Seelenstrip von Bagnaia: Was Negativität verursacht

Von Ivo Schützbach
Frei von Unglück ist niemand, das wusste schon Sophokles. Pecco Bagnaia hat dieses Jahr ausreichend davon, das finale MotoGP-Wochenende in Valencia beendete der Ducati-Star mit null Punkten und einem Sturz.

Seit 2021 schloss Ducati-Werksfahrer Francesco Bagnaia die MotoGP-WM auf den Rängen 2, 1, 1 und 2 ab. Gesamtrang 5 ist nummerisch ausgedrückt kein Riesenabsturz, die Anzahl von Siegen und Podestplätzen in den vergangenen Saisons im Vergleich zu dieser verdeutlichen aber den Fall des zweifachen Champions: 4/9, 7/10, 7/15, 11/16. Und dieses Jahr: Zweimal Erster, achtmal auf dem Podium.

In Austin gewann Pecco, weil Lenovo-Teamkollege Marc Marquez in Führung liegend stürzte. Und wie sein grandioses Motegi-Wochenende mit Pole-Position und Siegen in beiden Rennen ausgegangen wäre, hätte Marc mit deutlich zurückgeschraubter Risikobereitschaft nicht alles darangesetzt den WM-Titel vorzeitig festzuzurren, lässt sich nicht sagen.

Fakt ist: Nach seinem Doppelsieg in Japan erlebte Bagnaia in Indonesien und Australien sein Waterloo, in Malaysia bäumte er sich mit dem Sieg im Sprint auf (Ausfall im GP mit Podestchancen), Portimao und Valencia waren die nächsten Debakel.

An der Nullrunde in Valencia trägt der 31-fache MotoGP-Sieger wenig Schuld: Im FP2 am Samstagmorgen fuhr er die zweitschnellste Zeit und hatte beste Chancen, im Qualifying 1 mit einer Platzierung in den Top-2 ins Q2 aufzusteigen. Doch 3 min vor Ende musste er seine GP25 ohne Sprit abstellen – nur Startplatz 16.

Von dort ging es kaum nach vorne: Der 28-Jährige wurde im Sprint nur deshalb 14., weil das Honda-Duo Joan Mir und Luca Marini vor ihm fahrend stürzte.

Im Grand Prix am Sonntag war nach fünf Kurven Schluss, als er vom außer Kontrolle geratenen Johann Zarco (LCR Honda) ins Kiesbett bugsiert wurde und dort umfiel.

«Mein Rennen dauerte nur 25 sec, ich war besser gerüstet und hatte einen guten Start», schilderte Bagnaia. «Dann verpasste Zarco den Bremspunkt und das war’s. Für mich ein Rennunfall, das kann passieren, sie gaben ihm auch die korrekte Strafe. Man muss auch sehen, dass das keine einfache Strecke mit unseren Motorrädern ist, die ersten Runden sind immer schwierig – er war etwas zu optimistisch. Mir hätte in Kurve 3 das Gleiche passieren können, als ich drei Fahrer auf einmal überholte. Ich habe versucht, Spaß zu haben. Drei Kurven lang gelang das auch. Die Möglichkeit auf ein gutes Rennen war vorhanden, um es auf Platz 6 oder 7 zu beenden. Das wäre für uns fantastisch gewesen.»

Der Mann aus Turin will nichts davon hören, dass ihm das Pech an den Hacken klebt, gab aber zu: «Eine meiner härtesten Saisons, die vielleicht schlimmste, die ich je hatte. Vor allem der letzte Teil. Viel mehr gibt es nicht zu sagen, ich habe während der Saison genug erzählt. Ich freue mich auf den Test am Dienstag und hoffe, dass wir Lösungen finden. Ich denke und glaube, dass das möglich ist.»

Dann verdeutlichte er die Abwärtsspirale, in die er und das Team immer mehr gerieten: «Wieder ein Sturz. Die Probleme am Samstag und am Freitagmorgen. Doch eine negative Einstellung ist nie der Schlüssel. Denn negatives Denken führt zu negativen Gefühlen. Das ist uns eventuell passiert. Die Saison war für alle hart und lang, alle waren müde. Wenn du eine Saison genießt, dann bekommst du auch den letzten Teil leicht hinter dich. Aber in unserer Situation – wir peilten die Top-2 in der Meisterschaft an und dann geschah, was geschah. Das ermüdete das Team gleich wie mich. In so einer Lage zu arbeiten, ist schwierig. Ich machte Fehler, viele Fehler. Wie zum Beispiel am Samstag im Qualifying, als ich in meinem ersten Stint nicht auf Anhieb schnell war. Und dann machte das Team auch noch einen Fehler, aber das ist Teil der Arbeit.»

Ergebnisse MotoGP Valencia, Rennen (16. November):

1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 27 Runden in 40:52,458 min
2. Raúl Fernández (E), Aprilia, +0,686 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +3,765
4. Pedro Acosta (E), KTM, +4,749
5. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +8,048
6. Alex Marquez (E), Ducati, +8,166
7. Luca Marini (I), Honda, +12,644
8. Brad Binder (ZA), KTM, +14,582
9. Jack Miller (AUS), Yamaha, +15,497
10. Enea Bastianini (I), KTM, +17,460
11. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,304
12. Johann Zarco (F), Honda, +21,286
13. Joan Mir (E), Honda, +22,079
14. Alex Rins (E), Yamaha, +23,255
15. Nicolo Bulega (I), Ducati, +26,144
16. Augusto Fernandez (E), Yamaha, +36,854
17. Somkiat Chantra (T), Honda, +39,136
– Aleix Espargaro (E), Honda, 1 Runde zurück
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 4 Runden zurück
– Maverick Viñales (E), KTM, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Aprilia, 12 Runden zurück
– Ai Ogura (J), Aprilia, 21 Runden zurück
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 26 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden zurück

WM-Endstand nach 44 Rennen:

1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 467. 3. Bezzecchi 353. 4. Acosta 307. 5. Bagnaia 288. 6. Di Giannantonio 262. 7. Morbidelli 231. 8. Aldeguer 214. 9. Quartararo 201. 10. R. Fernandez 172. 11. Binder 155. 12. Zarco 148. 13. Marini 142. 14. Bastianini 112. 15. Mir 96. 16. Ogura 89. 17. Miller 79. 18. Vinales 72. 19. Rins 68. 20. Oliveira 73. 21. Martin 34. 22. P. Espargaro 29. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 7. 27. Bulega 2. 28. A. Espargaro 0. 29. Michele Pirro 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 768 Punkte. 2. Aprilia 418. 3. KTM 372. 4. Honda 285. 5. Yamaha 247.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 835 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 681. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 493. 4. Red Bull KTM Factory Racing 462. 5. Aprilia Racing 395. 6. Monster Energy Yamaha 269. 7. Trackhouse MotoGP Team 261. 8. Honda HRC Castrol Team 238. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 213. 10. LCR Honda 155. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 125.

 

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