Valentino Rossi: «Ich kann Márquez nicht kopieren»

Mit einem diebischen Grinsen im Gesicht stellte sich Valentino Rossi im Sepang-Fahrerlager den Fragen einer kleinen Journalisten-Gruppe – bestens gelaunt. Kein Wunder: Nur 0,2 sec hinter der Bestzeit, dazu knapp vor Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo. Nach mageren Jahren hofft Rossi jetzt auf eine erfolgreiche Saison.

Hast du an deinem Fahrstil gearbeitet? Du sitzt anders auf dem Motorrad.

Ja, ich habe versucht, ihn etwas ans Motorrad anzupassen. Damit der Reifen auf der Kante nicht so arg in Mitleidenschaft gezogen wird. Dazu muss ich das Bike etwas aufrechter fahren. Nach einem Jahr Erfahrung auf der Yamaha M1 kann ich mich jetzt auf solche Dinge konzentrieren. Zuvor bewegte ich das Motorrad nie am Limit, ich hatte mich auf anderes zu konzentrieren. Jetzt fühle ich mich gut.

Einige vergleichen deinen Stil bereits mit dem von Marc Márquez. Kopiert jetzt der alte Mann den Jungen?

(lacht). Nein, dummerweise fahre ich immer noch nicht wie Márquez. Das geht auch nicht, weil wir einen ganz anderen Körperbau haben. Meine Beine sind zu lang, ich kann nicht wie Marc auf dem Motorrad sitzen.

Wie lief dein Long-run?

Gut, ich bin zufrieden. Márquez war zwar viel schneller als ich, aber er fuhr seine Bestzeit am Morgen, als die Strecke am besten war. Nichtsdestotrotz müssen wir an unserem Motorrad arbeiten. Vor allem in den ersten Runden. Ich habe einige Schwierigkeiten und bin deshalb nicht in der Lage, das volle Potenzial der neuen Reifen zu nützen. Danach ist meine Pace konstant und nicht so schlecht.

Wie kannst du die Lücke zu Márquez schließen?

Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern: in der Bremszone, in der Beschleunigungsphase. Und ich muss die Reifen besser nützen, ohne sie zu überstrapazieren.

Du musst dieses Jahr mit 20 statt 21 Litern Sprit auskommen. Ist der Verbrauch der Yamaha okay?

Wir haben viel daran gearbeitet. Das Motorrad wurde dadurch etwas schwieriger zu fahren, nervöser. Mit meinem Fahrstil ist das aber keine große Sache. Der Spritverbrauch ist schon jetzt in Ordnung – und das war der erste Test. Ich hoffe, dass wir uns noch weiter steigern.

Viele Leute sind der Meinung, dass höherer Spritverbrauch und dafür weniger Elektronik gut wären für die MotoGP-WM. Wie beurteilst du die Open-Bikes? Aleix Espargaró war erneut sehr schnell.

Aleix ist sehr eindrucksvoll, auch die Open-Klasse. Espargaró war auch in der Rennsimulation sehr schnell. Das liegt hauptsächlich an ihm. Er ist in der Lage, alles aus dem Motorrad herauszuholen.
Mehr Benzin, weniger Elektronik, das ist eine gute Idee – für alle. Ich würde mein Motorrad gerne mit 24 Litern Sprit fahren.

Bist du jetzt näher an Pedrosa, Lorenzo und Márquez dran als letztes Jahr?

Ich habe den ganzen Winter daran gearbeitet, dass ich dieses Jahr stärker bin als 2013. Daran werde ich auch die gesamte Saison hindurch arbeiten. Ich will mit diesen drei mithalten können, mit ihnen kämpfen. Der erste Test ist positiv, aber wir stehen erst am Anfang. Wir müssen so weitermachen.

Die Zeiten von Donnerstag, 6. Februar 2014