MotoGP: Yamaha entwickelt neuen V4-Motor

Borsoi (Pramac): «Ducati-Techniker bleiben bei uns»

Von Thomas Kuttruf
Noch fünf MotoGP-Wochenenden, dann trennen sich die Wege des Teamweltmeisters Pramac Racing und Ducati Corse. In den Neustart mit Yamaha geht es nicht nur mit Enthusiasmus – auch Ducati-Techniker laufen über.

MotoGP-Teamweltmeister Pramac Racing befindet sich in einer extrem herausfordernden Situation und spannenden Phase. Im Tagesgeschäft setzt das Team von Inhaber Paolo Campinoti und unter dem Management von Gino Borsoi alles daran, die Zusammenarbeit mit Ducati mit Gewinn der Fahrerweltmeisterschaft durch Jorge Martin bestmöglich zu Ende zu bringen.

Bereits 2023 war man auf dem Weg zur Überraschung, doch im Endspurt gelang es Francesco Bagnaia das Blatt zu wenden und den Titel zu verteidigen. Auch in der laufenden Saison gibt es keinen haushohen Favoriten. Mehrfach wechselte die Tabellenführung zwischen den beiden GP24-Piloten Martin und Bagnaia. Doch fünf Runden und 10 Rennen vor Schluss der 2024er-Kampagne liegt der Vorteil bei Pramac Racing. Mit 21 Punkten Vorsprung reiste der «Martinator» nach Japan.

Bereits angelaufen sind zudem die Vorbereitungen für 2025. Der Kooperationsvertrag mit Yamaha ist gezeichnet, am Dienstag nach dem Saisonfinale werden beim MotoGP-Testtag in Valencia Yamaha-Renner aus der Pramac-Box rollen. Laut Vereinbarung wird Pramac technisch mit dem offiziellen Werksteam gleichgestellt.

Im exklusiven Gespräch mit SPEEDWEEK.com verriet Teammanager Gino Borsoi die Herangehensweise beim Wechsel ins japanische Lager. Der Italiener will sich die Erfahrungen der letzten Jahre bestmöglich zunutze machen. Borsoi: «Wir arbeiten seit Jahren in engster Verbindung mit Ducati zusammen. Ich denke, außer dass in Bologna noch mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, arbeiten wir mit den gleichen Voraussetzungen. Wir haben die Ducati-Arbeitsweise verinnerlicht und davon wollen wir auch in der Zukunft profitieren.»

Borsoi, einst erfolgreicher 125er-Pilot, ergänzt: «Die Strategie ist ein wenig wie «kopieren und einfügen». Wir möchten die erfolgreiche Arbeitsweise und Philosophie der letzten Jahre möglichst ungefiltert in das Yamaha-Projekt übernehmen. Und das ist auch das, was sich Yamaha von uns erwünscht. Yamaha ist sehr offen. Sie haben verstanden, dass es nicht ausschließlich um die Technik, sondern auch um Methoden geht. Yamaha stellt bereits heute sehr viele Fragen und es ist auch Teil des Projekts, dass wir Antworten geben.»

Auf die Frage inwiefern sich Pramac Racing neu organisieren muss, da auch Techniker in der Box den unabhängigen Teams als «Leiharbeiter» unter Vertrag von Ducati Corse stehen, gibt Borsoi eine überraschende Antwort: «Wir sind in einer sehr guten Situation, denn es haben sich einige Techniker aus der Ducati-Rennabteilung entschieden, bei uns zu bleiben. Sie werden mit uns in das neue Projekt mit Yamaha gehen.»

Namen und genaue Funktionen wollte Borsoi noch nicht preisgeben, doch die Überläufer direkt aus der Entwicklungszentrale aus Bologna werden aus Sicht von Yamaha besonders hohen Stellenwert haben. Der 50-jährige Pramac-Manager macht daraus kein Geheimnis: «Diese Leute aus Bologna bringen mit uns sehr viel Erfahrung, es ist sehr wichtig, sie auch als Ratgeber mit in das Projekt zu nehmen und so zu helfen, die Entwicklung des Bikes zu verbessern.»

Mit den bereits jetzt vorzeigbaren Verbesserungen der Yamaha M1 und dem sich bereits sehr konkret anbahnenden Wissenstransfer inklusive personellen Veränderungen, stehen die Chancen noch besser, dass Yamaha in absehbarer Zeit zurück auf die Gewinnerstraße findet. Sicher ist das gegen bereits jetzt, dass die Starnummer 1 im kommenden auf einem italienischen MotoGP-Bike kleben wird.

Gelingt Pecco Bagnaia die Wende, bleibt der Titel im Werksteam aus Bologna. Schafft Pramac mit Jorge Martin den Titelgewinn, dann prangt die Nr.1 im nächsten Jahr auf der Aprilia RS-GP.

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