Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Sepang-Test: Bei Honda-Kunden schrillen Alarmglocken

Von Matthias Dubach
Auf die Bestzeit von Marc Márquez verlor Production-Racer-Pilot Nicky Hayden 3 sec und auf Open-Rivale Aleix Espargaró 1,9 sec. Die grosse Ernüchterung am ersten Testtag. Was die Fahrer zum Debakel sagten.

Als im November in Valencia die neuen Production Racer von Honda erstmals von den neuen Kundenteams ausprobiert wurden, schien die Welt noch einigermassen in Ordnung zu sein. Aber am ersten Testtag heute Dienstag auf dem schnellen und 5,548 km langen Sepang International Circuit folgte das böse Erwachen. Als bester RCV1000R-Fahrer büsste Nicky Hayden auf dem 17. Rang 3,033 sec auf die Bestzeit von Marc Márquez ein.

Noch bedenklicher war der Rückstand von 1,9 sec auf den siebtplatzierten Aleix Espargaró, den besten Open-Piloten an diesem Tag. Der Spanier fährt ein FTR-Chassis mit einem Yamaha-M1-Motor von 2013, während Honda ein komplettes Motorrad für den Verkauf baute. Ex-GP-Pilot, Aprilia-Testfahrer und Sport1-TV-Experte Alex Hofmann sprach auf Twitter aus, was viele Beobachter dachten: «Hat Honda etwa für 1 Mio. einen Scooter verkauft?»

Das Drive-M7-Aspar-Team von Jorge Martinez liess die erfolgreichen ART-Aprilia links liegen und kaufte sich für die beiden Ex-Weltmeister Nicky Hayden (MotoGP, 2006) und Hiroshi Aoyama (250 ccm, 2009) bei Honda zwei Production Racer. Im Laufe des ersten Tages beim Sepang-Test wurden die Sorgenfalten in der Aspar-Box immer markanter. Hayden: «Wir wollten natürlich etwas näher an der Spitze dran sein, obwohl es dieses Jahr eine Menge guter Fahrer auf guten Motorräder gibt. Wir haben die Elektronik im Vergleich zu Valencia stark verbessern können. Das war ein guter Fortschritt. Aber wir müssen uns noch bei der Leistung und der Beschleunigung verbessern. Darauf muss der Fokus liegen. Am Mittwoch wollen wir uns auch um das Chassis kümmern.»

Hayden fuhr zuletzt jahrelang bei Ducati, die bei der Elektronik hinter Honda und Yamaha herhinken. Im Production Racer steckt nun die Einheits-ECU von Magneti-Marelli. «Der unterschied zu einer Werks-Steuereinheit ist ziemlich gross, du hast einfach weniger Optionen. Du kannst nicht für jeden einzelnen Streckenabschnitt die Einstellungen ändern. Aber es ist schwierig zu vergleichen, weil das ganze Motorrad etwas total anderes ist. Es ist schwer zu sagen, ob ein Unterschied nun von der ECU kommt oder ob es am Motorencharakter liegt», stellte der Amerikaner mit saurer Miene fest.

Auch Scott Redding von FTR-Yamaha beeindruckt

Scott Redding freute sich über seine wiedererlangte Fitness nach dem Handgelenksbruch vom Oktober, aber auch dem Briten als MotoGP-Rookie gab der Rückstand auf die vermeintlichen Open-Gegner zu denken. «Espargaró und Edwards auf den Yamaha haben mich ziemlich überrascht. Wenn ich mich mit Aoyama und Hayden vergleiche, ist der Abstand nicht so riesig. Es war mein erstes richtiges Mal auf einer MotoGP-Maschine, deshalb stört mich mein 21. Rang nicht besonders. Ich schaue nur auf die Gegner, die das gleiche Motorrad wie ich haben. Aber wir müssen definitiv etwas finden, um den Abstand zu Aleix Espargaró zu verkleinern. Er war beeindruckend. Ich hatte nicht so viel Bremskraft wie gewünscht, aber daran wird gearbeitet. Ich muss mich auch beim Kurveneingang verbessern und habe gefragt, ob sie bei der Elektronik etwas für eine bessere Beschleunigung ändern können.»

Auch Aoyama zeigte sich nachdenklich: «Ich war etwas nervös, denn ich bin seit zwei Monaten kein MotoGP-Bike mehr gefahren. Wir haben in aller Ruhe begonnen, ich konnte mich dann stets ein bisschen verbessern. Wir hatten ein kleines Problem mit den Bremsen. Am Ende mussten wir das komplette Bremssystem austauschen. Am Nachmittag konnte ich auf der Strecke etwas konstanter fahren, das Gefühl ist nicht so schlecht. Aber wir sind noch 3 sec hinter der Bestzeit zurück, wir müssen noch viele Dinge zu verbessern. Aber grundsätzlich ist das Gefühl gut, ich freue mich, mit der Arbeit an den kommenden Tagen weiterzumachen.»

Angeblich büsste Hondas Edeltestfahrer Casey Stoner in Motegi mit der RCV1000R nur 0,3 sec auf seine eigene Vorgabe mit einer RC213V ein. Aber Aoyama stolperte nicht nur über die Probleme mit den Bremsen. «Im Moment mühe ich mich damit ab, mit dem Bike gut einzulenken und dann gut aus den Kurven zu beschleunigen. Ich denke, dieser Bereich ist der Schlüssel, um etwas schneller zu werden. Am Nachmittag haben wir ein paar Dinge an der Dämpfung verstellt. Das war eine Verbesserung, denn die Zeiten waren danach etwas leichter zu fahren. Wir werden diese Arbeit fortsetzen, um einen guten Kompromiss zu finden», schilderte der Japaner.

Bereits jetzt stellt sich die Frage: Liess sich Honda von Yamaha übertölpeln? Der Rivale verzichtete auf den Bau eines kompletten Open-Bikes und scheint für den geringeren Aufwand nun mit guten Resultaten belohnt zu werden. Ein faires Vorgehen von Yamaha? HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto sagte dazu gegenüber SPEEDWEEK.com nur: «Diese Frage will ich nicht beantworten.»

MotoGP-Test Sepang/MAL, erster Tag (Dienstag)

1. Marc Márquez (E), Honda*, 2:00,286 min (62 Runden)
2. Valentino Rossi (I), Yamaha*, 2:00,804 (61)
3. Dani Pedrosa (E), Honda*, 2:00,906 (75)
4. Jorge Lorenzo (E), Yamaha*, 2:01,082 (47)
5. Alvaro Bautista (E), Honda*, 2:01,240 (52)
6. Stefan Bradl (D), Honda*, 2:01,320 (61)
7. Aleix Espargaró (E), FTR-Yamaha, 2:01,419 (26)
8. Andrea Iannone (I), Ducati*, 2:01,538 (44)
9. Pol Espargaró (E), Yamaha*, 2:01,634 (48)
10. Bradley Smith (GB), Yamaha*, 2:01,876 (55)
11. Colin Edwards (USA), FTR-Yamaha, 2:02,483 (26)
12. Andrea Dovizioso (I), Ducati*, 2:02,497 (27)
13. Michele Pirro (I), Ducati, 2:02,552 (48)
14. Cal Crutchlow (GB), Ducati*, 2:02,860 (38)
15. Yonny Hernández (CO), Ducati, 2:02,891 (49)
16. Katsuyuki Nakasuga (J), Yamaha*, 2:03,126 (35)
17. Nicky Hayden (USA), Honda, 2:03,319 (56)
18. Hiroshi Aoyama (J), Honda, 2:03,328 (51)
19. Randy de Puniet (F), Suzuki*, 2:03,893 (75)
20. Kousuke Akiyoshi (J), Honda*, 2:04,267 (64)
21. Scott Redding (GB), Honda, 2:04,431 (48)
22. Héctor Barberá (E), Avintia-Kawasaki, 2:04,922 (44)
23. Mike di Meglio (F), Avintia-Kawasaki, 2:05,825 (51)
24. Broc Parkes (AUS), PBM-Aprilia, 2:05,889 (40)
25. Michael Laverty (GB), PBM-Aprilia, 2:06,070 (14)
26. Karel Abraham (CZ), Honda, 2:06,755 (41)

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