Pit Beirer (KTM): Weniger Testreifen und mehr Kummer

Von Günther Wiesinger
Michelin hat die Anzahl der Testreifen 2023 von 240 auf 200 Exemplare reduziert. Die MotoGP-Hersteller haben kein Verständnis für diese neue Testreifen-Allocation.

Für dieses Jahr wurde das Kontinent der MotoGP-Testreifen für alle Hersteller und deren Testteams von 240 auf 200 beschränkt. Beim Red Bull KTM Factory äußerte Dani Pedrosa Kritik an diesem System bei Honda ärgerte sich Stefan Bradl darüber. Der Grund: Durch das neue Format sollten die Testfahrer mehr einzelne schnelle Runden drehen, weil am Freitag nach dem FP2 jetzt schon über den direkten Einzug ins Q2 entschieden wird. Und auch für eine etwaige Sprint-Rennsimulation ist der Bedarf für weichere Mischungen bei den Testfahrern gestiegen.

Das Ergebnis dieser neuen Beschränkung: Die MotoGP-Testfahrer haben Mühe, sich bei Einsätzen als Wildcard- oder Ersatzfahrer an die ungewohnten Verhältnisse anzupassen, weil sie bei den Tests fast dauernd mit gebrauchten Reifen unterwegs sind, um mit den 200 Pneus durch die Saison zu kommen.

So kam Red Bulll-KTM-Testfahrer Jonas Folger zum Beispiel als Ersatzfahrer für Pol Espargaró beim GASGAS Tech3-Team zu den Grand Prix in Austin. Jerez und Le Mans, ohne vorher auch nur eine einzige «time attack» absolviert zu haben.

Wenn man sich bei den Herstellern umhört, haben sie kein Verständnis für diese neue Testreifen-Allocation. Manche wären sogar bereit, für zusätzliche Testreifen Geld zu bezahlen, wenn Michelin sparen muss.

Aber beim französischen Reifengiganten geht es nicht in erster Linie um die Kosten für die Lieferung oder Erzeugung der MotoGP-Einheitsreifen, für die Bridgestone zuvor rund 20 Millionen Euro im Jahr veranschlagt hat.

Michelin will Ressourcen sparen und dazu die Transport- und Logistikkosten sowie den CO2-Fußabdruck verringern. Michelin zielt darauf ab, bis zum Jahr 2050 sämtliche Reifen für den Alltagsverkehr vollständig aus erneuerbaren, recycelten, biologisch erzeugten oder anderweitig nachhaltigen Materialien herzustellen.

Das Unternehmen will damit den Nachweis erbringen, dass Reifen zu 100 Prozent nachhaltig sein können. Mit umfassenden Aktivitäten in Forschung und Entwicklung, ambitionierten Partnerschaften sowie innovativen Start-ups treibt Michelin seine Fortschritte voran.

Die Michelin-Gruppe hat sich verpflichtet, seine Reifensparte bis 2050 zu 100 Prozent nachhaltig zu gestalten, inspiriert von dem 2017 vorgestellten luftlosen «VISION»-Konzeptreifen, einer vernetzten sowie vollständig nachhaltigen Produktlösung. Bereits heute werden fast 30 Prozent der Bestandteile, die von Michelin für die Reifenproduktion eingesetzt werden, aus natürlichen, recycelten oder anderen nachhaltigen Rohstoffen gewonnen.

Ein Reifen besteht aus mehr als 200 Komponenten. Der Hauptbestandteil ist Naturkautschuk, der durch Komponenten aus synthetischem Kautschuk, Metall, Fasern und Füllstoffen ergänzt wird. Dazu zählen Ruß, Kieselerde und Weichmacher, mit denen die Struktur des Reifens zusätzlich verstärkt wird. 

«Alle MotoGP-Werksteam haben inzwischen von der Manpower her große Entwicklungsmannschaften daheim», hält Pit Beirer fest, der Motorsport-Direktor der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna. «Von uns wird verlangt, kleine Mondraketen zu bauen, und du musst so viel Technologie testen und überprüfen. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Testfahrer auf die Jagd nach Rundenzeiten gehen können. Jeder Hersteller muss dauernde Hunderte neue Teile testen. Wie sollst du das machen, wenn nicht mit den passenden Reifen auf den bestimmten Testrennstrecken?»

Beirer weiter: «Wir haben über den Winter mit den MotoGP-Stammfahrern die festgelegten acht oder neun Testtage. Die Anzahl der Testtage ist generell seit Jahren immer weiter limitiert worden, jetzt werden wir bei der Anzahl der Reifen auch noch weiter eingeschränkt. Das erhöht den Druck ungemein. Wenn wir über das Erhöhen von Druck reden: Durch das neue Format wird ja verlangt, dass du am Freitag im ersten Training schon eine ordentliche Rundenzeit hinknallst. Die entsprechenden Abstimmungen müssen aber von den Werken mit entsprechend weichen Reifen getestet werden…»

Übrigens: An den GP-Wochenenden gibt es 2023 nicht mehr drei Hinterreifen-Spezifikationen, sondern zwei. «Das ist die größte Veränderung», sagt Michelin-Rennchef Piero Taramasso. «Statt Soft, Medium und Hard haben wir in diesem Jahr bei den Hinterreifen nun also Soft und Medium – und zwar 7 beziehungsweise 5 Exemplare pro Fahrer und Rennwochenende. Das geschieht auch in Hinblick auf das neue Sprint-Format; den Fahrern stehen also mehr weiche Reifen für die ‚time attack‘ und den Sprint zur Verfügung.»

Ergebnisse MotoGP-Rennen Le Mans/F, 14. Mai

1. Marco Bezzecchi (I), Ducati, 27 Runden in 41:37,970 min
2. Jorge Martin (E), Ducati, +4,256 sec
3. Johann Zarco (F), Ducati, +4,795
4. Augusto Fernández (E), KTM, +6,281
5. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +6,726
6. Brad Binder (ZA), KTM, +13,638
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +15,023
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +15,826
9. Takaaki Nakagami (J), Honda, +16,370
10. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +17,828
11. Danilo Petrucci (I), Ducati, +29,735
12. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +36,125
13. Jonas Folger (D), KTM, +49,808
– Marc Márquez (E), Honda, 2 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 3 Runden zurück
– Alex Rins (E), Honda, 13 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 15 Runden zurück
– Luca Marini (I), Ducati, 22 Runden zurück
– Alex Márquez (E), Ducati, 22 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 23 Runden zurück
– Maverick Viñales (E), Aprilia, 23 Runden zurück

MotoGP-Ergebnis Sprint, Le Mans (13.05.):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:59,037 min
2. Brad Binder, KTM, + 1,840 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 2,632
4. Marini, Ducati, + 3,418
5. Marc Márquez, Honda, + 3,541
6. Zarco, Ducati, + 4,483
7. Bezzecchi, Ducati, + 5,224
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,359
9. Viñales, Aprilia, + 8,336
10. Nakagami, Honda, + 9,439
11. Rins, Honda, + 12,388
12. Di Giannantonio, Ducati, + 14,125
13. Morbidelli, Yamaha, + 15,121
14. Mir, Honda, + 15,383
15. Alex Márquez, Ducati, + 15,591
16. Petrucci, Ducati, + 19,415
17. Savadori, Aprilia, + 26,992
– Quartararo, Yamaha, 4 Runden zurück
– Folger, KTM, 5 Runden zurück
– Augusto Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Miller, KTM, 12 Runden zurück

WM-Stand nach 10 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 94 Punkte. 2. Bezzecchi 93. 3. Binder 81. 4. Martin 80. 5. Zarco 66. 6. Marini 54. 7. Viñales 49. 8. Miller 49. 9. Quartararo 49. 10. Rins 47. 11. Aleix Espargaró 42. 12. Alex Márquez 41. 13. Morbidelli 40. 14. Augusto Fernández 30. 15. Di Giannantonio 25. 16. Oliveira 21. 17. Nakagami 21. 18. Dani Pedrosa (E), KTM, 13. 19. Marc Márquez 12. 20. Folger 7. 21. Mir 5. 22. Petrucci 5. 23. Michele Pirro (I), Ducati, 5. 24. Savadori 4. 25. Raúl Fernández (E), Aprilia, 3. 26. Stefan Bradl (D), Honda 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 174 Punkte. 2. KTM 103. 3. Aprilia 80. 4. Honda 73. 5. Yamaha 58.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 147 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 146. 3. Red Bull KTM Factory Racing 130. 4. Ducati Lenovo Team 104. 5. Aprilia Racing 91. 6. Monster Energy Yamaha 89. 7. LCR Honda 68. 8. Gresini Racing 66. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 37. 10. CryptoDATA RNF 28. 11. Repsol Honda 17.

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