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Jorge Lorenzo: «Open Class hat zu viele Vorteile»

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo im ersten Katar-Training

Jorge Lorenzo im ersten Katar-Training

«Fahrer, die schlechter sind als ich, können plötzlich sieben Zehntel schneller fahren», schimpfte Jorge Lorenzo. Und: «Die neuen Hinterreifen haben null Grip. Das ist gefährlich.»

Jorge Lorenzo stand 30 Minuten nach dem ersten MotoGP-Training vo dem Movistar-Yamaha-Office-Container und machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.

Kein Wunder: Er hatte als Neunter 1,467 sec auf die Bestzeit von Aleix Espargaró (Forward-Yamaha) verloren, der 1:55,201 min hingeknallt hatte.

Jorge, die Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Die Open-Yamaha von Aleix Espargaró hat klare Vorteile. Ducati wird irgendwann auch ähnlich stark sein? Wie schlimm war die Reifensituation für dich?

Aleix Espargaró hat ähnliche Reifen wie ich verwendet. Er hat demonstriert, dass man damit viel schneller fahren kann.
Aber ehrlich gesagt: Ich hatte seit meinem MotoGP-Debüt 2008 noch nie in meinem Leben so ein schlechtes Gefühl mit den Reifen. Besonders schlimm ist es in den langgezogenen Kurven. Wenn ich etwas aggressiv Gas geben will, verliere ich sofort den Hinterreifen aus der Kontrolle. Es fühlt sich an, als hätte ich gar keine Traction Control. Der Hinterreifen hat einfach keinen Grip, deshalb hilft mir auch die Elektronik nichts. Die Datenaufzeichnungen beweisen das.
Wenn ich an den bisherigen Hinterreifen denke... Der hat in Schräglage viel mehr Grip gehabt. Deshalb ist es jetzt sehr schwierig, die Rundenzeit zu verbessern.

Ist es ein grosser Nachteil für die sechs Werksfahrer von Honda, Yamaha und Ducati, dass ihr Anfang März in Australien statt in Katar getestet habt?

Ein bisschen ein Nachteil ist es sicher. Weißt du, fünf Stunden, drei Tage lang, da kannst du 15 Stunden am Set-up arbeiten. Wir hatten heute nur 45 Minuten. Morgen haben wir noch zweimal 45 Minuten. Die andern hatten 15 Stunden. Aber Pedrosa ist heute 1:56,3 min gefahren. Das heisst, wir können uns verbessern. Aber es wird schwierig. Ich habe jetzt schon das Gefühl, völlig am Limit zu sein.

Hast du mit dem neuen Hinterreifen ein ähnlich trostloses Gefühl wie in Sepang?

Ja, sehr ähnlich.

Und in Australien gab es keine Beschwerden? Du hast jeden Tag Bestzeit erzielt?

Dort hatten wir einen ganz anderen Hinterreifen.

Du hast nach dem Training sofort mit Bridgestone-Rennchef Yamada geschimpft. Was hast du ihm an den Kopf geworfen? Da waren ein paar spanische Flüche dabei?

Ich habe ihm klar gemacht, dass ich keinen Grip habe. Nicht einmal der Laufflächengrip ist so gut wie bei den Reifen im letzten Jahr. Wenn du in die Kurve einbiegst und das Gas aufdrehst, hat du keinen Grip, wenn du beschleunigst, dreht das Hinterrad durch, es schaukelt sich auf. Es stimmt überhaupt nichts. Das ist gefährlich. Denn nach drei Runden beginnen diese Hinterreifen bereits stark zu rutschen. Wir sind in einer schlechteren Situation als 2013. Und es geht auch um die Sicherheit.

Bridgestone hat also schlechtere Reifen entwickelt als sie letztes Jahr im Einsatz hatten? Wie enttäuscht bist du?

Naja, momentan kämpfen wir auch gegen die Fahrer, die hier 15 Stunden getestet haben. Deshalb ist zum Beispiel Iannone schneller als ich. Aleix ist sogar fast 1,5 sec schneller als ich. Sie haben auch den besseren Rennspeed. Das ist das eine Problem. Das andere ist der Reifen.

Letztes Jahr gab es wenig Beschwerden über die Hinterreifen. Trotzdem hat Bridgestone eine völlig neue Generation entwickelt. Jetzt beklagen sich alle?

Insgesamt ist es viel schlimmer als im letzten Jahr. Für die Honda-Fahrer sieht es ein bisschen besser aus als für uns. Sie haben ein anderes Bike, einen anderen Fahrstil, sie fahren mit weniger Kurvenspeed.
Für die Yamaha ist es übel. Und für meinen Fahrstil ist es noch schlimmer als bei Valentino.

Musst du mit dieser Situation jetzt eine Saison lang leben? Oder wirst du mit Bridgestone sprechen? Oder mit Dorna-Chef Ezpeleta?

Ich hoffe, dass wir bald einen anderen Reifentyp bekommen. Mit diesem Reifen wird es schwierig, um Podestplätze zu kämpfen.
Wenn der Grip auf der Piste in den nächsten zwei Tagen besser wird, kann ich näher zur Spitze vorrücken. Aber der Abstand ist gewaltig. Es wird wirklich schwierig.

Können die Open-Bikes auch in den Rennen eine ernsthafte Bedrohung darstellen?

Ich denke, wenn ich an letztes Jahr denke und daran, dass sie jetzt 24 Liter haben und wir nur 20, dazu die weichen Reifen, dann haben sie zu viele Vorteile. Das habe ich Carmelo Ezpeleta auch schon deutlich gesagt. Er hat das abgestritten. Jetzt sieht jeder: Die Vorteile der Open Class sind zu gross.
Für die Zukunft, vielleicht ab 2016, wird das alles gut sein. Aber jetzt brauchen wir eine Kompensation. Spätestens zu Saisonmitte. Momentan habe sie zu viele Vorteile: 24 Liter, 12 Motoren, die weichen Reifen.
Fahrer, die auf dem selben Level sind wie ich oder ein bisschen schlechter, können dich plötzlich um sieben Zehntel abhängen.

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