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Jack Miller/MotoGP: «Ich bin unheimlich aufgeregt»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller war heute Vormittag bereits in der LCR-Honda-Box zu sehen. Er sprach mit SPEEDWEEK.com über Vergangenheit und Zukunft.

Für Red Bull-KTM-Star Jack Miller hätte es am Sonntagabend einiges zu feiern gegeben. Er hat sich innerhalb von acht Monaten vom Nobody ohne Podestplatz zum zweiten Rang in der Moto3-WM katapultiert. Er gilt als Mann mit Zukunft, er hat sechs Moto3-WM-Titel gewonnen und acht Pole-Positions erobert.

Und er hat sich einen lukrativen HRC-Vertrag verdient, der 19-jährige Australier soll der nächste Casey Stoner werden.

Der Vizeweltmeister steht jetzt bereit für den ersten MotoGP-Test, der heute um 12 Uhr beginnt und bis 17 Uhr dauern wird. Er erschien frühzeitig in der LCR-Box, denn er kann die ersten Testrunden mit der 260 PS starken 1000-ccm-V4-Maschine nicht mehr erwarten.

Miller wird eine diesjährige Open-Class-Honda RCV1000R aus den Beständen der japanischen Testfahrer pilotieren. Erst Ende November in Sepang/Malaysia bekommt Miller seine nächstjährige Open-Honda, das ist nichts anderes als eine RC2123V-Werksmaschine des Jahrgangs 2014, aber ohne Seamless-Getriebe, dafür mit Einheits-Elektronik.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com wagte Miller einen Blick in die Vergangenheit und Zukunft.

Jack, du hast den Verlust des Titelkampfs rasch abgehakt?

Ja, in Australien haben wir ein Sprichwort. Es lautet: «Beklage dich nie über vergossene Milch.»
Heute beginnt für uns ein neues, grossartiges Projekt. Ich bin Honda und dem Cecchinello-Team sehr dankbar dafür, dass sie mir eine so grossartige Gelegenheit geben.

Du hast gestern noch ein bisschen mit den Fehlern in der Saison 2014 gehadert?

Ja, Assen war einfach blödsinnig von mir. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich war das ganze Wochenende über sehr stark. Aber dann habe ich das Motorrad in der zweiten Runde in Turn 1 weggeschmissen. Da habe ich 25 Punkte hergeschenkt. In Aragón gingen auch kostbare Punkte verloren, wenn auch nicht durch unsere Schuld.

Du bist in Misano auf das alte Chassis zurückgekehrt, das du nach dem Jerez-GP zur Seite gestellt hast.

Ja, genau. Danach haben wir sofort mehr Speed gezeigt. Wir haben halt Entwicklungsarbeit gemacht und versucht, konkurrenzfähiger zu werden. Ich war überzeugt, das neue Chassis sei besser. Aber als wir es in Spanien getestet haben, war es nicht so holprig wie auf manchen anderen Pisten. Und man darf nicht vergessen, wir haben mit diesem Chassis auch den Sachsenring-GP gewonnen. Es war also nicht ganz schlecht.
Aber sobald wir auf holprige Pisten kamen, waren wir nicht mehr schnell genug. Das hat uns ein paar Rennen gekostet...

Im Nachhinein ist man immer schlauer: Aber du hättest früher auf das alte Chassis zurückkehren sollen?

Ja, richtig. Aber du hast recht, nachträglich ist man immer gescheiter.

Hast du gestern im Rennen gehofft, dass du das Tempo vorne rausnehmen kannst, damit mehr Verfolger aufschliessen?

Ja, nach der fünften Runde habe ich gespürt, dass ich zwar einen grossartigen Speed hatte, dass ich aber nicht allein wegkomme. Dann habe ich sehr hart probiert, Speed rauszunehmen. Ich habe die Rundenzeit auf 1:40,5 min erhöht. Vorher sind wir 1:40,0 min gefahren. Aber dann kam der Zwischenfall mit Rins, der mich zurückwarf, ich musste dann die 2-Sekunden-Lücke zu Vinales schliessen. Dazu musste ich oft 1:39,4 oder 1:39,5 fahren.

Hast du erwartet, dass dich die anderen Honda-Gegner heftig angreifen, um Alex Márquez zu unterstützen?

Ja, klar, ich habe Rins bisher immer für einen Freund gehalten. Nachdem ihm Márquez letztes Jahr beim Titelfight kaum geholfen hat, dachte ich, er würde ihm jetzt auch nicht viel helfen. Aber er hat Alex sehr stark geholfen. Immerhin weiss ich jetzt für die Zukunft, auf welcher Seite er steht.

Er will wahrscheinlich eines Tages auch einen HRC-Vertrag für die MotoGP?

Ja, definitiv. Er wollte die Bosse nicht verärgern. Ich wollte sie auch nicht zu stark ärgern, deshalb habe ich versucht, ein sauberes Rennen zu fahren. Es gab auch keine Probleme, es gab keine Proteste.

Jetzt steigst du für zweieinhalb Tage auf die MotoGP-Honda. Was erwartest du? Welche Rundenzeiten? Welche Platzierung traust du dir zu?

Momentan habe ich noch gar kein Ziel. Ich will das Bike einfach nicht so oft zerstören. Ich will nur sehen, wo wir stehen. Ich bin unheimlich aufgeregt.
Nach einem Scheisstag wie gestern kann ich bei der Aussicht auf das neue Projekt wirklich lächeln, ohne Zweifel.

Beim Australien-GP hast du gemeint, du beginnst in der MotoGP-WM bei Ground Zero?

Ja, genau, so ist es. Ich bin noch nie ein so grosses Motorrad gefahren. Ich weiss auch nicht, wie diese fetten Reifen funktionieren. Aber wir müssen irgendwo anfangen.

Der Test beginnt um 12 Uhr. Teamchef Lucio Ceccinello rechnet mit einem späten Erscheinen deinerseits.

Nein, nein, ich habe gestern bereits mit meinem neuen Crew-Chief Cristian Gabbarini gesprochen. Er fragte, ob ich später anfangen will. Ich habe ihm geantwortet: Ich kann mit meiner Party bis Donnerstag warten. Das macht nichts. Ich bin so gespannt auf das neue Abenteuer. Je früher ich heute anfangen kann, desto besser.

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