem Reglement entsprechend zu einem Start aus der Boxengasse verbannt und bekam dann bei seiner Aufholjagd, bei der er von allen guten Geistern verlassen wurde, zwei weitere Strafen aufgebrummt. Dadurch blieb er ohne Punkte. 

Márquez rammte sich von hinten durchs Feld und brachte durch ein völlig hirnrissiges Manöver zum Beispiel seinen Erzrivalen Valentino Rossi zu Fall.

Aus aktuellem Anlass haben wir uns noch einmal angehört, was Rossi nach dieser Kollision zu Protokoll gab, denn seine Aussagen enthalten im Rückblick immer noch viel Wahrheit.

Denn Marc Márquez hat seine Gegner schon in der Moto2-WM 2011 und 2012 als Prellbock verwendet, und daran hat sich auch zwölf Jahre später nichts geändert.

Deshalb fordern Rivalen wie Aleix Espargaró härtere Strafen, bevor irgendwann so eine Kollision wirklich schlimme Folgen haben wird.

«Ich war in Argentinien nicht stark, Márquez ist eine Sekunde schneller gewesen als ich. Warum hat er nicht gewartet und mich in der nächsten Kurve überholt», schimpfte Rossi 2018 in Südamerika.

«Als er bei mir angekommen ist, hat er mich absichtlich gerammt, er hat meinen Fuß und mein Motorrad getroffen. Er hat mich von meiner Linie weggeschoben und ich habe gespürt, wenn ich stürze, macht ihn das noch glücklicher. Als sich das abgespielt hat, konnte ich nur lachen. Ich dachte: ‚Fuck! Das war jetzt zu viel.‘»

«Ich habe seit dem Sepang-Zusammenstoß von 2015 kein Verhältnis mehr mit Márquez. Daran hat sich nie mehr etwas verändert. Ich sagte zwar ‘Ciao‘, wenn ich ihn sehe, sonst verschwende ich keine Zeit mit ihm… Wenn er gegenüber mir keinen Respekt hat, brauche ich ihm auch keinen Respekt entgegenzubringen. Aber der Respekt ist eine Story. Da geht es nur um ihn und mich. Aber bei diesen Manövern wird es gefährlich. Er hat Aleix Espargaró 2018 in Argentinien mit 200 km/h gerammt. Wenn er den Lenker der Aprilia berührt hätte, wäre Aleix in die Mauer gerast. Warum müssen wir auf diese Weise Rennen fahren?»

Rossi weiter: «Es geht hier um die MotoGP, die höchste Rennserie im Motorradsport. Wenn alle so fahren, erleben wir ein ‚demolition derby‘. Vielleicht sitzt dann am Ende nur noch er im Sattel», lachte Rossi.

«Die Funktionäre haben eine große Verantwortung. Sie müssen etwas unternehmen. Denn Márquez bringt die anderen Gegner in Gefahr. Aber so funktioniert dieses Spiel nicht», meint Rossi.

Rossi nahm sich 2018 vor, mit der Race Direction zu sprechen. Aber bei den Márquez-Gegner machte sich die Vermutung breit, der spanische Superstar geniesse Artenschutz, weil die Dorna die wichtigen Partner Honda und Repsol nicht verärgern wolle.

Rossi wollte 2018 nicht verraten, ob er eine Rennsperre für den folgenden Texas-GP für angemessen gehalten hätte. «Ich fühle mich jedenfalls von der Race Direction nicht ausreichend geschützt, wenn ich ehrlich bin», hielt er damals fest. «Wenn du als Fahrer nicht beschützt wirst, muss sich etwas ändern. Denn wenn sich nichts ändert, wird er beim nächsten Rennen genauso agieren.»

«Ich bin sehr verärgert und leide sehr, denn ich habe wertvolle-WM-Punkt verspielt», wetterte Rossi vor fünf Jahren. «Mir vergeht der Spaß am Fahren, wenn er auf der Strecke in meiner Nähe ist. Es macht mir keine Freude, gegen ihn zu fighten, denn ich weiß, dass er nicht fair spielt, er steigert einfach den Level. Er fährt nicht aggressiv, sondern er treibt ein schmutziges Spiel.»

Der Yamaha-Star gestattete Marc Márquez und seiner Entourage 2018 in Las Termas nach dem Rennen keinen Zugang zu seiner Box und zu seinem Büro-Container. «Das war alles ein Witz. Vor allem hat er nicht einmal genug Eier gehabt, allein in mein Büro zu kommen. Er kam wie immer mit einem ganzen Rattenschwanz, mit seinem Manager, mit Leuten von Honda, noch dazu vor allen TV-Kameras, denn das ist für ihn am wichtigsten. Er kümmert sich nicht um den Gegner, um sie schert er sich nicht. Deshalb will ich nicht mit ihm reden, deshalb will ich ihn nicht in meiner Nähe sehen. Ich weiß, es ist sowieso nicht wahr, was er zu mir sagen würde. Er ist nicht gekommen, um sich zu entschuldigen. Und ich hoffe, er ist schlau genug sein, sich nie mehr blicken zu lassen», gab Valentino 2018 gegenüber den Medien schmunzelnd zu Protokoll.

Marc Márquez war in Argentinien 2018 schon zwei Tage vorher mit Viñales aneinandergeraten.

Rossi: «Ja, es begann am Freitag mit Maverick im freien Training. Er ließ die Bremse los und kollidierte schnurstracks mit Maverick. Mein Teamkollege hat ihn zum Glück gesehen. Deshalb ist er ausgewichen, sonst wäre er gestürzt. Warum hat die Race Director Márquez am Freitag nicht zur Rede gestellt? Gelegentlich kann ein Fehler passieren. Aber ‘FUCK!’ Nicht fünfmal an drei Tagen... Da kann es für mich keinen Zweifel geben: Er macht es mit voller Absicht.»


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