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SidecarCross-WM Rudersberg: Titel geht an Bax/Cermak

Von Axel Koenigsbeck
Sportlich faires Duell: Varik/Kunnas gratulieren Bax/Cermak direkt nach dem Zieleinlauf

Sportlich faires Duell: Varik/Kunnas gratulieren Bax/Cermak direkt nach dem Zieleinlauf

Vor dem zweiten Lauf beim SidecarCross-WM-Finale in Rudersberg hatten Etienne Bax/Ondrej Cermak den Punkterückstand auf Varik/Kunnas egalisiert. Am Ende gewann der Titelverteidiger seine fünfte Weltmeisterschaft.

Noch vor zwei Wochen bangten die Macher des MSC Wieslauftal, dass ihr Grand Prix zum 70. Vereinsjubiläum und zum 60. Rennjubiläum mangels Wasser im Staub untergehen könnte. Doch ausgerechnet vor dem ersten Quali-Rennen am Samstag verwandelte ein heftiger Regenguss die trotz des Regens an den Vortagen bestens präparierte Strecke in eine Schlammpiste. Einige Abschnitte sind unter solchen Bedingungen nur noch schwer passierbar, Massenstaus sind vorprogrammiert. So kam es dann auch, die Rennleitung brach das Quali-Race A vorzeitig ab – eine unter den Aktiven kontrovers diskutierte Entscheidung. Die Quali-Gruppe B kam nicht mehr zum Zug, damit entfiel auch das Last-Chance-Rennen.

Das weckte Erinnerungen an 2014, als in Rudersberg der erste Lauf nach Massenstaus vorzeitig per roter Flagge beendet und der zweite Lauf nicht mehr durchgeführt wurde. Damit wurde Etienne Bax/Kaspars Stupelis die Chance genommen, ihren Rückstand von 18 Zählern noch aufzuholen. Ben Adriaenssen/Ben van den Bogaart wurden zum zweiten Mal Weltmeister.

Diesmal war die Ausgangslage schwieriger, da die Teilnehmer für die Wertungsläufe bestimmt werden mussten. Die Jury entschied, dass die schnellsten 15 Teams aus dem Quali-Rennen A und dem Zeittraining B fahren durften. Auch das sorgte für Debatten. Manche Aktive und Insider hätten es für gerechter empfunden, wenn beide Zeittrainings zugrunde gelegt worden wären. Aber das Reglement sagt, dass die Ergebnisse eines Rennens gültig sind, wenn dieses Rennen gewertet wurde. Und genau das war in der Quali A der Fall.

Für zwei prominente Teams bedeutete diese Entscheidung das Aus: Davy Sanders/Luc Rostingt und Marco Heinzer/Ruedi Betschart. Die Schweizer mussten das Quali-Rennen nach einer Runde beenden, hätten bei ihrer derzeitigen Form jedoch via Last-Chance einen Startplatz erkämpfen können. Immerhin spekulierten sie auf den sechsten WM-Endrang.

Mit dem Quali-Rennen war das Wochenende auch für Sven und Marc Buob, Christian Sieber/Michael Klooz sowie die Debütanten Joshua und Noah Weinmann gelaufen. Für Martin Walter/Philipp Frommherz genügte der 16. Rang im Zeittraining B nicht.

In der Nacht zum Sonntag regnete es wiederum kräftig. Doch der Veranstalter setzte alles daran, die Strecke wieder durchgängig befahrbar zu machen. Zum Glück ließ der Regen am Sonntagmorgen nach und Wind half, den Boden abzutrocknen. Damit konnte das Nachmittagsprogramm nahezu reibungslos durchgezogen werden. Offensichtlich ahnten überraschend viele Fans diese positive Wende und pilgerten trotz dicker Wolken nach Rudersberg.

Gleich nach dem ersten Start übernahmen Etienne Bax/Ondrej Cermak die Führung und eilten bald mit beachtlichem Vorsprung davon. Die direkten Verfolger Brett Wilkinson/Joe Millard und Stuart Brown/Josh Chamberlain mussten im weiteren Verlauf die Podestplätze Marvin Vanluchene/Robbie Bax und Kert Varik/Lari Kunnas überlassen. Die Noch-Vizeweltmeister waren bald auf den zweiten Rang vorgefahren. Dagegen brauchten die Titelanwärter etwas länger, um an Brown senior vorbeizuziehen. Von den weiteren Spitzenfahrern kämpfte Gert van Werven auf einem sicheren fünften Platz vor dem starken Duo Gert Gordejev/Kaspars Stupelis. Dagegen hingen Koen Hermans/Nicolas Musset und Julian Veldman/Rodolphe Lebreton im Mittelfeld fest.

Von den deutschen Teams fuhren Christian Hentrich/Simon Lenz auf dem aussichtsreichen zwölften Platz. Als kurz vor Laufende der Kupplungsdruckgeber zu streiken begann, retteten die Rheinländer noch P18 ins Ziel. Tobias Blank/Justin Blume und Adrian Peter/Nicky Debruyne lieferten sich ein internes Rennen um die Ränge davor, bei dem sich Blank junior zuletzt an seinem Rivalen vorbeidrücken konnte. Heiko und Marco Müller sahen die Zielflagge als 24.

Zum großen Finale traten Bax/Cermak und Varik/Kunnas punktgleich an. Nach der eindrucksvollen Demonstration des Titelverteidigers im ersten Durchgang war eigentlich schon klar, wie das Duell bei einem Rennverlauf ohne besondere Vorkommnisse ausgehen würde. Diesmal setzten sich zunächst Brown/Chamberlain an die Spitze. Doch sollte der Senior der in Rudersberg zahlreich vertretenen englischen Gesandtschaft die Führung nur zwei Runden behaupten können. Dann zogen Vanluchene/Bax ebenso wie Bax/Cermak vorbei und enteilten für die Verfolger unerreichbar. Varik/Kunnas hatten sich derweil auf den dritten Platz vorgekämpft, mussten in der Schlussphase jedoch Veldman/Lebreton vorbeilassen, die in starker Manier von weiter hinten aufgeschlossen hatten. Eine mindestens ebenso starke Leistung zeigten Hermans/Musset, die vom 24. auf den siebten Rang vorfuhren.

Peter/Debruyne kamen diesmal besser zurecht und steigerten sich in der WM-Wertung auf Rang 19. Hentrich/Lenz, im ersten Lauf mit dem Gespann von Tim Prümmer angetreten, brachten wegen der Kupplungsprobleme ihr eigenes Motorrad an den Start und wurden 15. Müller/Müller schrieben mit Platz 20 ihren ersten Punkt, während Blank/Blume mit defekter Vorderbremse aufgeben mussten und Fabian Hofmann/Marius Strauss punktelos blieben.

Mit seinem fünften WM-Titel liegt Etienne Bax nun gleichauf mit den Letten Kristers Sergis/Artis Rasmanis und dem Schweizer Robert Grogg. Zu dessen Zeiten hatte das höchste FIM-Prädikat zwar noch keinen WM-Status, doch war international nicht minder stark besetzt. Ondrej Cermak, aber auch Kert Varik und Lari Kunnas mit ihrer Silbermedaille, schenkten ihren Heimatländern die bislang größten Erfolge im Motocross.

Einige der Helden früherer Jahrzehnte konnte das Publikum beim «Race of Champions», allen voran die vierfachen Weltmeister Andreas Fuhrer/Adrian Käser, bewundern. Die Stars von damals wurden augenscheinlich in dem Moment um Jahre jünger, als sie den Gasgriff oder die Boots-Haltestange in der Hand hatten. Jedenfalls war es ein ergreifendes Wiedersehen.

Auf andere Weise ergreifend muten die Pläne des Promotors WSC an, die in Rudersberg die Runde machten. So soll es im kommenden Jahr tatsächlich wieder deutlich mehr Grands Prix geben – von Portugal bis nach Nordirland und im Baltikum ohnehin. Die Rede ist auch von 200 Euro Nenngeld pro Team, wobei die Hälfte bei erfolgreicher Qualifikation zurückgezahlt wird. Das alles sorgte für einige Unruhe im Fahrerlager. Jedenfalls besteht seitens WSC in erheblichem Maße die Notwendigkeit zu intensiver Kommunikation mit Veranstaltern und Aktiven. SPEEDWEEK.com wird in nächster Zeit ausführlich berichten.

Resultate Motocross-Gespann-WM Rudersberg/D:

1. Lauf: 1. E. Bax/O. Cermak (NL/CZ), WSP-Husqvarna. 2. Vanluchene/R. Bax (B/NL), WSP-Zabel. 3. Varik/Kunnas (EST/FIN), WSP-Husqvarna. 4. S. Brown/J. Chamberlain (GB), VMC-Husqvarna. 5. Gert van Werven/Van den Bogaart (NL), WSP-TM. 6. Gordejev/Stupelis (EST/LV), WSP-Husqvarna. 7. Hermans/Musset (NL/F), WSP-Husqvarna. 8. Veldman/Lebreton (NL/F), WSP-Mega. 9. Foden/Cooper (GB), WSP-Zabel. 10. Moulds/Gray (GB), WSP-Husqvarna. 11. T. Leferink/S. Leferink (NL), VMC-Zabel. 12. Wijers/Soenens (NL/B), WSP-Zabel. 13. Wilkinson/Millard, (GB), WSP-Husqvarna. 14. I. Kops/Phelps (NL/GB), WSP-Zabel. 15. T. van der Lagemaat/de Veene (NL/B), WSP-Zabel. 16. Blank/Blume (D), VMC-Zabel. 17. Peter/N. Debruyne (D/B), WSP-Zabel. 18. Hentrich/Lenz (D), VMC-KTM. 19. J. Keuben/Rietman (NL), VMC-Zabel. 20. Wisselink/Vincent (NL), WSP-Zabel. 24. H. Müller/M. Müller (D), WSP-Zabel.

2. Lauf: 1. Vanluchene. 2. Bax. 3. Veldman. 4. Varik. 5. Wilkinson. 6. Gordejev. 7. Hermans. 8. Foden. 9. Moulds. 10. Van de Lagemaat. 11. J. Keuben. 12. Leferink. 13. Peter. 14. K. Prunier/E. Prunier (F), WSP-Zabel. 15. Hentrich. 16. Kops. 17. Wisselink. 18. Hodges/J. Wilkinson (GB), WSP-Zabel. 19. Mulders/A. van der Wiel (NL), WSP-Zabel. 20. Müller. 22. Hofmann/Strauss (CH), VMC-Zabel. 26. Blank.

WM-Endstand nach 12 Läufen: 1. Bax, 239 Punkte. 2. Varik 235. 3. Vanluchene 217. 4. Van Werven 179. 5. Hermans 175 6. Veldmann 141. 7. Wilkinson 139. 8. Gordejev 118. 9. Heinzer 109. 10. Foden 98. 19. Peter 50. 30. Weiss 12. 32. Hentrich 9. 33. Prümmer 8. 34. Reimann 7. 39. Blank 5. 42. Hofmann 3. 43. Müller 1.

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