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Stefan Bradl (12.): «Ein positiver erster Tag»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl auf der Forward-Yamaha

Stefan Bradl auf der Forward-Yamaha

Stefan Bradl lernte am ersten Tag bei Forward-Yamaha die Stärken und Schwächen der M1 kennen. «Das Ansprechverhalten des M1-Motors ist der Wahnsinn», meinte er.

Stefan Bradl nahm natürlich mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis, dass er am Nachmittag einmal zwei Plätze vor Cal Crutchlow lag, der jetzt seine LCR-Honda steuert. Aber der NGM-Forward-Yamaha-Neuling wollte den Zeiten am ersten Tag noch keine grosse Beachtung schenken.

Er liess vor den letzten zwei Stunden das Motorrad kräftig umbauen, um mehr Bremsstabilität zu erzielen.

Dirk Debus, der deutsche Data-Recording-Guru von Forward, zog eine recht erfreuliche Bilanz nach dem ersten Testtag.

«Stefan fährt ganz schön, sehr sauber, er macht nichts mit der Brechstange», lobte der erfahrene Elektroniker. «Natürlich muss er das Bike noch besser kennenlernen. Aber er fährt mit sehr viel Schräglage, so weit sind wir super happy mit ihm. Er macht ehrliche und positive Aussagen, auch die technischen Aussagen sind inhaltlich super.»

Stefan Bradl freute sich, weil auch der oberste Yamaha-Rennsportchef Masahiko Nakajima mehrmals in der Forward-Box Nachschau hielt und nach dem Befinden des neuen Schützlings erkundigte. Er nahm dazu sogar im Sessel von Crew-Chief Sergio Verbena Platz und hörte sich die Aussagen von Bradl über die M1 sehr aufmerksam an.

Kein Wunder: Es steigt nicht jeden Tag ein Honda-Factory-Pilot auf eine M1-YZR-Yamaha um. Bradl ist der erste Honda-Pilot seit Valentino Rossi vor elf Jahren, der eine Werks-Honda ablehnte und sich zu einem Wechsel auf Yamaha entschied.

Bradl gelang in der 48. von 50 Runden eine Zeit von 1:32,209 min, damit schloss er den ersten Testtag als Zwölfter ab. Von den Open-Bikes lag nur Héctor Barbera (Avintia-Ducati) vor ihm, der bereits seit Aragón mit diesem Motorrad fährt.

«Der Unterschied von der Honda zur Yamaha ist ungefähr so, wie ich ihn mit vorgestellt habe», stellte der WM-Neunte fest. «Ich bin nicht unzufrieden, denn es sind noch viele Dinge, die wir verbessern und anpassen müssen. Zum Beispiel mit der Bremsstabilität bin ich noch nicht zufrieden. Wir haben verschiedene Lenkerposition ausprobiert. Aber wir werden uns ein bisschen danach richten müssen, was uns Yamaha empfiehlt. Es ist noch ein bisschen schwierig für mich zu spüren, was mit dem Motorrad passiert. Auch mit der Elektronik tue ich mich noch schwer, das Ganze zu verstehen. Aber Schritt für Schritt haben wir heute schon ein paar Dinge verändert, die sich manchmal positiv ausgewirkt haben, manchmal negativ. Naja, der Power-Unterschied ist natürlich zu spüren, das ist das, was jetzt nicht so erfreulich ist. Wir müssen die Power mit der Elektronik auch noch so verstellen, dass sie dort mehr spürbar ist, wo ich es mir vorstelle.»

Der Moto2-Weltmeister von 2011 fand aber auch die starken Seiten der Yamaha heraus. «Das Ansprechverhalten des Motors ist der Wahnsinn, wie das Ding ans Gas geht, das ist teilweise schon fast wie bei einem Elektromotor, weil das Gas so fein angelegt wird und beim Gasgeben überhaupt keine Bewegung ins Fahrwerk kommt. Das ist ein gutes Zeichen. Die Kurvenfahrt in maximaler Schräglage, macht mit der M1 schon Spass, weil die Maschine so sauber am Gas hängt. Das ist mit Sicherheit der grosse Vorteil. Jetzt muss ich halt schauen, dass ich das auch zu meinen Gunsten nützen kann. Also muss ich beim Fahrstil Veränderungen vornehmen. Ich muss noch mehr Kurvenspeed zusammenbringen und Schritt für Schritt mein Bremsverhalten verändern, weil das Ganze sonst schwierig ist. Wenn man mit dem Honda-Stil in die Kurve reinfährt, kann man nicht mit dem Yamaha-Stil aus der Kurve rausfahren. Das muss schon zusammenpassen. Ich darf die Kurven nicht mehr so spitz anfahren, eher ein bisschen weiter.»

«Die Zusammenarbeit mit der Crew klappt ausgezeichnet, die wissen alle, worum es geht», stellte der siebenfache GP-Sieger zufrieden fest. «Das war wirklich ein positiver erster Tag. Wir haben vielleicht den letzten weichen Hinterreifen ein bisschen zu spät reingesteckt. Sonst hätte ich mich vielleicht noch auf 1:31 verbessern können. Aber wir haben die Daten schon angeschaut. Ich bin sicher, von der Rundenzeit her ist noch mehr möglich. Aber wir haben noch keine perfekte Runde zusammengebracht, dazu bin ich noch ein bisschen zu inkonstant. Ich muss mich noch mehr ans neue Motorrad gewöhnen.»

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