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SidecarCross-WM 2022: Heftige Kritik an Promoter WSC

Von Axel Koenigsbeck
Konstante Größe für 2022: Vizeweltmeister Marvin Vanluchene mit Robbie Bax

Konstante Größe für 2022: Vizeweltmeister Marvin Vanluchene mit Robbie Bax

Ursprünglich umfasste die Wunschliste des Promoters WSC zwölf Grands Prix, aktuell stehen noch neun Veranstaltungen im Terminkalender der Sidecarcross-WM. Der ist jedoch alles andere als endgültig.

Dass der Ukraine-GP in Bucha/Kiew nicht stattfinden wird, versteht sich angesichts des derzeitigen Kriegsgeschehens dort von selbst. Auch dass der GP von Estland Anfang Juli fraglich ist, lässt sich nachvollziehen. Auf dem Landweg ist das Baltikum nur über zwei Straßen von Polen nach Litauen erreichbar. Der Korridor zwischen Weißrussland und der russischen Exklave Kaliningrad ist schmal und die Passierbarkeit aktuell unkalkulierbar. So könnte die WM unversehens auf acht Grands Prix schrumpfen.

Zwei Termine stehen als «noch offen» auf der WSC-Liste. Erwarten möchte man Rennen in Frankreich, England, Italien und der Schweiz. Radio Fahrerlager munkelt, dass Iffendic und Roggenburg zur Debatte stehen. Wenn diese oder auch andere Veranstalter keine Lust auf einen WM-Lauf unter WSC-Bedingungen haben, bleiben noch sechs GP übrig. Womit das höchste Sidecarcross-Prädikat fast schon auf dem Corona-Niveau 2021 angelangt wäre.

Warum die Macher in Nordirland und Slowenien sich ausgeklinkt haben, lässt sich nur mutmaßen. Aber es könnten dieselben Gründe wie bei der klaren Absage des MSC Straßbessenbach dahinterstecken. Wie eingangs gesagt, handelt es sich beim Terminkalender vom 26. November 2021 um eine Wunschliste des WSC, welche die FIM als verantwortlicher Weltverband ohne Wenn und Aber absegnete. Allerdings hatte der WSC es versäumt, sich mit den Veranstaltern ins Einvernehmen zu setzen und bindende Zusagen einzuholen.

Dazu Alexander Seubert, 1. Vorsitzender des MSC Straßbessenbach: «Mit uns hat niemand von WSC über die Austragung des WM-Laufes gesprochen. Die Kommunikation war schon in den Vorjahren schlecht. Wir melden unseren Wunsch nach Austragung eines GP immer fristgerecht bei der FIM an. Die gibt das an WSC weiter. WSC ist dann für die Vermarktungs- und Werberechte zuständig. Von uns aus wäre Geld nicht unbedingt das Problem gewesen. Aber unsere Versuche, Kontakt mit diesen Leuten aufzunehmen, laufen immer ins Leere. Und wenn die Konditionen nicht klar ausgehandelt sind, muss man als Veranstalter irgendwann die Reißleine ziehen.»

Die Bessenbacher tragen nun Läufe zur international besetzten Deutschen Meisterschaft sowie zum Veteranencup aus. Auch wenn dem einen oder anderen potenziellen Zuschauer das nicht spektakulär genug ist, dürfte das Risiko für den Club geringer sein und die Bilanz günstiger ausfallen.

Dass die finanziellen Forderungen des tschechischen Promoters in deutlich fünfstelliger Höhe manchen potenziellen WM-Veranstaltern gemessen am Gegenwert ohnehin zu hoch erscheinen, wurde schon früher an mich herangetragen. Gerade die in der Oberliga aktiven Clubs dürften am besten beurteilen können, wie der Einsatz von WSC seit 2019 das Publikumsinteresse beeinflusst hat. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Corona-Politik der Sidecar-Serie 2020 eine Zwangspause beschert hat und im letzten Jahr nur vier Grands Prix stattfanden. Man kann aber davon ausgehen, dass den medialen WSC-Auftritt hauptsächlich Insider wahrnehmen. Um neues Publikum für diese packende Motorsportart zu begeistern, müsste eine deutlich breitere Medienpräsenz angestrebt werden. Doch ob die Seitenwagenklasse damit ihr Etikett «Randsportart» loswird, ist zu bezweifeln.

Immerhin können die professionell anmutenden Aktivitäten von WSC den Teams ein wenig bei der Sponsorensuche helfen, wenngleich die meisten Geldgeber seit jeher aus dem regionalen Umfeld stammen. Um große Unternehmen an die Angel zu bekommen, müsste Gespanncross medial einen viel höheren Stellenwert haben.

Überdies haben die an WSC zahlenden Veranstalter davon keinen Vorteil. So wundert es nicht, dass sich manche Protagonisten des Seitenwagen-Cross ein schnelles Ende der WSC-Ära herbeiwünschen. Schließlich: Wer hoch fliegen will, muss entsprechend große Flügel haben. An dieser Stelle lohnt der Blick zu den Straßenrenngespannen: Dort investiert das Bonovo-Team um Jürgen Röder kräftig und ohne Perspektive auf entsprechende finanzielle Gewinne in die Szene. Doch trotz ihrer durchaus vergleichbaren Performance werden die Dreiräder leider immer im langen Schatten von MotoGP & Co fahren.

Wie sollen dann die Gespanne im Motocross aus dem Schatten der Solisten heraustreten, wenn ihren Machern das Nehmen wichtiger als das Geben ist? Vielleicht muss man einfach und endgültig akzeptieren, dass Gespanncross nur ein Kleinbiotop in der weiten Welt des Motorsports ist. Unter diesen Vorzeichen funktionierte die Serie jahrzehntelang – mal mehr, mal weniger gut. Viel wichtiger als Promotion à la WSC dürfte das Bemühen um Nachwuchs sein. Denn ohne den ist unser heißgeliebter Sport definitiv bald am Ende.

Kalender Sidecarcross-WM 2022:

23./24.4. Markelo/NL
21./22.5. Loket/CZ
11./12.6. Oss/NL
25./26.6 Lommel/B
2./3.7. Lange/EST
9./10.7. tba
27./28.8. tba
3./4.9. Dalecin/CZ
17./18.9. Rudersberg/D

Kalender Sidecarcross-DM 2022:

10.4. Heidenheim-Schnaitheim
18.4. Hänchen
1.5. Kamp-Lintfort
15.5. Geisleden
29.5. Schopfheim
17.7. Wächtersbach-Aufenau
31.7. Straßbessenbach
14.8. Gerstetten
11.9. Hennweiler
2.10. Dreetz

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