Bezzecchi: Valencia-Sieg, Angst und Aprilia-Liebe

Von Sebastian Fränzschky
Marco Bezzecchi sicherte sich beim MotoGP-Finale in Valencia einen beeindruckenden Start-Ziel-Sieg und bescherte Aprilia das erste Top-3-Finish der Geschichte. Ein emotionaler Moment krönte den Triumph.

Aprilia-Werkspilot Marco Bezzecchi hat beim Saisonfinale in Valencia ein starkes Statement gesetzt. Von der Pole gestartet, übernahm er sofort die Führung und verteidigte diese bis zur Zieldurchfahrt nach 27 Runden. Gegen Rennende kam sein Aprilia-Markenkollege Raul Fernandez bedrohlich nahe, doch Bezzecchi ließ nichts anbrennen und gewann schließlich mit 0,686 Sekunden Vorsprung.

Der dritte Platz im Gesamtklassement war für den Italiener bereits am Samstag nach dem Sprint fix – ein großer Erfolg für Aprilia. Der italienische Hersteller war erstmals in den Top-3 der MotoGP-Gesamtwertung vertreten. Bezzecchi selbst hatte dieses Kunststück bereits zu seiner Zeit als VR46-Ducati-Pilot geschafft.

«Ich bin sehr glücklich über das heutige Rennen. Ich war nach gestern extrem motiviert, weil ich aus verschiedenen Gründen nicht gut genug war, um um das Podium zu kämpfen, und ein bisschen wütend auf mich selbst. Also war ich hochmotiviert, mir wenigstens die Chance zu erarbeiten, kämpfen zu können – das ist für mich das Wichtigste», erklärte Bezzecchi nach dem Rennen.

Er schilderte die Renndynamik: «Ich bin vorn gestartet, habe meinen Rhythmus gefunden und mich gut gefühlt. Ich konnte das Rennen bis zum Ende kontrollieren. Deshalb bin ich wirklich, wirklich glücklich. Gestern war Alex Marquez im Sprint natürlich unglaublich stark. Viele dachten wohl, dass es heute, wenn es um den Sieg geht, zwischen dir und Alex laufen würde. Aber heute war Raul Fernandez extrem stark.»

Die letzten Runden waren besonders spannend: «Ich war überrascht, dass Alex nicht bei uns war – aber nicht überrascht von Raul. Ich habe gestern natürlich sein Tempo gesehen, ich sehe ihn das ganze Wochenende über, und er war immer sehr schnell. Natürlich hatte ich mir ein bisschen weniger erhofft, aber am Ende, besonders in den letzten zwei Runden, hatte ich ehrlich gesagt ein wenig Angst. Ich hatte das ganze Rennen über alles im Griff, nie wirklich einen Schreckmoment. Aber in den letzten zwei Runden merkte ich, dass ich hinten vielleicht ein bisschen Probleme bekam – und Raul näher kam. Also sehr hart, aber ich freue mich für ihn, für sein Team und für das ganze Aprilia-Team.»

Nach einem holprigen Start in die Saison 2025 harmonierte Bezzecchi immer besser mit seinem Team und der Aprilia RS-GP: «Ich denke, ab Assen war der Moment, ab dem wir konstant um die Top-5, Top-6 kämpfen konnten. Ich konnte ein paar richtig gute Rennen fahren, gute Zweikämpfe mit Marc, generell tolle Kämpfe an der Spitze – das war super. Aber es stimmt auch, dass wir am Anfang der Saison sehr gelitten haben.»

«Deshalb ist dieser Test am Dienstag für uns wichtig. Es ist zwar sehr früh, sodass wir noch nicht richtig hart arbeiten können, aber es ist zumindest ein Anfang, um nächstes Jahr einen guten Start hinzubekommen. Natürlich sind Marc und Alex und alle anderen Fahrer extrem stark – aber Marc und Alex im Besonderen waren dieses Jahr fantastisch. Marc hat fünf, sechs Rennen gewonnen. Aber wir werden versuchen, dagegenzuhalten.»

Für einen besonders emotionalen Moment sorgte Bezzecchi nach dem Sieg, als er in der Ehrenrunde seiner Aprilia RS-GP einen Antrag machte: «Ja, ich habe meine Maschine gefragt, denn es war der beste Weg, das Jahr gemeinsam zu beenden. Und ich möchte auch sagen: Dieses Bike kommt mit zu mir nach Hause – das ist umso schöner. Und ja, zum Glück hat sie Ja gesagt. Der perfekte Abschluss der Saison.» Die MotoGP-Aprilia wird in Bezzecchis Wohnzimmer einen Platz finden.

Ergebnisse MotoGP Valencia, Rennen (16. November):

1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 27 Runden in 40:52,458 min 
2. Raúl Fernández (E), Aprilia, +0,686 sec 
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +3,765 
4. Pedro Acosta (E), KTM, +4,749 
5. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +8,048 
6. Alex Marquez (E), Ducati, +8,166 
7. Luca Marini (I), Honda, +12,644 
8. Brad Binder (ZA), KTM, +14,582 
9. Jack Miller (AUS), Yamaha, +15,497 
10. Enea Bastianini (I), KTM, +17,460 
11. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,304 
12. Johann Zarco (F), Honda, +21,286 
13. Joan Mir (E), Honda, +22,079 
14. Alex Rins (E), Yamaha, +23,255 
15. Nicolo Bulega (I), Ducati, +26,144 
16. Augusto Fernandez (E), Yamaha, +36,854 
17. Somkiat Chantra (T), Honda, +39,136 
– Aleix Espargaro (E), Honda, 1 Runde zurück 
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 4 Runden zurück 
– Maverick Viñales (E), KTM, 5 Runden zurück 
– Jorge Martin (E), Aprilia, 12 Runden zurück 
– Ai Ogura (J), Aprilia, 21 Runden zurück 
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 26 Runden zurück 
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden zurück

WM-Endstand nach 44 Rennen:
1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 467. 3. Bezzecchi 353. 4. Acosta 307. 5. Bagnaia 288. 6. Di Giannantonio 262. 7. Morbidelli 231. 8. Aldeguer 214. 9. Quartararo 201. 10. R. Fernandez 172. 11. Binder 155. 12. Zarco 148. 13. Marini 142. 14. Bastianini 112. 15. Mir 96. 16. Ogura 89. 17. Miller 79. 18. Vinales 72. 19. Rins 68. 20. Oliveira 73. 21. Martin 34. 22. P. Espargaro 29. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 7. 27. Bulega 2. 28. A. Espargaro 0. 29. Michele Pirro 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 768 Punkte. 2. Aprilia 418. 3. KTM 372. 4. Honda 285. 5. Yamaha 247.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 835 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 681. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 493. 4. Red Bull KTM Factory Racing 462. 5. Aprilia Racing 395. 6. Monster Energy Yamaha 269. 7. Trackhouse MotoGP Team 261. 8. Honda HRC Castrol Team 238. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 213. 10. LCR Honda 155. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 125.

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